Clancy, Tom
Jack, Sie haben den Nagel auf den Kopf
getroffen. Letzten Monat in St. Petersburg - Juri Beketow, ehemaliger
KGB-Offizier, Direktorat S - Illegale - von der Ersten Hauptverwaltung. Wurde
in einem tschetschenischen Restaurant erschossen. Die Petersburger Polizei gab
den Fall auch in die Interpol-Datenbank ein. Ich habe ein paar Leute
drangesetzt, um die Details herauszukitzeln, aber schon jetzt scheint Beketow
gut zu passen.«
»Bis wir
es genau wissen, spinnen wir den Gedanken weiter«, sagte Hendley. »Nehmen wir
mal an, der Emir reist in die Schweiz oder nach Schweden oder Finnland, um sich
operieren zu lassen.«
»Ich bin
für Schweden«, sagte Rounds. »Er will bestimmt nur die beste Klinik, in sehr
privater Umgebung und mit erlesener Kundschaft. Davon gibt es in Schweden viel
mehr als in Finnland. Damit hätten wir wenigstens einen Startpunkt.«
»Google«,
sagte Jack.
Gegen
21.00 Uhr fanden sie endlich, wonach sie gesucht hatten. Jack stieß sich vom
Schreibtisch weg und fuhr sich mit beiden Händen durch das Haar. »Das muss man
ihnen lassen: Sie sind ausgesprochen konsequent. Skrupellos und konsequent.«
»Lass uns
doch an deinen hehren Gedanken teilhaben, Jack«, sagte Clark.
»Vor drei
Wochen brannte die Orrhogen-Klinik in Sundsvall bis auf die Grundmauern nieder.
Der Geschäftsführer war noch im Gebäude und kam ums Leben. Und noch was:
Sundsvall liegt nur ungefähr hundertzwanzig Kilometer nördlich von Söderhamn.
Wir können mit Sicherheit annehmen, dass der Flugmechaniker Rolf heute nicht
mehr am Leben wäre, wenn Brian und Dominic dort nicht aufgetaucht wären.«
»Okay -
der Emir ließ sich operieren, erholt sich ein paar Tage und reist ab«, fasste
Granger zusammen. »Wir können annehmen, dass er zu diesem Zeitpunkt keinen Pass
besitzt. Er benötigt also eine private Chartermaschine, einen privaten
Flughafen und einen Piloten, dem es nichts ausmacht, sich die Finger ein
bisschen schmutzig zu machen.« Hendley dachte kurz nach. »Aber wie würde er
die Sache bewerkstelligen?«
»Rolf hat
uns die Antwort geliefert«, antwortete Dominic. »Duplizierte Transpondercodes.«
»Genau«,
sagte Jack. »Hlasek schaltet den ersten Transpondercode aus, verschwindet vom
Radarschirm, schaltet den zweiten Transpondercode ein - und schon haben sie ein
ganz anderes Flugzeug.«
»Aber das
alles musste doch sicherlich irgendwo registriert werden«, sagte Rounds.
»Haben wir Zugriff auf die Federal Aviation Administration oder Transport
Canada?«
»Nein«,
antwortete Granger. »Was aber nicht heißt, dass wir uns den Zugriff nicht
verschaffen können.« Er griff zum Telefon; zwei Minuten später betrat Gavin den
Besprechungsraum.
Jack
erklärte ihm, wonach sie suchten. »Machbar?«
Gavin
schnaubte verächtlich. »Die FAA-Firewall ist ein Witz. Die von Transport Canada
ist auch nicht besser. Bin in einer halben Stunde wieder da.«
Und Gavin
hielt Wort. Dreißig Minuten später rief er im Besprechungsraum an. Hendley
schaltete auf Lautsprechen. »Innerhalb des Zeitraums, den Sie mir genannt
haben, fielen achtzehn Flugzeuge aus der Radarüberwachung im amerikanischen
und im kanadischen Luftraum. Sechzehn Fälle entpuppten sich als Irrtümer der
Leute in der Flugleitstelle. Ein weiterer Fall war eine Cessna, die in der Nähe
von Albany abstürzte. Der letzte Fall betrifft eine Dassault Falcon, die dann
auch verschwunden blieb. Die Maschine flog nach Moose Jaw. Unterwegs meldete
der Pilot ein Problem mit dem Fahrwerk. Ein paar Minuten später verschwand die
Maschine vom Radarschirm.«
»Wo liegt
Moose Jaw?«, fragte Dominic.
»In
Kanada. Weiter nördlich von der Grenze zwischen North Dakota und Montana.«
»Da ist
noch etwas«, fuhr Biery fort. »Ich habe mal versuchshalber ein paar Begriffe
und Ortsnamen in die Suchfunktionen in den Websites von Transport Canada, der
FAA und dem NTSB eingegeben. Der National Transportation Safety Board befasst
sich bekanntlich auch mit Flugunfällen. Drei Tage nachdem die Falcon vom Radarschirm
in Moose Jaw verschwand, fischte ein Angler vor der kalifornischen Küste einen
Flugschreiber aus dem Meer. Dem NTSB zufolge gehört er zu einer Gulfstream -
aber die Maschine steht angeblich in einem Hangar in der Nähe von Söderhamn.
Das Problem ist nun, dass die Dassault-Maschinen mit dem Prototyp eines
Flugschreibers ausgestattet sind, der so konstruiert ist, dass er sich bei
Überschreiten eines bestimmten kinetischen Schwellenwerts vollständig vom
Flugkörper löst.
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