City Vampire - Nacht ueber New York
winkte er ihr ein Taxi herbei. Die ganze Fahrt über konnte sie nur an ihn denken. Der Cocktail, die sommerliche Abendluft und sein verführerisches Lachen ließen sie in den siebten Himmel schweben und es fühlte sich an, als könne sie nichts von dort hinunter holen. Als der Wagen hielt, stieg sie gedankenverloren aus dem Taxi und kramte in ihrer Handtasche nach dem Haustürschlüssel. Sie erschrak sich fast zu Tode, als plötzlich eine Gestalt vor ihr stand.
„ Hallo, Maggie.“
„ Scott!“, entfuhr es ihr. „Mein Gott, du hast mich wahnsinnig erschreckt! Was tust du denn hier?“
„ Ich habe auf dich gewartet“, erwiderte Scott und kam auf sie zu. „Ich… vermisse dich.“
Maggie stand wie versteinert auf dem Gehweg und sagte kein Wort. Es war erst ein paar Tage her, da hatten sie diesen fürchterlichen Streit auf seinem Boot gehabt und nun solche Worte aus seinem Mund.
„ Es tut mir so leid, was passiert ist. Was ich alles gesagt habe“, fuhr Scott fort. „Aber mir ist danach etwas klargeworden. Maggie“, er trat dicht an sie heran und ergriff ihre Hand, „ich brauche dich. Ich möchte nicht mehr ohne dich sein. Und ich möchte es jetzt richtig machen.“
„ Was willst du damit sagen?“, fragte Maggie verwirrt. „Was meinst du mit „richtig machen“?“
Scott sah sie fest an. „Ich habe die Scheidung eingereicht. Ich habe mich endgültig von ihr getrennt.“ Er machte eine Pause und holte tief Luft. „Ich liebe dich, Maggie. Bitte, komm zu mir zurück.“ Dann nahm er zärtlich ihre Hand.
Maggie fühlte sich wie vom Blitz getroffen. Es gab eine Zeit, da hatte sie sich nichts auf der Welt sehnlicher gewünscht, als diese Entscheidung von ihm zu hören. Sie hatte gehofft, gebangt, gewünscht und sie hatte so lange gewartet. Diese Zeit war zwar noch gar nicht so lange her, dennoch kam es ihr in diesem Augenblick wie eine halbe Ewigkeit vor. Ein Bild tauchte vor ihrem inneren Auge auf: Aleksay. Warum musste Scott ausgerechnet jetzt hier aufkreuzen? Jetzt, wo sie Aleksay kennengelernt hatte?
Maggie löste ihre Hand aus der seinen und wich einen Schritt zurück.
„ Scott, ich kann das nicht. Du tauchst hier einfach so auf und glaubst, dass alles von jetzt auf gleich wieder gut wird zwischen uns. So einfach ist das aber nicht. Nicht mehr.“
Keine Frage, Maggie hatte ihn geliebt, sehr sogar. Aber im Laufe ihrer Beziehung war so unglaublich viel zerbrochen. Er hatte ihr sehr wehgetan, immer wieder, und das war nicht mehr ungeschehen zu machen.
„ Maggie, bitte.“ Scott klang nun fast flehend. „Lass es mich wieder gutmachen. Lass mich dir meine Liebe beweisen.“
Maggie straffte die Schultern und trat dicht an ihn heran. Sie legte eine Hand an sein Gesicht und schloss für einen Moment die Augen. Wie leicht es in diesem Moment doch wäre, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Jetzt und hier ganz neu zu beginnen.
„ Nein“, sagte sie unvermittelt und ließ die Hand wieder sinken. „Du kannst hier nicht einfach auftauchen und denken, alles sei vergeben und vergessen, nur weil du endlich eine Entscheidung für dich triffst.“
„ Heißt das, ich habe dich für immer verloren?“, fragte Scott leise, fast flüsternd.
„ Es heißt, dass ich Zeit zum Nachdenken brauche“, erwiderte Maggie. „Gute Nacht, Scott.“
Sie ging an ihm vorbei die wenigen Stufen hinauf zu ihrer Haustür. Ohne sich noch einmal umzudrehen, schloss sie auf und ging hinein.
Kapitel 11
Vampir-Killer. Ein Mörder, der seine Opfer pfählt. Aleksay kam das sehr bekannt vor. Nachdem er wieder zuhause angekommen war, ging er sofort in seine Bibliothek, vorbei an den hohen Bücherregalen bis ans Ende des Raums, wo sich eine weitere, holzgetäfelte Tür befand. Hier bewahrte er alles auf, was nicht gebunden war: Schriftrollen, alte Urkunden, Briefe. Er schaltete das Licht ein und überlegte einen Moment, so lange hatte er nicht mehr nach diesen Unterlagen geschaut. An der linken Wand stand ein Rosenholzschrank mit breiten Schubfächern. Aleksay ging hinüber, zog die oberste Schublade auf und nahm den Stapel alter Papiere heraus, den er darin fand. Er setzte sich an einen kleinen Tisch in der Mitte des Raums und begann, die Unterlagen durchzublättern.
Lange musste er nicht suchen. Und in dem Augenblick, als er die Überschrift auf dem Papier las, kam auch die Erinnerung mit einem Schlag zurück. So klar, als sei das alles erst gestern passiert.
Man schrieb das sechzehnte Jahrhundert. Aleksay hatte
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