City of Lost Souls
Freund, den man sich nur wünschen kann, weißt du das eigentlich?«, sagte sie.
»Ja, das weiß ich, aber ich hör es immer wieder gern.«
Clary lachte und stand auf. »Wenn du willst, können wir zusammen zur U-Bahn gehen. Es sei denn, du hängst lieber hier mit meinen Eltern ab statt in deiner coolen Junggesellenbude in der City.«
»Richtig. Zusammen mit meinem liebeskranken Mitbewohner und meiner Schwester.« Simon rutschte vom Bett herunter und folgte Clary aus dem Zimmer. »Warum teleportierst du dich nicht einfach zum Institut?«, fragte er.
»Keine Ahnung, aber es scheint mir irgendwie … eine Verschwendung zu sein«, erwiderte Clary achselzuckend. Dann durchquerte sie den Flur, klopfte kurz an Lukes Schlafzimmer und steckte den Kopf durch die Tür. »Luke?«
»Kommt rein.«
Clary und Simon traten ein und sahen, dass Luke aufrecht im Bett saß. Der dicke Verband um seine Brust zeichnete sich deutlich unter seinem Holzfällerhemd ab. Vor ihm auf der Bettdecke lag ein Stapel Zeitschriften.
Simon nahm eines der Hefte hoch. » Glitzernd wie eine Eisprinzessin: Die Winterbraut«, las er laut vor. »Ich weiß nicht, Mann, aber ich glaub nicht, dass dir ein Haarreif aus Schneeflocken stehen würde.«
Luke warf einen Blick auf die Zeitschriften und seufzte. »Jocelyn dachte, es würde uns guttun, die Hochzeit zu planen … wieder zur Normalität zurückzukehren und all das.« Dunkle Schatten lagen unter seinen blauen Augen. Jocelyn hatte ihm von Amatis’ Verwandlung erzählt, als Luke noch im Krankenzimmer der alten Polizeiwache gelegen hatte. Obwohl Clary ihn bei seiner Heimkehr fest umarmt hatte, war er mit keinem Wort auf das Schicksal seiner Schwester eingegangen – und auch Clary hatte geschwiegen. »Wenn es nach mir ginge, würde ich mit Jocelyn nach Vegas durchbrennen und uns für fünfzig Dollar von Elvis in einer auf Piratenwelt dekorierten Hochzeitskapelle trauen lassen.«
»Ich könnte die als Matrosendirne gekleidete Brautjungfer sein«, schlug Clary vor und schaute erwartungsvoll zu Simon. »Und du kannst … «
»Oh, nein«, protestierte er. »Ich bin ein hipper Typ und viel zu cool für Mottohochzeiten.«
»Du spielst Dungeons & Dragons . Du bist ein Computerfreak«, berichtigte Clary ihn herzlich.
»Computerfreaks sind in«, verkündete Simon. »Die Damen stehen darauf.«
In dem Moment räusperte Luke sich. »Ich nehme an, dass ihr hereingekommen seid, um mir etwas mitzuteilen, oder?«
»Ich fahre jetzt zum Institut, um Jace zu besuchen«, erklärte Clary. »Soll ich dir auf dem Rückweg irgendwas mitbringen?«
Luke schüttelte den Kopf. »Deine Mutter ist gerade einkaufen.« Er beugte sich zu Clary vor, um ihr durch die Haare zu fahren, und zuckte dann zusammen. Seine Wunde verheilte, aber es dauerte. »Viel Spaß.«
Clary dachte daran, was ihr im Institut möglicherweise bevorstand – eine aufgebrachte Maryse, eine gelangweilte Isabelle, ein geistesabwesender Alec und ein Jace, der sie nicht sehen wollte – und seufzte: »Darauf kannst du wetten.«
Die Luft im U-Bahn-Tunnel roch eindeutig nach Winter – kaltes Metall, feuchte Erde und ein Anflug von Rauch. Alec, der über die Gleise lief, konnte seinen Atem als weiße Wolken aufsteigen sehen. Entschlossen schob er eine Hand in die Tasche seiner blauen Cabanjacke, um sie warm zu halten. In der anderen hielt er seinen Elbenlichtstein, der den Tunnel beleuchtete: grüne und cremefarbene Fliesen, denen man ihr Alter ansah, und verworrene Elektrokabel, die wie Spinnweben von den Wänden hingen. Dieser U-Bahn-Schacht war schon seit vielen Jahren stillgelegt.
Alec hatte sich aus dem Bett geschlichen, bevor Magnus aufgewacht war – nicht zum ersten Mal. Magnus schlief viel, um sich von der Schlacht mit den Dunklen Nephilim zu erholen. Zwar hatte er seine Selbstheilungskräfte reaktivieren können, doch er war noch nicht vollständig genesen. Hexenwesen mochten unsterblich sein, aber sie waren nicht unverwundbar und »wenn die Klinge ein paar Zentimeter höher getroffen hätte, dann wär’s das für mich gewesen«, hatte Magnus trübselig bemerkt, während er die Wunde inspizierte. »Denn dann hätte sie mich mitten ins Herz getroffen.«
In der Schlacht hatte Alec ein paar Minuten lang geglaubt, dass Magnus tot sei – und das, nachdem er so viel Zeit damit vergeudet hatte, sich Sorgen darüber zu machen, dass er selbst altern und lange vor Magnus sterben würde. Welch bittere Ironie des Schicksals das gewesen wäre! Und eine
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