City Vampire - Nacht ueber New York
Allianz.
Dann jedoch begann Lux Dei, die Opfer ihrer Anschläge zu pfählen – wissend, dass dies die einzige Methode war, die Rettung durch Verwandlung in einen Vampir zu verhindern. Die Pfähle schuf man aus demselben Holz, aus welchem auch die Stützpfosten der Stadt gefertigt waren. Es sollte eine Erinnerung daran sein, wem die Stadt gehörte: Der Kirche, nicht der Wissenschaft. Aleksay war noch jung und als neugeborener Vampir noch nicht geschickt und stark genug, um einem eventuellen erneuten Anschlag zu entgehen. Daher schickte ihn der Orden zu seinem eigenen Schutz fort. Man hatte mittlerweile ein weites Netz gespannt, weit über die Grenzen Venedigs hinaus. Dies bot Aleksay die Möglichkeit, seine Studien im Ausland fortzusetzen. Er kehrte niemals nach Venedig zurück und irgendwann verlor er auch den Kontakt zu seinem Orden. Die Neuzeit wischte diese Vergangenheit aus, wie ein starkes Sommergewitter die drückende Hitze beendet.
Damals war er jung und schwach gewesen, heute freilich war dies anders. Heute würde er sich nicht vertreiben lassen. Konnte es sein, dass der Orden die Jahrhunderte überlebt hatte? Dass eine neue Hetzjagd im Gange war? Zumindest musste der Mörder irgendwie an das Wissen um diese alten Geschichten gelangt sein. Das war ziemlich ungewöhnlich, denn es gab keine offiziellen Aufzeichnungen dazu. Zu unangenehm wäre es für die Kirche, damit ein weiteres dunkles Kapitel in ihrer Geschichte zu offenbaren. Aleksay jedoch hatte keine Wahl. Er musste Maggie davon erzählen.
Kapitel 12
Maggie starrte auf die Fotos der Opfer, welche sie an eine weiße, beschreibbare Magnetwand – das so genannte Mordfallbrett – geheftet hatten. Sie versuchte wieder und wieder, eine Verbindung zwischen den Opfern herzustellen. Ein Arzt, ein Philosophieprofessor und zuletzt ein Aktienhändler. Was verband diese drei? Sie hatten in verschiedenen Stadtteilen gelebt, ihre Bekanntenkreise überschnitten sich nicht. Die einzige Gemeinsamkeit bestand darin, dass sie alle sehr zurückgezogen gelebt hatten. Wo sollte sie ansetzen?
Das plötzliche Vibrieren in ihrer Hosentasche ließ Maggie kurz zusammenzucken. Sie zog das Handy heraus und schaute auf das Display. Aleksay! Maggie zögerte einen Moment. Sie brauchte etwas Zeit, um über das nachzudenken, was Scott gestern zu ihr gesagt hatte. Sollte sie einfach warten, bis die Mailbox dranging? Aber dann würde sie ihn zurückrufen müssen. Es wäre nicht fair, seinen Anruf einfach zu ignorieren. Schließlich war es nicht seine Schuld, dass ein solches Chaos in ihr herrschte. Und dass sie scheinbar ein Händchen für vertrackte Situationen hatte.
Also ging sie ran.
„ Hallo, Aleksay“, sagte sie, bemüht, ganz normal zu klingen.
„ Hallo, Maggie“, antwortete er. Wie warm seine Stimme klang. Dieser Gedanke durchfuhr Maggie wie ein Blitz. Es war auf seltsame Weise beruhigend, ihn zu hören. Sogar über das Telefon verspürte sie eine Art von Geborgenheit, die sie bislang nicht gekannt hatte.
„ Maggie, es gibt etwas, das ich mit dir besprechen muss. Wir sollten uns bald treffen.“
„ Oh, ich…“ Maggie wusste nicht recht, was sie darauf antworten sollte. Etwas besprechen? Was konnte er besprechen wollen? „Ich habe momentan wahnsinnig viel um die Ohren, Aleksay. Dieser Fall…“ Maggie brach ab und schwieg. Sie konnte ihn jetzt nicht sehen, nicht sofort.
Aleksay war verwirrt. Irgendetwas stimmte nicht. Versuchte sie etwa gerade, ihn abzuwimmeln?
„ Es ist wichtig, Maggie. Es geht um deinen Fall. Und ich kann es dir nicht am Telefon sagen.“
Maggie kniff die Augen zusammen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Was hatte Aleksay mit ihrem Fall zu tun? Einen Moment lang rang sie mit sich selbst, dann antwortete sie: „Okay. Ich könnte ohnehin eine Pause gebrauchen. Sagen wir, in einer halben Stunde?“
Sie trafen sich in einem kleinen Cafe unweit des Reviers. Aleksay beugte sich zur Begrüßung zu Maggie hinab und küsste sie sachte auf die Wange. Er hätte sie zu gern in seine Arme geschlossen und ihre Lippen geküsst, doch irgendetwas hielt ihn zurück. Ihm war, als stünde etwas zwischen ihnen, etwas, das am Abend zuvor noch nicht da gewesen war. Sie setzten sich und Aleksay kam ohne große Umschweife zur Sache.
„ Dein Fall“, sagte er. „Mir kam die Sache mit dem Pfählen bekannt vor. Und ich habe ein bisschen nachgeforscht.“
Maggie riss die Augen auf. „Du hast nachgeforscht?“
Aleksay lächelte. „Nun, ich bin
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