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Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Titel: Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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die Maschine im Museum hing er zusätzlich mit Drähten an mehreren dunkelgrauen Glasgefäßen.
    »Mr Sidereal hat uns freundlicherweise seinen Vorrat an Leydenschen Flaschen zur Verfügung gestellt«, erklärte Mr Leechcraft mit leuchtenden Augen. »Wie er mir versicherte, lassen sie sich mit weit höheren Spannungen aufladen als meine eigenen. Stell dir nur vor, gleich wird der Blitz selber durch deine Adern fließen! Da werden die Funken nur so sprühen!«
    Cirrus spürte, wie seine Beine schwach wurden und sein Verstand fast aussetzte, als er die große, blank polierte Kugel sah. Sie funkelte wie eine kleine Sonne. »Wird es wehtun?«, fragte er mit dünner ängstlicher Stimme.
    »Unsinn, mein Junge. Eine kleine Unannehmlichkeit hat noch keinem Kind geschadet«, sagte Mr Leechcraft. »Frag nur Abraham hier.«
    Cirrus sah Bottle Top an, der zu Boden blickte. Er wurde noch blasser.
    »Na, siehst du«, sagte Mr Leechcraft. »Du wirst höchstens einen kleinen Stich spüren, das ist alles.«
    Cirrus tastete über die Kugel an seinem Hals und versuchte, sich zu beruhigen. Seit gestern Abend hatte er nicht mehr gewagt, sie zu öffnen, aus Angst, die anderen Jungen könnten ihn beobachteten. Sogar beim Schlafen hatte er sie unter der Decke in der Hand gehalten und gehofft, sie würde für immer sein Geheimnis bleiben.
    So viele Fragen gingen ihm durch den Kopf. Wo hatte sein Vater die Kugel gefunden? Wozu war sie gut? Eines aber war sicher: Was sie enthielt, war mächtig – ihre Kraft hatte Bottle Top sogar von seiner Schaukel geschleudert.
    Er machte sich auch wieder Gedanken, was passieren würde, wenn nun die Kugel vor der Akademie ihr schimmerndes Licht nicht ausstrahlte.
    In diesem Moment stürmte Ezekiel in den Raum. Er war ganz außer Atem und hielt sich die Hand an die Brust.
    »Mr Leechcraft, Sir, Sie müssen schnell kommen«, sagte er. »Die Herren von der Akademie! Sie kommen schon die Treppe herauf.«
    »Du lieber Himmel!«, sagte Mr Leechcraft und sah auf seine Taschenuhr. »Wir müssen sie aufhalten.« Er wandte sich an Bottle Top. »Worauf wartest du? Hilf dem Jungen in die Gurte und zieh ihn hinauf. Wir haben keine Sekunde zu verlieren!«
    Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum.
    Bottle Top ging zu den Seilen und fing an, die Schaukel herunterzulassen. »Zieh die Schuhe aus und leg dich hin«, sagte er in ausdruckslosem Ton zu Cirrus.
    Cirrus gehorchte. Er folgte Bottle Tops Beispiel vom Abend zuvor und legte sich auf das Schaukelbrett, das leicht hin- und herschwang. Es drückte gegen seinen Bauch und störte beim Atmen. Von den Seilen hingen Stoffgurte herab – wahrscheinlich sollte er damit an die Schaukel gebunden werden. »Ich wünschte, ich müsste das nicht machen«, sagte er wieder, während Bottle Top die Gurte um seine Taille befestigte.
    Bottle Top sagte nichts, machte sich an den Gurten über Cirrus’ Knien zu schaffen und zurrte sie fest.
    »Pass auf! Du tust mir weh!«, sagte Cirrus und griff hinter sich, um den Gurt dort zu lockern, wo er in seine Haut schnitt.
    Da packte Bottle Top mit einer unerwarteten Bewegung sein Handgelenk und drehte ihm den Arm auf den Rücken. Er zwängte ihn unter einen Riemen und schnürte ihn ebenfalls an die Schaukel.
    Cirrus ächzte vor Schmerz. »Was machst du da?«, schrie er und strampelte verzweifelt, um sich zu befreien. »Bist du verrückt?«
    Doch Bottle Top griff wortlos nach seinem anderen Arm und band auch den an die Schaukel. Eine Welle von Schmerz schoss Cirrus durch den Körper, sodass er unwillkürlich einen wimmernden Laut ausstieß, aber Bottle Top achtete nicht darauf, sondern zog unbeirrt an den Gurten.
    Cirrus konnte sich kaum noch bewegen.
    »Bitte, Bottle Top!«, rief er jetzt mit fast ängstlicher Stimme. »Was hast du vor? Ich wollte das alles nicht – falls du das etwa denkst!«
    Er drehte seinen Hals in Richtung Tür und schrie um Hilfe, aber Mr Leechcraft war schon viel zu weit weg, als dass er ihn hätte hören können. Außerdem wurden seine Rufe von einem krachenden Donnerschlag übertönt. Schweißperlen bildeten sich auf Cirrus’ Stirn.
    Endlich trat Bottle Top von der Schaukel weg, sodass Cirrus ihn sehen konnte. Er hatte seinen Arm aus der Schlinge genommen, drehte das Stoffstück zu einem langen Strang und band einen Knoten in die Mitte. Er war also gar nicht so verletzt gewesen, wie er getan hatte.
    Als ihm Bottle Top nun den Knoten der Stoffkordel in den Mund schob und die Enden hinter seinem Kopf zusammenband,

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