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Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Titel: Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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wieder umdrehte, war die Tür bereits geschlossen und der Mann samt dem Jungen verschwunden.
    Mr Sidereal war inzwischen auf der Straße, kaum einen Steinwurf von Pandora entfernt, und sie konnte ihn schwer atmen hören, während die Jungen ihn zu seiner Kutsche trugen. Sie duckte sich noch tiefer ins Gebüsch und beobachtete, wie der Kutscher vom Bock sprang und die Tür für den Herrn öffnete. Er hob Mr Sidereal hinein, befestigte seinen Stuhl mit einem besonderen Gurt und entzündete eine Petroleumlampe, die das Innere der Kutsche in einen matten Lichtschimmer hüllte. Dann lief er wieder zu seinem Platz vorne auf dem Kutschbock, ließ aber zu Pandoras Überraschung die Seitentür offen.
    Die vier Jungen, die ihre Pflicht erfüllt hatten, waren zurückgetreten und nach einer kurzen Verbeugung vor Mr Sidereal wieder ins Museum gelaufen.
    Nur der Junge mit den ramponierten Flügeln schien zu zögern. Mit mürrischem Gesicht blieb er noch eine Weile stehen und musterte das prächtig ausgestattete Innere des Gefährts, dann machte er ebenfalls kehrt.
    Mr Sidereal rief ihn zurück.
    Der Junge zögerte.
    »Ja, du«, sagte Mr Sidereal mit dünner hoher Stimme. »Der gefallene Engel. Ich möchte mit dir sprechen.«
    Der Junge trat näher.
    Hinter den Eisenstäben beobachtete Pandora, wie der Junge nervös nach links und rechts schaute und dann in die golden erleuchtete Kutsche stieg. Auf Geheiß des Mannes schloss er die Tür hinter sich. Soweit Pandora aus ihrem Versteck erkennen konnte, saßen sie im gedämpften Licht der Petroleumlampe einander gegenüber, und der Mann fing an zu reden.
    Pandora beugte sich vor und spitzte die Ohren, konnte aber kein Wort ihrer Unterhaltung hören.
    Durch das Fenster sah sie, wie der Mann auf seinen Hals zeigte. Der Junge nickte und deutete auf seine Brust.
    Mr Sidereal verzog die Lippen zu einem heimtückischen Grinsen.
    Dann setzten sie ihr Gespräch fort.
    Aus der Art, wie sich der Junge immer wieder nach dem Museum umdrehte, als befürchte er, ertappt zu werden, schloss Pandora, dass dieses Gespräch mit Cirrus oder dem Besitzer des Museums zu tun haben könnte. An einer Stelle schüttelte der Junge heftig den Kopf und stand auf, doch gleich darauf flüsterte ihm Mr Sidereal etwas ins Ohr. Der Junge zögerte, biss sich auf die Lippe und setzte sich wieder.
    Dann sah Pandora, wie Mr Sidereal in seinen Umhang griff und eine kleine, silbern eingefasste Börse hervorzog. Er entnahm ihr mehrere Goldmünzen und ließ sie auf seiner Handfläche glitzern.
    Der Junge riss die Augen auf und knetete nervös die Hände. Er starrte auf das Geld, und nach einer Weile nickte er ohne aufzusehen.
    Wieder spielte ein boshaftes Lächeln um Mr Sidereals Lippen.
    Pandora bückte sich tiefer, als die Kutschentür wieder geöffnet wurde und der Junge heraussprang.
    »Morgen Abend in der Akademie«, sagte Mr Sidereal mit schneidender Stimme. »Du weißt, wo ich auf dich warte.«
    Der Junge wandte sich ab und nickte, dann streckte er vorsichtig die Hand aus.
    Mr Sidereal runzelte die Stirn.
    »Aber natürlich«, sagte er und drückte dem Jungen ein paar Münzen in die Hand. Er griff hart nach seinem Handgelenk und zog ihn näher heran. »Den Rest bekommst du, wenn ich habe, was ich haben möchte. Versuch also nicht, mich hinters Licht zu führen.«
    Er ließ den Jungen los und schloss die Tür.
    Die Kutsche setzte sich ruckelnd in Bewegung.
    Einen Augenblick blieb der Junge stehen und tastete über die Stelle, an der Mr Sidereal sein Handgelenk gepackt hatte, dann versteckte er die Münzen unter seiner Kleidung und lief zum Museum zurück.
    Pandora wartete, bis er weg war, und ging dann eilig zu Mr Hardy. »Dem traue ich nicht«, sagte sie grübelnd über das eben Gesehene: erst der Wortwechsel zwischen Mr Sidereal und dem Museumsbesitzer und dann die Szene zwischen dem Mann und dem Jungen. »Ich glaube, die haben was vor.«
    »Ja«, sagte Mr Hardy, der immer noch in düsterer Stimmung war. »Und vermutlich hängt es mit der Kugel zusammen.«
    »Ich habe sie von der Akademie reden hören«, sagte sie.
    Mr Hardy nickte schweigend und ging mit weit ausholenden Schritten über den Platz.
    Pandora kam kaum mit. »Dieser Mann, der Cirrus an den Schultern festgehalten hat, gefällt mir nicht«, sagte sie.
    »Nein, Mädchen, mir auch nicht«, sagte Mr Hardy und spuckte auf den Boden. »Er ist einer von der übelsten Sorte. Ich kenne ihn gut.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Ja. Nennt sich Leechcraft. Er gehört zu den

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