City Vampire - Nacht ueber New York
Finger auf die eingedellte Karosserie des Mercedes, „ordentlich reparieren.“
Die Gesichtszüge des Mannes waren alles andere als erfreut. „Wirklich, Sie übertreiben völlig. Das ist nicht nötig. Ein guter Freund von mir hat eine Werkstatt.“
„ Und dennoch wird er sicherlich Geld für die Reparatur haben wollen, oder?“ Maggies Augen funkelten nun herausfordernd. Himmel, was passierte denn hier gerade? Es mochte ja sein, dass der Fremde reichlich Geld hatte – dem Wagen nach zu urteilen. Aber Maggie kam es vor, als wolle er sie um jeden Preis schnell loswerden. Ihr Polizisteninstinkt schlug Alarm. Als er sich umdrehen wollte, um sie einfach stehen zu lassen, sagte sie bestimmt: „Das kann ich nicht zulassen. Wissen Sie, ich bin Detective des New York Police Department. Ich möchte, dass wir das wirklich ordentlich regeln.“
Der Mann wandte sich Maggie wieder zu, kam gefährlich nahe und sah ihr tief in die Augen. Er holte einmal tief Luft, fixierte sie mit stechendem Blick und sagte ruhig und suggestiv: „Ich möchte nicht, dass Sie oder Ihre Versicherung für den Schaden aufkommen, Detective. Wir steigen jetzt jeder wieder in seinen Wagen und fahren unserer Wege. Es wird sich keinerlei Nachteil für Sie aus dieser Angelegenheit ergeben und sie werden vergessen, wer Ihr Unfallgegner war.“
Für einen kurzen Moment wurde Maggie fast schwindelig unter seinem Blick. Sie atmete tief ein und schüttelte schnell das beklemmende Gefühl ab. Dann sagte sie ernst und mit fester Stimme: „Nein. Ich bleibe dabei. Bitte geben Sie mir Ihre Visitenkarte oder sagen Sie mir wenigstens Ihren Namen.“
Sie nickte in Richtung seines Autos. „Ich sagte doch bereits: Ich bin Detective. Anhand Ihres Nummernschilds kriege ich all das sowieso raus.“ Sie schnalzte mit der Zunge. „Oder Sie sind nett und ersparen mir die Arbeit?“
Der Mann biss sich auf die Lippen, dann griff er in die Innentasche seines Jacketts. Er reichte ihr eine Karte. „Bitte sehr. Aber ich betone noch einmal: Ich will kein Geld von Ihnen.“ Sein Tonfall wurde herablassend. „Ich habe genug Fahrzeuge. Mit solchen Kleinigkeiten will ich meine Zeit nicht verschwenden.“
Maggie tat so, als habe sie den letzten Satz überhört und nahm die Karte entgegen. Das Papier war fest und fühlte sich hochwertig an. Genau wie der Wagen, und genau wie sein maßgeschneiderter Anzug. Maggie betrachtete den Mann näher: Wenn er nicht so arrogant gewesen wäre, hätte sie ihn eigentlich sehr attraktiv gefunden. Er war groß, hatte dunkle Augen und ein markantes, aber nicht hartes Gesicht. Sein Mund war ebenmäßig, die Figur unter seinem perfekt sitzenden Anzug sportlich und schlank. Als er ihr näher gekommen war, hatte sie ein Aftershave gerochen, das frisch und männlich war. Sie warf einen Blick auf seine Visitenkarte: Aleksay Komanrov, stand da in schnörkellosen Buchstaben. Und darunter, etwas kleiner: Kunsthändler.
„ Danke“, sagte Maggie, „ich melde mich dann bei Ihnen, wegen des Schadens.“ Aber als sie wieder aufschaute, hatte er sich bereits umgewandt und war auf dem Weg zurück zu seinem Auto.
Kapitel 2
Aleksay Komanrov war so unauffällig wie ein Sandkorn in der Sahara. Maggie hatte es sich natürlich nicht verkneifen können, am nächsten Morgen seine Daten in den Polizeicomputer einzugeben. Nichts, nicht einmal ein Strafzettel wegen Falschparkens. Gut, sie hatte ja auch wirklich nicht geglaubt, da mit einem Mafiaboss zusammengestoßen zu sein, aber die meisten wohlhabenden Leute – und das war er zweifellos – trugen dies gern auf die eine oder andere Weise zur Schau. Sie nahmen an Wohltätigkeitsveranstaltungen teil, spendeten große Beträge an Schulen oder Krankenhäuser oder waren auf Promi-Partys zu Gast. Und natürlich ließen sie die Öffentlichkeit durch die Medien daran teilhaben. Was war Geld schon ohne ein bisschen Ruhm? Doch Aleksay Komanrov hatte nicht nur eine blütenreine Weste, sein Name tauchte auch sonst nirgends auf: nicht in der Presse, nicht im Internet. Wenn er mit Kunsthandel sein Vermögen gemacht hatte, musste er ein Geheimtipp sein. Er war wirklich äußerst unauffällig. Und genau das war es, was Maggie so sehr irritierte. Und ihre natürliche Neugier schürte.
Eine Weile starrte sie ihren Telefonhörer an, nahm ihn mehrmals in die Hand und legte ihn wieder weg. Schließlich fasste sie sich ein Herz, wählte die Nummer, die auf seiner Visitenkarte stand und wartete. Nach viermaligem Klingeln wurde
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