Clancy, Tom
kombiniert mit
Punktegruppen -, das sind ihre toten Briefkästen. Der Aufwärtspfeil bedeutet
Abholen, der Abwärtspfeil Deponieren. Der erste sagt einem jeweils, welcher
Briefkasten verwendet wird: Drei Punkte bezeichnen den Briefkasten mit der
Ankündigung, vier Punkte den mit der Botschaft.«
»Genau wie
diese Agentengeschichten aus dem Kalten Krieg«, meinte Janet Cummings.
»Hundertfach
erprobt - geht bis aufs alte Rom zurück.«
Die
Überraschung ihrer Kollegen sagte ihr, dass sie - und die CIA überhaupt - immer
noch ein Wahrnehmungsdefizit hatten, was die geheimdienstlichen Fähigkeiten
des URC anging. Wenn die Agenten an den toten Briefkästen nur vorsichtig waren,
war dieses System sogar eine sehr effektive Methode für den indirekten Austausch
von Materialien.
»Was wir
nicht wissen, ist allerdings, ob die noch aktiv sind«, fuhr sie fort. »Dazu
brauchen wir jemanden vor Ort.«
Das
Telefon neben Ben Margolin surrte. Er nahm den Hörer auf, lauschte eine halbe
Minute lang und legte auf. »Bis jetzt nichts, aber die Computer sind an der
Arbeit. Die gute Nachricht ist, wir können einen Hundert-Kilometer-Radius um
die Höhle schon ausschließen.«
»Zu viele
Variablen«, meinte John Turnbull, der Chef von Acre Station.
»Genau«,
stimmte Janet Cummings, Chief of Operations des NCTC, zu.
Mary Pat
Foleys Vorstellung, wie man das Rätsel namens »Wo in drei Teufels Namen ist
diese Gegend?« um das Sandkastenmodell lösen konnte, das Driscoll und sein Team
in der Höhle im Hindukusch gefunden hatten, hing mit einem CIA-Projekt
zusammen, das den Codenamen Collage trug.
Collage
hatte sich ein Mathematiker in der Abteilung Wissenschaft und Technologie in
Langley ausgedacht. Entstanden war es aus der Frustration von Acre Station, die
sich permanent eine Frage stellte, die der Mary Pats ähnelte, nämlich: »Wo beim
Henker steckt er?« Der Emir und seine Stellvertreter verbreiteten gern Fotos
und Videos von sich selbst, die sie beim Durchwandern der Wildnisse Pakistans
und Afghanistans zeigten. Das gab den amerikanischen Geheimdiensten zwar jede
Menge Hinweise auf Wetter und Gelände des Aufenthaltsorts, aber nie genug, um
den UAVs oder Special Forces vor Ort eine Hilfe zu sein. Ohne den größeren
Zusammenhang, ein paar Bezugspunkte und einen Maßstab glichen sich die
Felsblöcke wie ein Ei dem anderen.
Das
Collage-Projekt sollte dieses Problem lösen, indem es sämtliche verfügbaren
topografischen Rohdaten sammelte, angefangen von kommerziellen und militärischen
Satellitenaufnahmen über Radaraufnahmen von Lacrosse- und Onyx-Satelliten bis
zu Familienfotos auf Facebook und Reise-Blogs auf Flickr - solange der Aufnahmeort
nur zuverlässig und in einem gesicherten Maßstab einem festen Punkt auf der
Erde zugeordnet werden konnte, schluckte Collage das Bild und spuckte es als
Overlay auf die Erdoberfläche wieder aus. Mit in den Mixer kamen außerdem
verwirrend viele andere Variablen: geologische Merkmale, aktuelle und vergangene
Wetterdaten, Holzeinschlagpläne, seismische Aktivität ... Wenn irgendetwas nur
die Erdoberfläche und ihr Aussehen zu einem bestimmten Zeitpunkt betraf, dann
wurde es in Collage eingespeist.
Fragen,
die einem ohne Weiteres gar nicht in den Sinn kamen, wurden dabei wichtig: »Wie
sieht der Granit im Hindukusch bei Regen aus?«, »In welcher Richtung würde sich
ein bestimmter Schatten bei dreißig Prozent Wolkendecke und einem Taupunkt x erstrecken?« oder »Wie hoch wird diese Sanddüne im Sudan
nach zehn Tagen Wind mit einer Geschwindigkeit von 20 bis 23 Stundenkilometern?«
Die Permutationen waren erschreckend, und genauso komplex war auch das
mathematische Modell, das sich im Quellcode von Collage verbarg, der Millionen
von Programmzeilen umfasste. Das Problem war, dass die Berechnungen nicht nur
auf bekannten Variablen, sondern auch auf imaginären beruhten, ganz zu
schweigen von Wahrscheinlichkeits-Threads, weil das Programm nicht nur über die
Rohdaten Annahmen machen musste, sondern auch darüber, was es in einem Foto
oder Video jeweils sah. Nehmen wir ein Video mit dreißig Sekunden mit einer
Auflösung von 640 x 380 als Beispiel.
Der erste
Durchlauf von Collage würde etwa 500000 bis drei Millionen Bezugspunkte
ergeben, denen dann ein Wert zugeordnet werden musste — schwarz, weiß oder grau
(es gab 16000 Graustufen), relative Größe und Blickwinkel des Objekts,
Entfernung von Vordergrund, Hintergrund und seitlichen Nachbarobjekten,
Intensität und Einfallswinkel
Weitere Kostenlose Bücher