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Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab

Titel: Cirrus Flux - Der Junge, den es nicht gab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Skelton
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nach Luft schnappend. »Wie kommst du …? Was machst du …? Binde mich von der Schaukel los, bitte!«
    Pandora war schon dabei, die Gurte zu lockern, die ihn an das Brett fesselten. Aber plötzlich hielt sie inne. »Schscht!«, flüsterte sie, legte ihm die Hand auf den Mund und lauschte angestrengt. Von unten näherten sich Stimmen.
    In fieberhafter Eile machte sie sich an die restlichen Knoten.
    Ihre Finger zitterten, die Knoten waren zu fest geschnürt. Verzweifelt sah sie sich nach einer geeigneten Glasscherbe um, die sich als Messer benutzen ließe.
    »Stillhalten jetzt«, sagte sie, während sie vorsichtig die Knoten durchtrennte.
    Endlich gab auch die letzte Fessel nach, und Cirrus fiel zu Boden. Behutsam rieb er über die Stellen, wo ihm die Riemen in die Haut geschnitten hatten, dann dehnte und reckte er seine steifen Glieder. Er wollte zur Tür humpeln.
    Pandora zog ihn zurück. »Nicht dorthin!«, rief sie und zeigte stattdessen zum Dach.
    Erschrocken blickte der Junge zum Himmel und sah das geblähte, heftig hin und her schlingernde Mondsegel. Ein adlerähnlicher Vogel saß flügelflatternd auf einer Metallstange, und aus einem Weidenkorb schaute der Mann mit dem Dreispitz zu ihnen herunter.
    Cirrus fuhr entsetzt zurück, als er den Mann erkannte. »Ich kann nicht«, sagte er. »Dieser Mann … das verstehst du nicht … ich habe ihn schon mal gesehen. Er ist hinter meiner Kugel her.« Er tastete nach der Stelle, wo sie gewesen war, und machte ein unglückliches Gesicht.
    Pandora griff sein Handgelenk. Er zuckte zusammen – die Gurte hatten empfindlich brennende Striemen in seine Haut gegraben.
    »Hör zu«, sagte sie hastig. »Mr Hardy ist ein Freund. Er hat deinen Vater gut gekannt. Er will dir helfen. Schlinge jetzt deine Beine fest um den Anker, dann zieht er dich hoch.«
    Sie riss den Anker unter der Tischkante hervor und drückte ihn Cirrus in die Hand.
    »Ein Freund?«, sagte er verständnislos. »Von meinem Vater?«
    Das Stimmengewirr im Treppenhaus wurde lauter.
    »Bitte!«, sagte Pandora. »Jetzt ist keine Zeit für Erklärungen. Du musst mir einfach vertrauen.«
    Cirrus schien noch nicht überzeugt und wollte weitere Einwände machen, aber schließlich tat er, was sie sagte. Er legte die Beine um die Ankerhaken und griff mit den Armen nach der Längsstange. Augenblicklich begann der Mann, ihn Stück für Stück hinaufzuziehen.
    Pandora suchte inzwischen nach etwas Schwerem, um die Tür zu verbarrikadieren. Hastig griff sie nach einem der Stühle am Tisch, schleifte ihn über den Boden und klemmte ihn mit der Rückenlehne unter die Griffe der schweren Flügeltür.
    Cirrus hatte jetzt die zersplitterte Fensteröffnung hinter sich und schwang frei in der Luft. Die dunklen Gewitterwolken nahmen immer bedrohlichere Formen an, der Sturm wurde heftiger.
    Pandora schlug das Herz bis zum Hals, während sie zusah, wie Mr Hardy den Arm über den Korbrand streckte und Cirrus zu sich hineinzog.
    Das Mondsegelschiff aber, das nun nicht länger gehalten wurde, trieb ab und schaukelte auf die Wolken zu. Angstvoll schrie Pandora auf, als der Junge und der Mann aus ihrem Blickfeld verschwanden.
    Sie drehte sich nach der Tür um – jetzt war sie ganz auf sich allein gestellt.
    Die Schritte hatten den letzten Treppenabsatz erreicht, und als sich nun langsam die verzierten Türgriffe senkten und die Tür ein paar Millimeter nachgab, atmete Pandora erschrocken ein.
    Doch dann bewegte sich die Tür nicht weiter.
    Die Stuhlbeine hatten sich in den Boden gerammt und blockierten den Eingang.
    Auf der anderen Seite wurde ein überraschter Ausruf laut, dann ein Fluchen. Jemand hämmerte an die Tür.
    »Was hat das zu bedeuten? Mach die Tür auf, Junge!«
    Wieder klapperten die Türgriffe, der Stuhl ruckelte und ächzte, doch für den Augenblick schien die Barrikade standzuhalten.
    Pandora atmete erleichtert auf und trat von der Tür zurück. Ihr Herz hämmerte nur so gegen die Rippen. Sie ließ das Dachfenster keinen Moment aus den Augen und wartete darauf, dass das Mondsegel wieder auftauchen würde.
    Es war vergebens.
    Blitze zuckten über den Himmel, Donnerschläge krachten, nur vom Mondsegelschiff war keine Spur zu sehen.
    Eine Welle der Angst schlug über Pandora zusammen. Mr Hardy würde sie doch nicht im Stich lassen, nach allem, was sie bei der Suche nach dem Jungen für ihn getan hatte? Ängstlich ging sie bis in die Mitte des Raumes.
    Jemand stemmte sich von draußen gegen die Tür, der Stuhl rückte ein

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