City of Lost Souls
Jeans. »Luke könnte sterben und Magnus meinte, die Praetor hätten vielleicht Informationen, die ihn retten könnten.« Mit großen dunklen Augen schaute sie Jordan an.
Eigentlich sollte ich es ihr sagen, überlegte Jordan. Dass die Praetor sich nicht gern in die Angelegenheiten des Rats hineinziehen ließen; dass sie es vorzogen, für sich zu bleiben und sich um ihre eigentliche Aufgabe zu kümmern – die Unterstützung neuer Schattenweltler. Und dass er nicht garantieren konnte, dass sie einwilligen würden, Luke zu helfen. Sehr wahrscheinlich würden sie dieses Ansinnen schlicht ablehnen.
Doch Maia hatte ihn um Hilfe gebeten. Dies war ein Gefallen, den er ihr erweisen konnte und der vielleicht einen Schritt auf dem langen Weg der Wiedergutmachung bedeuten konnte – Wiedergutmachung für das, was er ihr angetan hatte.
»Okay«, willigte er ein. »Dann sollten wir am besten zum Hauptquartier der Praetor fahren und dort persönlich vorstellig werden. Die Zentrale befindet sich in North Fork, dem nördlichen Ausläufer von Long Island. Ziemlich weit draußen. Wir können meinen Transporter nehmen.«
»Prima.« Maia schob ihren Rucksack höher. »Ich hab mir schon gedacht, dass wir vielleicht woandershin müssen; deshalb hab ich gleich meine Klamotten mitgebracht.«
»Maia«, setzte Isabelle stockend an. Sie hatte so lange nichts gesagt, dass Jordan ihre Anwesenheit fast vergessen hatte. Er drehte sich zu ihr um und sah, dass sie an der Wand neben Simons Tür lehnte, die Arme um sich geschlungen, als wäre ihr furchtbar kalt. »Ist mit ihm alles in Ordnung?«, fragte sie.
»Mit Luke?« Maia zuckte zusammen. »Nein, er … «
»Jace.« Isabelles Stimme war kaum noch ein Flüstern. »Ist mit Jace alles okay? Hat man ihn verletzt oder verhaftet oder … «
»Ihm geht’s gut«, erwiderte Maia tonlos. »Er ist wieder verschwunden. Zusammen mit Sebastian.«
»Und was ist mit Simon?« Isabelles Blick huschte zu Jordan. »Du hast gesagt, er wäre bei Clary … «
Maia schüttelte den Kopf. »Nein, da war er nicht.« Ihre Hand umklammerte den Rucksackgurt über ihrer Schulter. »Aber eines wissen wir jetzt – und das wird dir bestimmt nicht gefallen: Jace und Sebastian sind irgendwie miteinander verbunden. Verletzt oder tötet man Jace, dann verletzt beziehungsweise tötet man auch Sebastian. Und umgekehrt. Das sagt zumindest Magnus.«
»Weiß der Rat davon?«, hakte Isabelle sofort nach. »Das hat man dem Rat doch nicht mitgeteilt, oder?«
Erneut schüttelte Maia den Kopf. »Noch nicht.«
»Aber er wird es herausfinden«, sagte Isabelle. »Das ganze Rudel weiß Bescheid. Und irgendjemand wird plaudern. Und dann geht die Hetzjagd los. Man wird Jace umbringen, nur um Sebastian zu töten. Der Rat wird ihn auf jeden Fall töten wollen.« Plötzlich hob sie die Hände und fuhr sich durch die dichten schwarzen Haare. »Ich will zu meinem Bruder«, stieß sie hervor. »Ich will zu Alec.«
»Na, das trifft sich gut«, sagte Maia. »Denn Magnus hat nach seinem Anruf noch eine SMS hinterhergeschickt: Er hat geahnt, dass du hier bist, und hat eine Nachricht für dich. Er will, dass du zu ihm in seine Wohnung in Brooklyn kommst, und zwar sofort.«
In den Straßen herrschte eine solche Eiseskälte, dass weder die Thermis -Rune, die Isabelle rasch aufgetragen hatte, noch der dünne Parka aus Simons Kleiderschrank verhindern konnten, dass sie am ganzen Leib zitterte. Sie stemmte die vordere Glastür auf, huschte in den Eingangsbereich und drückte auf Magnus’ Klingel.
Kurz darauf betätigte jemand den Türöffner und die Haustür sprang auf. Langsam stieg Isabelle die Treppe hinauf und ließ dabei ihre Hand über das splittrige Holzgeländer streifen. Ein Teil von ihr wäre am liebsten die Stufen hinaufgerannt, da sie wusste, dass Alec dort oben war und ihre Gefühle verstehen würde. Ein anderer Teil von ihr – der Teil, der die Probleme ihrer Eltern jahrelang vor ihren Brüdern geheim gehalten hatte – hätte sich am liebsten in eine Ecke verkrochen, um mit seinem Kummer allein zu sein. Und der Teil von ihr, der es hasste, auf andere Leute zu vertrauen – weil sie einen ja sowieso im Stich ließen, oder etwa nicht? – , und der stolz verkünden konnte, dass Isabelle Lightwood niemand anderen brauchte, dieser Teil erinnerte sie nun daran, dass sie hierhergekommen war, weil man sie gerufen hatte. Die anderen brauchten sie .
Isabelle machte es nichts aus, gebraucht zu werden. Im Gegenteil: Sie mochte es. Das war
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