City Vampire: Gefährliches Spiel in Paris (German Edition)
„Warum sind die Gläser blau?“, fragte er rhetorisch.
Elaine wollte antworten, dass sie es nicht wusste, da bemerkte sie, dass die Frage gar nicht an sie gerichtet gewesen war. Laurent hatte einfach laut nachgedacht.
„ Es muss mehr dahinter stecken“, spekulierte er nun. „Viel mehr.“
Er stand auf und verließ ohne ein weiteres Wort zu Elaine das Zimmer. Sprachlos blieb sie sitzen und wartete. Nach ein paar Minuten kehrte er zurück, in der Hand ein dickes Buch. Er setzte sich wieder und klappte den Wälzer auf.
„ Was, wenn es hier gar nicht um Kunst geht? Oder um das Gemälde oder die antike Brille?“, fragte er, suchte nach einer bestimmten Seite und legte das aufgeschlagene Buch schließlich vor Elaine auf den Tisch. „Was, wenn diese beiden Dinge nur der Schlüssel zu etwas Größerem sind?“
„ Was?“ Elaine war verwirrt. Sie griff nach dem Buch und zog es dichter zu sich heran. Die linke Seite zeigte das Gemälde eines Heiligen, dessen Namen sie nie zuvor gehört hatte. Darunter war eine Spieluhr abgebildet.
„ Dieses Gemälde“, Laurent tippte mit dem Finger auf das Foto, „enthält einen Brief, der für den normalen Betrachter absolut unsichtbar ist. Und die Melodie dieser Spieluhr“, sein Finger wanderte ein Stück nach unten, „enthält den Schlüssel zur Entzifferung des geheimen Codes, der in den Pinselstrichen versteckt ist.“
Elaine kniff die Augen zusammen und studierte die kurzen Texte unterhalb der Fotos. Laurent glaubte doch nicht…
„ Was, wenn es bei dem Porträt von Königin Blanka genauso ist?“, fragte er aufgeregt. „Wenn die Brille den Code enthält? Oder eine geheime Botschaft sichtbar macht?“
Elaine starrte auf das Buch, dann hob sie den Blick und sah Laurent an. In ihrem Kopf ratterte es. „Das muss es sein“, hauchte sie. „Deshalb braucht er beides. Jerome ist kein Kunstsammler. Er will eine geheime Botschaft entschlüsseln!“
„ Das sehe ich genauso“, bestätigte Laurent. Seine Augen leuchteten wie bei einem Kind, das sich über ein besonderes Weihnachtsgeschenk freut. Er klappte das Buch wieder zu und beugte sich verschwörerisch vor. „Okay. Ich werde Ihnen helfen. Wir brechen gemeinsam in das Museum ein.“
„ Oh nein“, wehrte Elaine sofort ab, „ich arbeite grundsätzlich allein. Außerdem“, sie hob eine Augenbraue und musterte Laurent skeptisch, „gehe ich davon aus, dass Sie so etwas noch nie gemacht haben. Wir würden bloß erwischt werden und beide im Gefängnis landen.“
Laurent lachte. „Ich fürchte, Sie unterschätzen meine Talente, meine Liebe. Ich bin geschickter und schneller als Sie vielleicht denken mögen.“ Er sah sie direkt an und ein seltsamer Kranz feiner Linien bildete sich um seine Augen als er so verführerisch lächelte. „Ich komme mit. Keine Widerrede.“
Elaine seufzte hörbar. „Na wundervoll.“
„ Ich verspreche, Ihnen nicht im Weg zu stehen“, beteuerte Laurent. „Vielleicht werde ich Ihnen ja sogar eine Hilfe sein.“ Eine Pause entstand und Elaine schaute nachdenklich aus dem Fenster ins Leere. Schließlich nickte sie und sagte: „Sie lassen mir ja ohnehin keine Ruhe. Aber freuen Sie sich nicht zu früh, wir brauchen einen verdammt guten Plan.“
„ Selbstverständlich“, sagte Laurent, „ich bin hervorragend im Planen. Fangen wir gleich damit an.“
Elaine musterte ihr attraktives Gegenüber. Ganz gleich ob er saß oder stand, sein Körper wirkte stets geschmeidig und elegant wie der einer Raubkatze. Seine Hände waren gepflegt und seine Lippen ausgesprochen sinnlich. Sie sah ihm in seine funkelnden Augen – er meinte es tatsächlich ernst. Also ergab sie sich der Tatsache, dass sie nun einen Partner hatte.
„ Okay. Also dann.“ Sie kramte in den Papieren, die auf dem Tisch lagen. „Sie sollten sich zu mir herüber setzen. Damit wir gemeinsam alles durchgehen können“, sagte sie pragmatisch und versuchte, sich nicht von seinem Äußeren ablenken zu lassen.
„ Aber gern.“ Laurent stand auf und kam auf ihre Seite. Er setzte sich mit ein wenig Abstand neben Elaine und warf einen Blick auf das Blatt, das sie in Händen hielt.
„ Die Alarmanlage ist auf dem neuesten Stand der Technik“, bemerkte sie süffisant. „Nicht wie bei Ihnen.“
Laurent grinste. „Beim Kauf meiner nächsten werde ich mich gerne von Ihnen beraten lassen“, spielte er den Ball zurück.
Elaines Mundwinkel zuckten. Laurent Fournier hatte Humor, das gefiel ihr sehr. Plötzlich wurde ihr bewusst,
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