City Vampire - Gefaehrliches Spiel in Paris
dem Rücken gegen die Mauer und wartete. Wartete und hoffte.
Stunden waren vergangen, dann hörte er wieder Rufe, viel lauter diesmal. Die Stimmen näherten sich. Das Kampfgeschrei von draußen war größtenteils verstummt. Plötzlich wurde der schwere Riegel vor seiner Tür mit einem Ruck zur Seite geschoben, dann flog die Tür auf und krachte gegen die Mauern.
„ Du bist frei!“, sagte eine Männerstimme.
Laurent rappelte sich auf und blinzelte. „Wer seid Ihr?“, fragte er mit heiserer Stimme.
„ Wir sind der Beginn eines neuen Zeitalters! Wir sind die Revolution!“, sagte der Fremde, drehte sich um und verschwand.
Laurent taumelte ihm nach. Er begegnete weiteren Gefangenen, die man befreit hatte. Viele von ihnen hatten bereits seit Jahren hier gesessen, waren geistig verwirrt und nicht mehr ansprechbar. Doch sie alle strebten nach draußen, in die Freiheit, einem neuen Leben und einer neuen Chance entgegen.
Laurent folgte dem Mann, der sein Zelle geöffnet hatte. „Wartet!“, rief er. „So wartet doch!“
Der Mann drehte sich um. „Was suchst du noch hier?“, fragte er barsch. „Geh! Geh und genieße die Freiheit!“
„ Ich komme mit euch“, beharrte Laurent. „Ich kann euch helfen.“
Der Fremde lachte kehlig. „Du kannst dich ja kaum auf den Beinen halten. Geh und sieh zu, dass du zu Kräften kommst. Vorher nutzt du uns nichts.“
Laurent blieb stehen, wo er war und sah dem Mann nach, wie er um eine Biegung verschwand. Er hatte Recht. Laurent fühlte sich schwach wie ein kleines Kind. Langsam drehte er sich um und ging zurück. Er fand eine Treppe, die abwärts führte und nach unzähligen Stufen trat er plötzlich hinaus an die frische Luft. Er legte den Kopf in den Nacken und blickte zum Himmel, der sich blau und rein über ihm ausbreitete.
Er war frei.
Laurent tat, was der Fremde ihm gesagt hatte: Er sah zu, dass er zu Kräften kam. Er ging zurück zu seinem Vater. Dieser war überglücklich über die Rückkehr seines Sohnes, doch war er weit weniger glücklich, als er das Haus bereits wenige Wochen später wieder verließ, um sich dem Pariser Untergrund anzuschließen. Doch Laurent hatte seinen Entschluss gefasst. Die Revolution hatte begonnen. Und er wollte ein Teil davon sein.
Den Mann, der seine Zellentür geöffnet hatte, sah er nie wieder. Doch er fand andere, die für die gleiche Sache einstanden und schloss sich ihnen an.
Und dann, eines Tages, lernte er die rebellische Chloé kennen. Sie war anmutig und so schön wie der junge Morgen, nie zuvor hatte er eine vergleichbare Frau gesehen. Und doch kämpfte sie stark und geschickt wie ein Mann. Chloé wurde von vielen Männern umgarnt, doch schien sie sich nicht für sie zu interessieren. Eines Nachts hatte sie an seinem Tisch gesessen, Wein getrunken und ihm verführerische Blicke zugeworfen. Ihm, Laurent Fournier. Konnte es tatsächlich sein, dass sie ihn erwählt hatte?
Laurent verliebte sich Hals über Kopf. Sie waren Kinder der Revolution und sie lebten, als gäbe es kein Morgen. Laurent wusste, dass er den Rest seines Lebens mit ihr verbringen wollte. Und so wagte er den Kniefall, nur wenige Monate, nachdem sie sich kennengelernt hatten. Chloé lachte ihn aus.
„ Ach, Liebster“, hauchte sie dann. „Ich weiß etwas Besseres als die Ehe.“
„ Etwas Besseres?“ Laurent zog verwirrt die Augenbrauen hoch. Was meinte sie?
Sie beugte sich zu ihm herab, ihre Lippen strichen über sein Ohr. „Willst du die Ewigkeit mit mir verbringen?“, hauchte sie.
Laurents Nackenhaare stellten sich auf, als ihr Atem über seine Haut strich. Da war etwas in ihrer Stimme, das… nein, er vermochte nicht zu sagen, was es war. Es war unheimlich, doch zog es ihn gleichzeitig magisch an. Und in diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er ihr überallhin folgen würde, selbst hinab in die Tiefen der Hölle, sollte es nötig sein.
„ Ja“, hauchte er, „das will ich.“
Ihm war ja nicht klar, wie viel Wahrheit in diesem einen Wort lag – Ewigkeit .
In dieser Nacht verwandelte sie ihn. Er schrie auf vor Schmerz, als sie ihn biss. Er wusste nicht, was geschah, doch ließ sie gewähren. Er hatte keine Ahnung gehabt, was sie war.
Sie trank von ihm, bis er der Ohnmacht nahe war, dann nahm sie die Klinge seines Rasiermessers und öffnete ihre Pulsadern.
„ Nein…“, flehte Laurent, doch er war zu schwach, um sich zu wehren. Sie drückte ihr Handgelenk auf seine Lippen und zwang ihn, ihr Blut zu kosten. Und er trank. Es war das
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