Cinderella und der Wüstenprinz (Julia) (German Edition)
auch gleich zweimal auf ihn reingefallen und ließ sich immer noch wie der letzte Dreck behandeln!
Ihre Eltern gaben das beste Beispiel einer Beziehung ab, wie Ella sie niemals eingehen würde. Kein Mann auf der Welt sollte sie jemals derart schlecht behandeln.
Mit finsterer Miene schaute sie sich nach einem Spiegel um und fischte einen breitzinkigen Kamm aus dem Abendtäschchen. Mit dem praktischen Utensil hatte sie wenigstens den Hauch einer Chance, etwas Form in die widerspenstige Lockenfülle zu bringen. Ob sie mehr Licht machen konnte?
Warum nicht? gab sie sich gleich selbst die Antwort. Dieser penetrante Scheich kommt bestimmt nicht zurück. Wahrscheinlich tanzt er längst mit einer ‚ausreichend attraktiven‘ Dame der höheren Gesellschaft. Armes Ding! dachte sie in einer Mischung aus Sympathie und Schadenfreude. Bei seinem Riesenego dürfte für sie gar kein Platz mehr auf der Tanzfläche sein!
Entschlossen machte sie Licht und betrachtete sich kritisch in dem raumhohen Barockspiegel. Ihr silbern schimmerndes Cocktailkleid mochte eine Spur zu kurz sein, dafür aber ausgesprochen stylish, was angesichts ihres Jobs extrem wichtig war. Zumal ihre extravaganten Klienten großen Wert darauf legten, dass sie deren Marktwert widerspiegelte, anstatt sich dezent im Hintergrund zu halten. Als Event-Planerin für die neureiche Fraktion der oberen Zehntausend blieb Ella der Tradition ihrer Familie treu, für eine Schicht zu arbeiten, die zwar stinkreich, aber gesellschaftlich nicht akzeptiert war.
Die Grundregeln für ihr Business verinnerlichte sie sehr schnell, was sie neben der raschen Auffassungsgabe ihrem ausgeprägten Überlebensinstinkt verdankte, den Ella wegen der ständigen Skandale um ihre Familie schon sehr früh entwickelt hatte. Wenn zum Beispiel ein glamouröses Supermodel in einer mit Brillanten bestickten Prachtrobe vor den Altar trat, erwartete sie von der Frau, die dieses Spektakel inszenierte, einen ähnlich prächtigen Auftritt.
Also tat Ella ihr Bestes, um der Braut in nichts nachzustehen. Dabei kreierte sie gleichzeitig einen ganz eigenen Stil, der sich ebenso dezent wie wohltuend von dem ihrer häufig zu Prunk neigenden Kundschaft abhob. Das auffällige Scharlachrot, mit dem sie ihren großzügigen Mund betonte, war bereits zu einer Art Markenzeichen geworden. Dazu trug sie stets die neuesten Designermodelle und war längst daran gewöhnt, dass man sich nach ihr umdrehte.
Doch all das war nicht mehr als eine gut durchdachte und geplante Show.
Die wahre Ella hielt sich hinter der glanzvollen Fassade verborgen, wo sie niemand finden und verletzen konnte. Bei sich zu Hause durfte sie die Person sein, über die ihre Familie von jeher Witze gerissen hatte: das arme Aschenbrödel, ohne eine Spur Make-up im Gesicht, in alten Jeans und schlichtem T-Shirt, und häufig genug mit Gartenerde unter den Fingernägeln.
Und gerade jetzt wünschte sie sich sehnlichst in genau diesen Zustand zurück, anstatt noch länger auf der anstrengendsten Party ihres Lebens ausharren zu müssen!
Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass ein Mitglied ihrer Familie in eines der ältesten Königshäuser Europas einheiraten würde. Diese schockierende Tatsache hatte dazu geführt, dass plötzlich überall öffentlich die Messer gewetzt wurden. Eben erst hatte sie gehört, für wie berechnend und unter seiner Würde dieser arrogante Scheich ihre gesamte Familie hielt.
Und dann die hinterhältigen Paparazzi, die sie auf Schritt und Tritt beobachteten, nur um später schadenfroh zu demonstrieren, wie schlecht der Jackson-Klan in die elitäre Welt der Aristokratie passte.
Sie würde es ihnen schon zeigen. Ihnen allen! Die hämischen und degradierenden Kommentare konnten ihr nichts anhaben, weil sie es einfach nicht zuließ. Anstatt den ganzen Tag auf der faulen Haut zu liegen und Champagner zu schlürfen, wie man es von einer Jackson vermutete, hatte sie schon immer sehr hart für ihren Lebensunterhalt gearbeitet. Zumal ihr Nachname sich zugegebenermaßen oftmals als Stolperstein erwies. Trotzdem war sie nicht bereit, sich demütigen zu lassen.
Energisch zog sie den Kamm durch die kastanienroten Locken, überprüfte ihr Gesicht auf Mascaraspuren und frischte den scharlachroten Lippenstift auf. Als sie kampflustig das feste Kinn anhob, funkelten die langen Ohrringe, und selbst der Lidschatten, mit dem sie die strahlend blauen Augen betonte, glitzerte im Schein der pompösen Kristalllüster.
Fertig war die
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