Cinderellas letztes Date
lange will ich gar nicht bleiben. Höchstens für drei, vier Tage. Dann habe ich was anderes. Mom und Dad werden Augen machen, wenn sie sehen, zu wem ich ziehe.“ Clarissa lachte triumphierend.
„Wo willst du denn hin?“, fragte Ruby irritiert. Ihre Schwester kannte ja kaum Leute.
„Wirst schon sehen“, entgegnete Clarissa geheimnisvoll. „Und vielen, vielen Dank. Ich wusste, dass du mich nicht im Stich lässt. Du bist die allerbeste Schwester der Welt. Küsschen!“ Und schon hatte sie aufgelegt.
„O Mann!“ Ruby schob ihr Handy unter das Kopfkissen und kroch wieder unter die Bettdecke. Was war nur zwischen Clarissa und ihrem Dad vorgefallen? Die beiden waren ein Herz und eine Seele. Was konnte Dads Prinzessin nur angestellt haben, das ihn so in Rage gebracht hatte? Ruby fiel absolut nichts ein. Sie schaute grübelnd aus dem Fenster in das frühe Morgenlicht und schlief irgendwann wieder ein.
2. KAPITEL
„Wo bleibt denn Clarissa?“ Ruby setzte einen unschuldigen Gesichtsausdruck auf und blickte ihre Mom und ihren Dad an.
Ihre Eltern schwiegen einen Moment, dann meinte ihr Dad: „Clarissa kommt heute nicht.“
„Und warum?“, hakte Ruby nach. „Sie verpasst doch nie unseren Sonntagskaffeeklatsch.“
„Sie hat zu tun“, erklärte die Mutter.
„Was denn?“, fragte Ruby und ignorierte den Tritt, den ihr Bruder ihr unter dem Tisch verpasste. Sie schaufelte sich ein riesiges Stück Erdbeertorte in den Mund und lächelte ihren Dad freundlich an.
Er seufzte und gab auf. „Also gut, ihr erfahrt es ja sowieso. Eure Mom und ich hatten gestern Streit mit Clarissa.“
„Du hast dich gestritten“, warf die Mutter ein.
„Jetzt behaupte nur noch, du bist nicht auch aus allen Wolken gefallen, als sie die Wahrheit gestanden hat“, erwiderte der aufbrausend.
„Ich war völlig geschockt“, gab die Mutter zu. „Aber du hättest sie nicht so anschreien müssen. Solche Dinge kann man auch in Ruhe klären.“
„Was hat Clarissa euch denn gestanden? Ist sie schwanger?“, wollte Ruby wissen.
„Um Gottes willen! Das fehlte uns noch“, stieß ihre Mom hervor. „Unverheiratet schwanger – das wäre eine Katastrophe für unseren Ruf in der Gemeinde. Ganz so schlimm ist es nicht.“
„Aber schlimm genug“, wandte der Vater ein und schob seinen vollen Kuchenteller von sich. Ihm war offensichtlich der Appetit vergangen. Er räusperte sich. „Eure Schwester hat mein Vertrauen missbraucht und ihre von mir finanzierte Kreditkarte mit 150.000 Dollar belastet.“
„Wofür hat sie denn so viel Geld ausgegeben? Sie unternimmt doch nie was“, fragte Ruby verblüfft.
„Sie kauft sich teure Kleider“, bemerkte Chelsea, schwieg aber sofort, als der Vater sie tadelnd ansah.
Bei Familienangelegenheiten kannten die Cartwrights kein Pardon, wenn sich Außenstehende einmischten. Auch, wenn es sich bei der Außenstehenden um die Verlobte des Sohnes handelte. Schließlich waren die beiden noch nicht verheiratet.
„So unrecht hat Chelsea nicht“, kam Brad ihr zu Hilfe. „Das Kleid, das Clarissa sich zum Geburtstag geschenkt hat, kostete 1.500 Dollar.“
„Ich weiß“, meinte der Vater. „Aber sie kann diese beträchtliche Summe nicht allein in Kleidung investiert haben.“
„Vielleicht hat sie sich einen Sportwagen mit allem möglichen Schnickschnack gekauft“, merkte Brad an.
„Das würdest du dir kaufen“, entgegnete Ruby. „Clarissa hasst Autofahren. Sie bekommt hinterm Steuer Panik. Hat sie nicht verraten, wofür sie 150.000 Dollar ausgegeben hat?“
„Nein, sie hat bockig geschwiegen, als ich ihr die Bankauszüge präsentiert habe.“ Der Vater presste verbittert die Lippen aufeinander. Dass sein Lieblingskind ihn hintergangen hatte, nahm ihn offensichtlich mit.
„Aus der Kreditkartenabrechnung muss ja hervorgehen, wo sie was mit dem Geld gekauft hat“, sagte Ruby.
Ihr Vater schüttelte den Kopf. „Clarissa hat sich mit der Kreditkarte am Bankschalter jeweils den maximalen Tagessatz auszahlen lassen. Außerdem hat sie das Geld immer in Ashbury abgeholt und in keiner anderen Stadt.“
Raffiniert! Ruby zollte ihrer Schwester Respekt. Sie überlegte, ob Clarissa ihr verraten würde, wofür sie eine so hohe Summe gebraucht hatte. Am liebsten wäre sie vom Tisch aufgesprungen und hätte sie heimlich angerufen. Aber das konnte sie aus Anstand gegenüber ihren Eltern nicht tun.
„Es ist reiner Zufall, dass wir von ihren Schulden erfahren haben“, erklärte die Mutter. „Ihr wisst, dass
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