Clancy, Tom
eigentlich die
Befehlskette aus?« Als Hendley ihm die Organisationsstruktur des Campus
beschrieb, meinte Clark trocken: »Klingt wie Langley. Sehen Sie, Geheimdienstarbeit
ist meist etwas Organisches und Situationsbezogenes. Die Analyse der Abläufe
ist natürlich unverzichtbar, aber wenn Sie versuchen, den Prozess in eine
künstliche Struktur hineinzupressen, dann ist das Chaos vorprogrammiert.«
»Sie
nehmen ungern ein Blatt vor den Mund, stimmt's?«
»Sollte
ich das?«
»Nein.«
»Zu viele
gute Ideen scheitern auf den Etappen der Kommandokette. Wenn Sie meinen Rat
hören wollen: Versammeln Sie Ihr Führungspersonal einmal am Tag in einem Raum,
und halten Sie ein Brainstorming ab. Das ist vielleicht ein bisschen
abgedroschen, aber es funktioniert. Wenn Ihre Mitarbeiter befürchten müssen,
dass ihre Kreativität nicht zum Zuge kommt, vergeuden Sie hier ihre besten
Talente.«
Hendley
pfiff leise und lächelte: »Verstehen Sie mich nicht falsch, John, aber Sie sind
nicht gerade der Durchschnitts-Schlapphut, oder?«
Clark
zuckte die Achseln, ohne zu antworten.
»Nun«,
fuhr Hendley fort, »Sie haben wohl den Nagel auf den Kopf getroffen. Es ist
eben immer sinnvoll, eine Zweitmeinung einzuholen.«
»Sonst
noch etwas?«
»Ja. Jack
Ryan kam vor Kurzem zu mir. Er möchte an mehr Außeneinsätzen teilnehmen.«
Der Junior ist anscheinend wirklich kein Junior mehr, dachte
Clark.
»Hat Ihnen
Tom von dieser MoHa-Sache erzählt?«, fragte Hendley. »Hat er.«
»Nun, ich
habe aus zweiter Hand erfahren, dass die Caruso-Brüder Jack zum Stressabbau
nach Hogan's Alley mitgenommen haben. Sie kennen ja dieses Trainingsgelände,
die künstliche Stadt, in der das FBI seine Straßenkampfübungen abhält. Er soll
dabei verdammt gut abgeschnitten haben. Ab und zu machte er zwar kleine
Anfängerfehler, aber insgesamt soll er richtig gut gewesen sein.«
Also hat er doch das Talent geerbt, dachte
Clark. Eine Frage der Gene, wenn man denn an so etwas glaubte. Er hatte ja
Jacks Vater erlebt, und der war auch ein ziemlich guter Kämpfer gewesen. Und
er blieb unter Belastung immer cool. Beides konnte man zwar lernen, aber das
Letztere war doch mehr eine Frage des Charakters und des Temperaments.
Anscheinend besaß auch Jack beides und eine ruhige Hand dazu.
»Und wie
ist seine innere Einstellung zu alldem?«, fragte Clark.
»Er macht
sich da keine Illusionen, glaube ich. Er wirkt auf mich sowieso nicht
ruhmsüchtig oder überehrgeizig.«
»Das ist
er bestimmt nicht. Dafür haben schon seine Eltern gesorgt.«
»Er ist
ein verdammt guter Analytiker und hat auch ein richtiges Händchen dafür, aber
irgendwie hat er das Gefühl, damit seine Zeit zu verschwenden. Er möchte vorn
an die Front. Das Problem ist nur, dass ich fürchte, sein Vater wird ...«
»Wenn Sie
Ihre Entscheidung davon abhängig machen, was sein Dad denken oder sagen würde,
dann ...«
»Sagen Sie
ruhig, was Sie denken.«
»Dann
sollten Sie sich über Ihre Einstellung Gedanken machen, nicht über seine. Jack
ist erwachsen, und es ist sein Leben. Ihre Entscheidung sollte davon abhängen,
ob er gut genug für diese Aufgabe ist und ob es dem Campus helfen würde, und
von nichts anderem. Das ist alles.«
»Na gut!
Ich muss noch ein wenig darüber nachdenken. Wenn ich ihn nach draußen schicke,
braucht er allerdings einen Ausbilder.«
»Sie haben
doch einen.«
»Ich
könnte noch ein oder zwei weitere brauchen. Pete Alexander ist zwar verdammt
gut, aber ich möchte, dass Sie Jack unter Ihre Fittiche nehmen.«
Clark
dachte darüber nach. Zeit, das zu
machen, was du deinem Chef gepredigt hast, John. »Klar, das
mache ich.«
»Danke. Im
Übrigen halten wir immer Ausschau nach solchen Leuten wie Sie und Chavez. Wenn
Ihnen da jemand einfällt, teilen Sie uns das bitte mit. Wir haben zwar unsere
eigenen Talentsucher, aber es ist immer besser, zu viele Anwärter zu haben als
zu wenige.«
»Das
stimmt. Ich denke darüber nach. Vielleicht habe ich ein, zwei Namen für Sie.«
Hendley
lächelte. »Ein paar erst kürzlich pensionierte Agenten vielleicht?«
Clark
erwiderte das Lächeln. »Vielleicht.«
»Tote
Briefkästen«, erklärte Mary Pat Foley, als sie sich durch die Glastür des
NCTC-Konferenzraums schob. Sie ging zu der Korktafel, an die sowohl die
DMA-Karte als auch der Stadtplan von Peshawar geheftet waren, und tippte auf
eine der Punktegruppen. »Bitte?«, fragte John Turnbull.
»Die
Zeichenerklärung auf der Rückseite - Pfeile nach oben und unten,
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