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Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Titel: Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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verschwand.
    Sie schaute durch die hohen Fenster auf die Stadt hinaus. Dichte Wolken jagten über den Himmel, der eine seltsam bräunliche, fast rostrote Färbung angenommen hatte. Donner grollte. Und dann sprang Pandora etwas ins Auge: ein mattes kupferfarbenes Licht, das unweit des Findelhauses über den Wiesen aufstieg.
    Auch Mr Sidereal hatte es entdeckt.
    »Hoho, was haben wir denn da?«, rief er und manövrierte seinen Stuhl vor ein Teleskop am Nordfenster. »Einen Feuerball?«
    Madame Orrery sprang auf und trat neben ihn.
    »Das ist ja höchst bemerkenswert«, sagte Mr Sidereal, während er konzentriert ins Teleskop blickte und das sich bewegende Ziel anvisierte.
    Pandora dagegen brauchte keine spezielle Linse, um zu wissen, was das war. Der Mann vom Abend zuvor! Er segelte in seinem fliegenden Apparat über den Himmel! Sie wich vom Fenster zurück.
    »Nun, Hortense, wir sind anscheinend nicht allein auf der Suche nach dem verschollenen Jungen«, stellte Mr Sidereal fest, ohne seine Beobachtung zu unterbrechen. »Unser alter Freund, der Seemann, ist zurück in London. Wie es aussieht, hat er ein raffiniertes Fluggerät ausgetüftelt und gebaut – ganz und gar unglaublich – und sucht nun ebenfalls die Straßen nach ihm ab. Wie außerordentlich interessant!«
    Eine Weile betrachteten sie schweigend den Mann, der über die Mauern des Heims und dann über die Stadt schwebte, von Dunst- und Rauchwolken halb verborgen. Auf einmal merkte Pandora mit zunehmendem Schrecken, wohin er steuerte.
    Nein, nicht dorthin, dachte sie verzweifelt, während das Fluggerät unbeirrt eine ganz bestimmte Wohngegend ansteuerte und schließlich um eine kleine weiße Kirche kreiste. Sie spürte, wie Madame Orrery neben ihr erstarrte.
    »Nun, Hortense«, sagte Mr Sidereal, als der Flugapparat vor einem Haus in Midas Row zum Stillstand kam. »Ich glaube, Sie haben einen Gast.«
     

 

     

Das Haus der Wunder
    An der südwestlichen Ecke von Leicester Fields blieb Cirrus unvermittelt stehen. Vor ihm dehnte sich eine weite Parkanlage, von Kieswegen durchzogen und überall mit kleinen Bäumen bepflanzt. Wo die Wege zusammenliefen, stand auf einer Steinplatte eine wunderschöne Statue – Pferd und Reiter –, die scheinbar aus purem Gold war.
    »Siehst du, was ich meine?«, sagte Jonas neben ihm. »Nobel, wie?«
    Cirrus nickte. Er schaute an den hohen weißen Häusern empor, die den vornehmen Platz säumten. »Welches davon ist das Museum?«, fragte er.
    Jonas zeigte auf ein Anwesen an der Nordseite des Platzes, ein prunkvolles, von einem Eisenzaun umgebenes Gebäude mit einem kleinen Hof, der etwas von der Straße zurück lag.
    Cirrus musste tief durchatmen. War Bottle Top wirklich hier gelandet? In diesem herrschaftlichen Haus?
    »Kommst du?«, sagte Jonas und ging weiter.
    Cirrus zögerte. Jetzt, wo er sich seinem Ziel näherte, verließ ihn der Mut. Er fühlte sich klein und unbedeutend vor dieser großartigen Kulisse und sah verlegen an seiner Kleidung herunter. Seine Jacke war schmutzig und zerrissen, seine Beine waren dreckverkrustet. Doch schon hatte Jonas ihn am Ellbogen gefasst und über die Straße gezogen. Vor dem Museum war ein kleiner Aushang.
    »Sieh mal«, sagte Jonas.
    Cirrus betrachtete den gedruckten Zettel. Viele der Wörter konnte er nicht entziffern, aber weil manche mit Großbuchstaben und manche fett gedruckt waren, musste es sich wohl um eine wichtige Mitteilung handeln.
     

     
    Jonas las das Schild vor. »Scheint, als ob Mr Leechcraft ein bisschen dick aufträgt«, sagte er, nachdem er mit Vorlesen fertig war.
    Cirrus schwieg. Sein Herz hatte sich zusammengeschnürt. Er drehte seine Hosentaschen um.
    »Hast du Geld?«, fragte er Jonas schließlich.
    Jonas schüttelte den Kopf. »Nicht genug für eine Eintrittskarte, wenn du das meinst«, sagte er. »Du musst jetzt selber sehen, wie du klarkommst.«
    Cirrus starrte auf die Tür des Museums, die glänzend lackiert und mit goldenen Beschlägen verziert war.
    »Vielleicht solltest du einfach mal die Klingel ausprobieren«, schlug Jonas vor.
    Cirrus schüttelte den Kopf. Er würde mit seinen Fingern nur den Klingelzug schmutzig machen, dachte er. Resigniert trat er ein paar Schritte zurück und musterte die Fensterreihen. Was sollte er tun? Donner grollte am Himmel, aber das änderte wenig an der heißen staubigen Luft.
    »Na, ich muss los«, sagte Jonas nach einer Weile. »Mr Scrivener zieht mir das Fell über die Ohren, wenn ich nicht bis zum Abend ein paar

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