Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
war leicht geöffnet. Sie hatte die Füße angezogen und trug nur ein T-Shirt – eines von seinen T-Shirts: ein abgetragenes blaues Ding mit dem Aufdruck DER LOCHNESS-ABENTEUERCLUB: AUF DER SUCHE NACH ANTWORTEN, AUF DER FLUCHT VOR TATSACHEN.
    Behutsam schloss Simon die Tür hinter sich; seine Enttäuschung war größer als erwartet. Ihm war gar nicht der Gedanke gekommen, dass Isabelle schon schlafen könnte. Er hatte mit ihr reden, ihre Stimme hören wollen. Leise zog er seine Schuhe aus und legte sich neben sie. Auf jeden Fall beanspruchte sie mehr Platz im Bett als Clary. Isabelle war hochgewachsen, fast so groß wie er, aber als er ihr seine Hand auf die Schulter legte, fühlten sich ihre Knochen zart und zerbrechlich an. Vorsichtig fuhr er mit den Fingern über ihren Arm. »Izzy?«, fragte er. »Isabelle?«
    Sie murmelte und vergrub ihr Gesicht im Kissen. Simon beugte sich vor – sie roch nach Alkohol und Rosenparfüm. Na, das klärte dann ja so manches. Er hatte vorgehabt, sie in die Arme zu nehmen und sanft zu küssen, aber »Simon Lewis, Schänder bewusstloser Frauen« war nicht gerade die Grabinschrift, mit der er sich für die Nachwelt verewigt sehen wollte.
    Also legte er sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Risse im Putz, dazu einige Wasserflecken. Magnus sollte dringend jemanden kommen lassen, der das ausbesserte, überlegte er.
    In dem Moment rührte Isabelle sich, als hätte sie seine Anwesenheit gespürt; sie drehte sich ihm zu und drückte ihre weiche Wange gegen seine Schulter. »Simon?«, fragte sie schlaftrunken.
    »Ja.« Behutsam berührte er ihr Gesicht.
    »Du bist tatsächlich gekommen«, murmelte Isabelle, legte ihren Arm über seine Brust und kuschelte sich an seine Schulter. »Ich hätte nicht gedacht, dass du wirklich kommst.«
    Sanft zeichneten seine Finger ein Muster auf ihren Arm. »Das ist doch selbstverständlich.«
    Ihre nächsten Worte klangen gedämpft, als sie gegen seinen Hals murmelte: »Tut mir leid, dass ich schlafe.«
    Simon lächelte still in der Dunkelheit. »Ist schon okay. Selbst wenn du mich nur herbestellt hättest, um dich zu halten, während du schläfst … selbst dann noch hätte ich es getan.«
    Isabelle versteifte sich kurz neben ihm, entspannte sich aber wieder. »Simon?«
    »Ja?«
    »Kannst du mir eine Geschichte erzählen?«
    Verwundert blinzelte Simon in die Dunkelheit. »Was für eine Geschichte?«
    »Irgendwas, wo die Guten gewinnen und die Bösen sterben. Und anschließend auch tot bleiben.«
    »Also so was wie ein Märchen?«, fragte Simon und zermarterte sich das Hirn. Er kannte nur die Disney-Versionen der meisten Märchen und als Erstes schoss ihm ein Bild von Arielle mit ihrem Muschel-Bikinitop durch den Kopf. Als Achtjähriger war er in die Meerjungfrau total verknallt gewesen … aber das schien jetzt nicht der geeignete Moment, um das zu erwähnen.
    »Nein.« Isabelles Antwort klang nur noch wie ein Wispern. »Wir haben das Thema Märchen regelmäßig im Unterricht. Ein Großteil der darin beschriebenen Magie existiert tatsächlich … aber, egal. Ich möchte lieber irgendwas hören, das ich noch nicht kenne.«
    »Okay. Da weiß ich was.« Simon strich Isabelle übers Haar und fühlte, wie ihre Wimpern seinen Hals streiften, als sie die Augen schloss. »Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis … «
    Clary wusste nicht, wie lange sie schon auf den Stufen vor Lukes Haus gesessen hatte, als endlich der Morgen anbrach und die aufgehende Sonne den Himmel dunkelrosa färbte, während der Fluss wie ein stahlblaues Band vor ihr zu leuchten begann. Sie zitterte heftig, zitterte bereits so lange, dass sich ihr ganzer Körper wie ein zusammengezogener Eisklumpen anfühlte. Die beiden Wärme-Runen, die sie aufgetragen hatte, waren vollkommen nutzlos gewesen; Clary hatte das Gefühl, dass ihr Zittern vor allem psychologische Gründe hatte.
    Würde er kommen? Wenn er tief in sich drin noch immer der richtige Jace war – und daran glaubte sie fest – , dann würde er herkommen. Als er ihr zugeraunt hatte, dass er sie holen würde, da hatte sie gewusst, dass er damit so bald wie möglich meinte. Jace war nicht besonders geduldig. Und er spielte keine Spielchen.
    Aber ihnen blieb nicht endlos viel Zeit: Die Sonne würde immer höher steigen, der neue Tag anbrechen und ihre Mutter würde sie wieder auf Schritt und Tritt beobachten. Und sie würde die Suche nach Jace aufgeben müssen – mindestens für einen weiteren Tag,

Weitere Kostenlose Bücher