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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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schaute zu ihm hoch. »Fünfundneunzig Prozent? Und woran denkst du während der restlichen fünf Prozent?«
    »Ach, an das Übliche – du weißt schon: Dämonen, die ich töten könnte, Runen, die ich noch lernen muss, Leute, die mich vor Kurzem genervt haben, Leute, die mich vor längerer Zeit genervt haben, Enten.«
    »Enten?«
    Doch Jace fegte Clarys Frage beiseite, nahm sie an den Schultern und schob sie sanft aus dem Zimmer, bis sie beide auf die Küchenwand schauten. Dann meinte er: »Okay. Und jetzt sieh mal genau hin.«
    Einen Moment später schienen die Wände des Raums zu verschwinden – Clary hatte keine Ahnung, wie das funktionierte – und sie traten auf eine Kopfsteingasse hinaus. Überrascht schnappte sie nach Luft, drehte sich um und sah nur das durchgehende Mauerwerk eines alten Natursteingebäudes, dessen Fenster hoch über ihnen lagen. Sie standen an einem Kanal, der von mehreren Reihen ähnlicher Häuser gesäumt war. Als Clary den Kopf reckte und nach links schaute, konnte sie in der Ferne erkennen, dass sich der Kanal zu einer breiteren Wasserstraße öffnete, die von imposanten Gebäuden flankiert war. Und über all dem lag der Geruch von Wasser und feuchtem Stein.
    »Cool, oder?«, sagte Jace stolz.
    Clary wandte sich ihm wieder zu und schaute ihn an. »Enten?«, fragte sie erneut.
    Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Ich hasse Enten. Keine Ahnung, wieso. Hab sie einfach schon immer gehasst.«
    Es war noch früh am Morgen, als Maia und Jordan am Praetor House, dem Hauptsitz der Praetor Lupus, eintrafen. Jordans Transporter rumpelte über die lange, helle Auffahrt, die sich zwischen gepflegten Rasenflächen hindurchwand und zu einem imposanten Gebäude führte, das sich wie der Bug eines Ozeanriesen in der Ferne erhob. Dahinter konnte Maia eine Reihe von Bäumen erkennen und dahinter wiederum die blauen Fluten des Sound.
    »Hast du etwa hier deine Ausbildung absolviert?«, fragte sie. »Dieser Ort ist einfach himmlisch.«
    »Lass dich nicht täuschen«, erwiderte Jordan lächelnd. »Das hier ist ein Trainingslager, mit der Betonung auf ›Training‹.«
    Maia warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Jordan lächelte noch immer. Im Grunde hatte er die ganze Zeit, seit sie ihn im Morgengrauen auf dem Parkplatz am Strand geküsst hatte, ein breites Grinsen im Gesicht. Ein Teil von ihr fühlte sich, als hätte sie eine unsichtbare Macht in ihre Vergangenheit zurückgeworfen – in eine Zeit, in der sie Jordan mehr als alles andere geliebt hatte. Aber ein anderer Teil von ihr fühlte sich vollkommen orientierungslos, als wäre sie in einer unbekannten Landschaft aufgewacht … weit weg von ihrer vertrauten Umgebung, von ihrem gewohnten Alltag und der Geborgenheit ihres Rudels.
    Das Ganze war sehr merkwürdig, überlegte sie. Nicht schlecht, einfach nur … merkwürdig.
    Jordan brachte den Wagen in der kreisrunden Auffahrt vor dem Haus zum Stehen. Wie Maia nun aus der Nähe erkennen konnte, bestanden dessen Außenmauern aus beigem Sandstein – dieselbe gelbbraune Farbe wie das Fell eines Wolfs. Am oberen Ende einer wuchtigen Steintreppe thronte eine schwarze Doppelflügeltür. Eine große Sonnenuhr in der Mitte der Auffahrt verriet Maia, das es inzwischen sieben Uhr morgens war; am Rand der Uhr erkannte sie die eingravierten Worte: ZÄHL DIE HEITREN STUNDEN NUR. Sie öffnete die Wagentür und sprang aus der Fahrerkabine, als auch schon die Flügel der Haustür aufschwangen und eine laute Stimme rief: »Praetor Kyle!«
    Maia und Jordan schauten gleichzeitig hoch. Ein Mann mittleren Alters in einem anthrazitgrauen Anzug stieg die Treppe hinunter; graue Strähnen durchzogen sein blondes Haar. Jordans Miene glättete sich und es wurde unmöglich, sie zu deuten. »Praetor Scott«, begrüßte er den Mann. »Darf ich vorstellen: Das ist Maia Roberts, Mitglied des Garroway-Rudels. Maia, dies ist Praetor Scott. Er leitet die Praetor Lupus, könnte man sagen.«
    »Die Scotts stehen dieser Institution seit dem 19. Jahrhundert vor«, erklärte der Mann und warf Maia einen kurzen Blick zu, die daraufhin als Zeichen des Respekts den Kopf leicht neigte. »Jordan, ich muss gestehen, dass wir so schnell nicht mit deiner Rückkehr gerechnet hatten. Die Situation mit dem Vampir in Manhattan, diesem Tageslichtler … «
    »Ist unter Kontrolle«, warf Jordan hastig ein. »Aber deswegen sind wir nicht hier. Es geht um etwas ganz anderes.«
    Praetor Scott hob fragend die buschigen Augenbrauen. »Jetzt hast du meine

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