City Vampire: Gefährliches Spiel in Paris (German Edition)
richtig, Elaine. Es ist vielleicht nur die falsche Zeit dafür.“
„ Ich habe schreckliche Angst, Laurent“, gestand sie ein und er zog die Decke beschützend über ihre Schulter. „Angst um meinen Bruder. Angst um meine Zukunft.“
„ Mach dir keine Sorgen“, antwortete er tröstend, „alles wird gut werden.“
„ Selbst wenn Jerome sein Wort hält – was, wenn er irgendwann mehr will? Wieder etwas verlangt? Wie soll ich je wieder frei leben?“ Ihre dunkelblauen Augen waren weit aufgerissen.
„ Lass Jerome einfach meine Sorge sein. Ich kümmere mich um ihn.“
Elaine legte den Kopf auf Laurents Schulter. Er strich ihr sanft mit den Fingern durch ihr weiches, warm schimmerndes Haar.
„ Wir bekommen Mathis zurück“, schwor Laurent. „Ich verspreche es.“
Elaine nickte stumm. Und bei all ihrer Angst um Mathis und der Sorge wegen Jerome hatte sie eines doch nicht überhört: Er hatte wir gesagt.
Kapitel 12
„ Wir können uns nicht darauf verlassen, dass Jeromes Angaben stimmen“, erklärte Elaine am Telefon nachdrücklich. „Wir müssen es selbst überprüfen.“
„ Aber das kostet uns mindestens eine Woche!“, antwortete Laurent am anderen Ende der Leitung. „Warum sollte er schlampig sein, Elaine? Er will doch schließlich auch, dass es gelingt. Er will die Brille.“
„ Das mag ja alles richtig sein“, gab sie zu, „aber hier geht es auch um unser Leben und das von Mathis. Eine Woche Geduld und Recherche gegen Jahre im Knast. Was ist das schon im Vergleich?“
Laurent biss sich auf die Lippe. „Du hast ja Recht. Also, wie gehen wir vor?“
„ Zuallererst besuchen wir das Museum. Wir sehen uns alles in Ruhe an. Schauen nach den Kameras, wie viele es sind, ob es tote Winkel gibt. Aber unauffällig! Wir werden uns zwar verkleiden, dennoch werden unsere Gesichter auf den Kameras zu sehen sein. Es ist also von elementarer Bedeutung, dass wir absolut unscheinbar wirken.“
„ Gut.“
„ Wir müssen auch den Schichtplan des Wachpersonals überprüfen. Das ist schwierig, denn es kostet Zeit.“
„ Wie stellen wir das an?“
„ Durch Beobachtung. Tagelange Beobachtung. Ich werde genau prüfen, wann die Schichtwechsel sind. Und die Rundgänge. Erst wenn wir hundertprozentig sicher sind, machen wir den nächsten Schritt.“
„ Das ist nicht ganz so glamourös, wie ich erwartet hatte“, seufzte Laurent und räumte ein: „Geduld war noch nie meine Stärke.“
„ Dann ist das hier ja eine wichtige Lektion für dich“, erwiderte Elaine und er konnte ihr Grinsen förmlich durch das Telefon spüren.
Am folgenden frühen Samstagabend betraten Elaine und Laurent das Museum durch den Haupteingang wie ganz gewöhnliche Besucher. Wie erwartet waren zumindest einige Besucher mehr dort als an gewöhnlichen Wochentagen, sodass die beiden noch weniger auffallen würden. Elaine hatte die Haare dunkel getönt und hochgesteckt, trug ein Nadelstreifenkostüm und eine langweilige Handtasche. Laurent dagegen hatte sich ganz im Dandy-Style mit einem Hut, schwarz-weißen Schnürschuhen, einer Weste sowie einer schmalen schwarzen Krawatte und einer Brille ausgestattet, was natürlich überhaupt nicht seinem Stil entsprach. Nur widerwillig hatte er sich zu dieser Tarnung überreden lassen, gab aber schließlich Elaines Anweisungen nach.
Gleich am Eingang entdeckte Elaine eine Kamera direkt über der Tür, die jeden erfasste, der eintrat. Rechter Hand befand sich die Glaskabine des Sicherheitsdienstes.
Ein uniformierter Mann saß dort und beobachtete die Monitore. Elaine zählte drei, wovon jeder in wiederum vier Abschnitte unterteilt war. Das bedeutete, es gab zwölf Hauptkameras; es konnten allerdings noch mehr sein, wenn die Monitore zwischen verschiedenen Kameras und Blickwinkeln wechselten, was sie vermutete. Sie beugte sich zu Laurent, der neben ihr ging.
„ Zwölf Kameras mindestens. Präge dir genau ein, wo sie hängen und wohin sie zeigen.“
Laurent nickte und lächelte, als habe sie ihm irgendetwas Nettes gesagt. Elaine hakte sich bei ihm unter und gemeinsam schlenderten sie herum.
Das Museum war in mehrere kleinere Räume unterteilt, was einem möglichen Einbrecher sowohl Vor- als auch Nachteile bot: Einerseits gab es in kleineren Räumen meist mehr tote Winkel, in denen man sich verbergen konnte, andererseits konnte auch leichter der Fluchtweg abgeschnitten werden, sollte man sie entdecken. Die unterschiedlichsten Brillen lagen sicher verwahrt in Vitrinen aus
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