City Vampire - Nacht ueber New York
Maggie schätzte es sehr, wenn Männer sich nicht gehenließen, sobald sie erst eine Frau gefunden und Kinder in die Welt gesetzt hatten.
„ Ich habe die Beule an deinem Wagen gesehen“, sagte er nun. „Hattest du einen Unfall?“
Maggie zog die Nase kraus. „Jaaaa… gestern. Ist nichts passiert. Nur ein kleiner Blechschaden.“
„ Das sieht nach mehr aus als einem Blechschaden. Wie hast du das angestellt?“, bohrte ihr Kollege weiter.
Maggie kniff in gespieltem Ärger die Augen zusammen. „Und wieso gehst du davon aus, dass es meine Schuld war?“
„ Nur so eine Vermutung“, meinte David grinsend und hob entschuldigend die Hände. „Aber nichts für ungut. Ich lasse mich gern eines Besseren belehren.“
Maggie seufzte und sah betreten zu Boden. „Nein, du hast leider vollkommen Recht. Es war in der Tat meine Schuld. Ich habe jemandem die Vorfahrt genommen. Aber“, sie sah David ins Gesicht und hob mahnend den Zeigefinger, „ich hatte einen verdammt guten Grund, abgelenkt zu sein.“
„ Lass mich raten: Scott.“
Aus irgendeinem Grund ärgerte sich Maggie, derart durchschaubar zu sein. Aber David kannte sie nun einmal zu gut, und sie hatte sich in den vergangenen Wochen des Öfteren Trost und Rat bei ihm geholt. Wer konnte ihm daher seine Vermutung verdenken? „Ja, Scott.“ Maggie zuckte die Schultern. „Er hat ein echtes Talent dafür entwickelt, mich rasend zu machen, seit wir uns getrennt haben.“
„ Wieso hast du überhaupt mit ihm gesprochen?“ David hatte Scott nie sonderlich leiden können, auch wenn die beiden sich nie persönlich begegnet waren. Er konnte nicht verstehen, wie Maggie sich so lange hatte hinhalten lassen können.
„ Ach, ich habe nur noch ein paar Sachen von seinem Boot abgeholt. Weißt du“, sagte sie mit plötzlicher Heftigkeit in der Stimme, „auf einmal bin ich in seinen Augen an allem schuld! Ist das fair?“
David seufzte und sagte: „Ach, Kleines, was ist schon fair? Er ist ein Arsch. Vergiss ihn. Du hast was viel Besseres verdient.“
„ Naja, das sagt sich so leicht“, erwiderte Maggie. „Ich brauche jetzt erst einmal ein bisschen Zeit für mich selbst, denke ich.“
„ Aber warte nicht zu lang“, lachte David, „du wirst auch nicht jünger.“
Maggie warf einen Kugelschreiber nach ihrem Kollegen und wollte schon zu einer bösen Antwort ansetzen, als das Telefon klingelte. Sie nahm den Hörer ab und lauschte, dabei wurde ihre Miene zusehends düsterer. Als sie wieder aufgelegt hatte, sagte sie: „Spaß beiseite. Er hat wieder zugeschlagen.“
Kapitel 3
„ Irrtum ausgeschlossen?“, fragte David, als sie schon im Wagen saßen und auf dem Weg zum Tatort waren.
„ Um es genau zu wissen, müssen wir wohl die gerichtsmedizinische Untersuchung abwarten“, antwortete Maggie. Die Details dieser unheimlichen Mordserie waren allerdings viel zu eigentümlich, um sich zufällig wiederholen zu können. „Aber im Moment sieht alles danach aus.“
David presste die Lippen aufeinander. „Nun gut. Vielleicht hat er diesmal einen Fehler gemacht. Irgendwann muss ihm einer unterlaufen.“
Sie tappten in dieser Ermittlung bislang völlig im Dunkeln. Zwei Opfer hatte es nun schon gegeben – dieser neue Mord war der dritte. Und bisher gab es keinerlei Anhaltspunkte, keine Zeugen, keine verwertbaren Spuren. Und so grausig es auch war, dass ein weiterer Mensch hatte sterben müssen – vielleicht brachte ihnen diese neue Tat endlich einen Hinweis auf den Mörder.
Das Haus des Opfers lag in einer netten Wohngegend nahe der Cloisters. Es war ein unauffälliges kleines Reihenhaus mit gepflegtem Vorgarten und weißgetünchtem Zaun. Maggie und David stiegen gerade aus dem Wagen, als ein uniformierter Sergeant auf sie zukam, um die beiden Detectives ins Bild zu setzen.
„ Okay, was haben wir?“ fragte David routiniert.
„ Das Opfer liegt in der Küche. Sein Name ist Malcolm Smith“, sagte der junge Mann. Er war etwas blass um die Nase, offenbar war er noch nicht häufig an Tatorten gewesen. „Alter zweiundfünfzig. Er war Aktienhändler. Geschieden, keine Kinder. Seine Exfrau lebt in Detroit.“
„ Hat schon jemand mit ihr gesprochen?“ Maggie streifte sich Handschuhe und einen Schutz für die Schuhe über.
„ Nein, wir haben sie noch nicht erreicht.“
„ Gibt es irgendwelche Zeugen?“
„ Die Kollegen sind noch bei der Befragung. Bislang haben wir aber nichts.“
„ Hm, wundert mich nicht“, brummte David. Der Täter war
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