Cinderella und der Wüstenprinz (Julia) (German Edition)
Herzschlag fühlte Hassan, wie sein Blut flüssiger Lava gleich durch die Adern schoss.
Vor kaum einer Woche hatte er noch auf dem Schlachtfeld gekämpft, und gleich darauf war er zu Alex’ Verlobungsfeier nach Europa geflogen. Der Kontrast zwischen der Glamourwelt hier und den Monaten äußerster Härte und Entbehrungen hätte nicht größer sein können. Krieg zu führen, forderte einem Mann einiges ab, dazu gehörte nicht zuletzt auch der Verzicht auf Sex.
Seinen ungestillten sexuellen Hunger hatte Hassan bewusst in physische Energie umgewandelt. Offenbar hatte er darüber vergessen, wie es sich anfühlte, hilflose Beute des eigenen Verlangens zu sein! Sollte er dem Schicksal nicht eigentlich danken, dass es ihm genau in diesem Zustand eine attraktive, willige Frau in den Weg stellte?
Auf jeden Fall war diese feurige Brünette eine echte Herausforderung.
Hassan schaute sich kurz um. Der lange Flur war menschenleer. Konnte er es wagen, sie gleich hier zu nehmen, ohne das Risiko einzugehen, überrascht zu werden? Oder ihr wenigstens einen kurzen Vorgeschmack von dem geben, was folgen würde, sobald sie allein in seiner Suite wären? Er liebte es, zu erobern und zu zähmen. Es war wie ein Zwangsmechanismus, durch den er Kontrolle über ein Leben gewann, das vornehmlich von Chaos geprägt worden war.
Jetzt, da sein Ärger sich gelegt hatte, fühlte er nur noch heißes Begehren. Verlangend schaute er an ihrer atemberaubenden Figur bis zu den zierlichen Füßen hinunter und stutzte. Als er wieder hochsah und ihren Blick suchte, lauerte ein gefährliches Lächeln auf seinem Gesicht. „Ihre Füße schmerzen höllisch, nicht wahr?“ Frauen zu verstehen, fiel ihm seltsamerweise ebenso leicht, wie sich in seine geliebten Falken hinein zu fühlen, wenn er mit ihnen in der Wüste jagte.
Die unerwartete Frage und der fast sanfte Tonfall entwaffneten Ella. Konnte dieser Mann auch noch Gedanken lesen? Und wie brachte er es fertig, ihr mitten in einem dämmerigen Palastgang das Gefühl zu vermitteln, sie wären ganz allein in einem romantischen Separee?
„Sie bringen mich um“, gestand sie frei heraus.
„Dann zieh sie doch einfach aus, Cinderella!“
Das hörte sich für Ella so natürlich und verführerisch an, dass sie automatisch gehorchte. Doch als sie sich bücken wollte, war ihr Prinz schneller. Die Geschicklichkeit, mit der er die schmalen Riemchen löste und die High Heels von ihren schmerzenden Füßen streifte, ließ Ella vermuten, dass er dies nicht zum ersten Mal tat.
Dabei strich er sanft mit dem Daumen über die verkrampften Zehen und lachte leise, als er Ella scharf einatmen hörte. Er hatte sich also nicht getäuscht. Sanft setzte er einen Fuß nach dem andern auf dem kühlen Marmorboden ab.
Was für eine Wohltat!
Hassan richtete sich auf, in seinen schwarzen Augen blitzte ein herausfordernder Funke auf. „Besser?“
Ella nickte stumm. Natürlich fühlte sie sich entschieden wohler, allerdings vermisste sie die Berührung seiner warmen Finger schmerzlich, so albern und unsinnig das auch war! Nur mit äußerster Willensanstrengung hatte sie sich eben ein wollüstiges Aufstöhnen verkneifen können.
„Viel besser“, murmelte sie heiser.
„Wollen Sie zur Party zurück?“, fragte Hassan und reichte ihr die Schuhe.
Ella schüttelte den Kopf. Auf keinen Fall könnte sie den Ballsaal noch einmal betreten, und das nicht allein wegen der skandalösen Szene, die sie verursacht hatte. Sie hätte es ohnehin keine Sekunde länger auf dieser unsäglichen Verlobungsparty ausgehalten, über die niemand glücklich zu sein schien. Außer wahrscheinlich das Brautpaar selbst!
„Nein, ich denke, für mich ist es Zeit zu gehen. Ich muss mir nur noch einen Wagen organisieren, der mich zurück ins Hotel bringt.“
„Dann begleite ich Sie zum Haupteingang.“
Ellas Puls beschleunigte sich, während Angst und Verlangen sich zu einem ziehenden Schmerz in ihrem Innern vereinigten. Es hatte etwas damit zu tun, wie er sie anschaute. Und mit der Erkenntnis, wie dicht er plötzlich vor ihr stand. So nah, dass sie seinen männlich herben Duft wahrnahm, wie vorhin auf der Tanzfläche. Und wenn sie daran dachte, wie er sich hingekniet hatte, um ihr die Schuhe von den Füßen zu ziehen, wie bei Cinderella …
Nur dass der Prinz im Märchen seiner Liebsten den Schuh angezogen hat!
„Nein danke!“, wehrte sie mit klopfendem Herzen ab. „Ich komme allein zurecht.“
„Und wo es langgeht, wissen Sie auch?“
Zum
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