City of Lost Souls
sind so kaputt, dass sie nicht repariert werden können – oder falls doch, dann nur mit derartig viel Liebe und Aufopferung, dass es den anderen zerstört.«
Langsam schüttelte Isabelle den Kopf. »Ich verstehe nicht, wovon du redest. Jace ist unser Bruder, aber für Alec … Jace ist auch Alecs Parabatai.«
»Ich weiß, was es mit diesen Brüdern im Kampf auf sich hat«, erklärte Magnus. »Ich habe einmal zwei Parabatai gekannt, die einander so nahe standen, dass sie fast wie ein und dieselbe Person wirkten. Weißt du, was passiert, wenn einer der beiden stirbt … was mit demjenigen geschieht, der übrig bleibt?«
»Hör auf!« Isabelle presste die Hände auf die Ohren, ließ sie dann aber langsam sinken. »Wie kannst du es wagen, Magnus Bane?«, stieß sie hervor. »Wie kannst du es wagen, diese ganze Sache noch schlimmer zu machen, als sie bereits ist?!«
»Isabelle.« Magnus’ Hände hatten sich wieder entspannt und er schaute ein wenig betreten, als hätte sein Gefühlsausbruch ihn selbst überrascht. »Es tut mir leid. Manchmal vergesse ich einfach … dass du trotz all deiner Selbstbeherrschung und Stärke die gleiche Empfindsamkeit und Verwundbarkeit besitzt wie Alec.«
»Alec ist nicht schwach«, widersprach Isabelle.
»Das habe ich auch nicht behauptet«, erwiderte Magnus. »In Treue zu seiner Liebe zu stehen, dazu gehört Stärke. Aber die Sache ist die: Ich habe dich seinetwegen hierherkommen lassen. Weil es nun mal bestimmte Dinge gibt, die ich nicht für ihn tun kann, die ich ihm nicht geben kann.« Einen Moment lang wirkte Magnus selbst irgendwie verwundbar. »Du kennst Jace genauso lange, wie Alec ihn kennt. Du verstehst seine Gefühle auf eine Weise, wie ich es in diesem Fall nicht kann. Und außerdem liebt er dich.«
»Natürlich liebt er mich. Ich bin seine Schwester.«
»Blutsverwandtschaft bedeutet nicht automatisch Liebe«, entgegnete Magnus bitter. »Frag nur mal Clary.«
Clary flog durch das Portal wie eine Kugel durch einen Gewehrlauf und schoss pfeilschnell am anderen Ende heraus. Wild mit den Armen rudernd, traf sie mit den Füßen hart auf dem Boden auf und brachte zunächst eine perfekte Landung zustande. Doch dieser Moment war nur von kurzer Dauer. Denn noch schwindlig von der Portalreise verlor sie das Gleichgewicht und fiel der Länge nach auf den Rücken, wobei der Rucksack ihren Sturz abfederte. Sie seufzte resigniert – eines Tages mussten sich die vielen Trainingsstunden doch endlich mal bemerkbar machen! Dann rappelte sie sich auf und klopfte sich den Staub von der Jeans.
Sie befand sich direkt vor Lukes Haus. Aus dem Augenwinkel sah sie den glitzernden Fluss und die City, die am anderen Ufer wie ein Wald aus Lichtern aufragte. Lukes Haus lag unverändert da, so wie sie es vor wenigen Stunden verlassen hatte: dunkel und verriegelt. Clary musste schlucken und ging ein paar Schritte über den Schotterweg in Richtung Eingang.
Vorsichtig berührte sie den Ring an ihrer rechten Hand. Simon?
Die Antwort kam sofort. Ja?
Wo bist du?
Auf dem Weg zur U-Bahn. Hast du dich nach Hause teleportiert?
Zu Lukes Haus. Wenn Jace wirklich – wie ich glaube – kommt, um mich zu holen, dann wird er hier auftauchen.
Einen Moment herrschte Stille, dann meinte Simon: Okay, du weißt ja, wie du mich erreichen kannst, falls du mich brauchst.
Ja, weiß ich. Clary holte tief Luft. Simon?
Ja?
Ich hab dich lieb.
Erneute Stille, dann: Ich dich auch.
Und das war alles. Kein Signal wie nach dem Auflegen des Telefonhörers. Clary spürte lediglich, dass ihre Verbindung beendet wurde, als würde in ihrem Gehirn ein Kabel durchtrennt. Und sie fragte sich, ob Alec das wohl gemeint hatte, als er vom Zerreißen eines Parabatai -Bundes gesprochen hatte.
Langsam ging sie das letzte Stück auf Lukes Haus zu und stieg die Stufen hinauf. Dies war ihr Zuhause. Wenn Jace wirklich vorhatte, sie zu holen, dann würde er hier zuerst nach ihr suchen. Clary ließ sich auf die oberste Stufe sinken, zog den Rucksack auf ihren Schoß und wartete.
Simon stand vor dem Kühlschrank in seiner Wohnung und trank einen letzten Schluck kaltes Blut, während die Erinnerung an Clarys lautlose Stimme und das telepathische Gespräch langsam verblasste. Er war gerade erst nach Hause gekommen: Die Wohnung lag im Dunkeln, der Kühlschrank brummte laut und der Wohnraum roch seltsam nach … Tequila? Vielleicht hatte Jordan sich ja einen genehmigt; seine Zimmertür war zumindest geschlossen. Allerdings konnte Simon ihm
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