Clancy, Tom
wieder
schlossen.
»Hadi!«,
erklang plötzlich eine sonore Stimme.
»Effendi«,
rief Hadi zurück. Die beiden Männer umarmten und küssten sich, wie es in ihrer
Kultur Brauch war.
»Wie war
dein Flug?«
»Alle vier
verliefen glatt, waren aber sehr ermüdend.« Hadi sah seinem Gegenüber lange ins
Gesicht. Die Stimme hatte er erkannt, das Gesicht erschien ihm jedoch fremd.
Saif Rahman Yasin hatte sich völlig verändert. Die Nase, die Haare, bis zu
einem gewissen Grad sogar die Augen ... Oder stimmte
das gar nicht, fragte er sich plötzlich. Nur deren Ausdruck. Der
Emir war sichtlich erfreut, seinen Freund aus Kindertagen wiederzusehen. Diese
Freude ließ seine Augen ganz anders erscheinen als auf den Bildern im Fernsehen
und in den Zeitungen. »Geht es dir gut, mein Freund?«, erkundigte sich Hadi.
»Ich führe
hier ein angenehmes, bequemes Leben«, erklärte der Emir und zeigte dabei ein
seltenes Lächeln. »Allah sei gepriesen, wir müssen keine Berge mehr hochklettern.
Es ist eine Freude, direkt unter ihrer Nase zu leben, wie sie es ausdrücken.«
»Als ich
davon erfuhr, hielt ich dich für verrückt, aber jetzt kann ich deine Weisheit
erkennen.«
»Ich danke
dir.« Der Emir zog ihn ins Haus. »Du hast dich also entschlossen, als Jude zu
reisen? Das ist gut. Hier gibt es viele Juden.«
»Ist diese
Stadt so korrupt, wie sie sagen?«
»Weit
mehr. Die Einwohnerschaft verändert sich ständig. Die Menschen hier erkennen
allenfalls ihre engsten Freunde, so wie es früher im Libanon war.«
»Oder
heute in Bahrain ist?«
»Das ist
viel zu nah an zu Hause.« Diese Aussage musste er nicht näher erklären. Viele
Saudis ließen sich in ihren schweren Limousinen dorthin fahren, um die Freuden
des Fleisches zu genießen. Viele von ihnen hätten, wenn schon nicht sein neues
Gesicht, dann doch womöglich seine Stimme erkannt. Die saudische Königsfamilie
wollte ebenso seinen Tod wie die Amerikaner. Tatsächlich hatten sie auf dem
Haupthinrichtungsplatz in Riad bereits Tribünen aufgestellt, damit die Ungläubigen
seine letzten Minuten mit ihren Minicams und anderen Kameras festhalten
konnten. Auf seinen Kopf waren viele Prämien ausgesetzt ... Und dabei war das
Kopfgeld der Amerikaner nicht einmal das höchste. »Komm. Du bekommst jetzt ein
ordentliches Bett.«
Hadi
folgte ihm durch die Küche ins Zentrum des Hauses und von dort nach links in
den Flügel, wo die Schlafzimmer lagen.
»Bist du
hier sicher?«, fragte Hadi.
»Ja, aber
in ein paar Minuten wäre ich von hier weg. Es ist nicht perfekt, aber es ist
das Beste, was sich gegenwärtig organisieren lässt.«
»Testest
du ab und zu deinen Fluchtweg?«
»Jede
Woche.«
»In
Italien mache ich es genauso.«
»Ruh dich
aus!«, sagte der Emir und öffnete die Tür zu einem Schlafzimmer. »Brauchst du
noch etwas?«
Hadi
schüttelte den Kopf. »Ich könnte etwas essen, aber ich brauche Schlaf. Ich sehe
dich morgen früh.«
»Gute
Nacht, mein Freund.« Der Emir klopfte ihm noch einmal auf die Schulter und
schloss die Tür. Der Mann war immerhin fast 10000 Kilometer geflogen. Er hatte
sich das Recht verdient, erschöpft zu sein.
Bell und
Granger saßen bereits in Hendleys Büro, als Jack und Clark hereinkamen.
»Chicago war ein Reinfall«, erklärte Clark und ließ sich auf einen Bürostuhl
fallen. »Er flog bis Las Vegas. Von dort aus - wer weiß? Von McCarran gehen
Flüge in alle Richtungen. Vielleicht nach L.A., San Francisco, zum Teufel,
vielleicht sogar zurück an die Ostküste.«
»Unter
welchem Namen reist er?«, fragte Bell.
»Joel
Klein. Ein jüdischer Name - kann man sich das vorstellen? Das ergibt aber
durchaus einen Sinn, nehme ich an. Wir könnten den Namen durch die Computer
laufen lassen. Vielleicht hat er einen Anschlussflug gebucht, aber wer kann
schon sagen, ob er nicht viele andere Namen benutzt?«
»Wird
bereits überprüft«, versicherte ihm Granger. »Bisher noch keine Treffer.
Allmählich weiß ich auch nicht mehr weiter.«
»Ich
wette, dass er auf Tauchstation gegangen ist. Vielleicht muss er morgen schon
Weiterreisen. Dafür haben wir aber nicht genug Personal, Rick. Wir brauchen
mehr Leute, um ihn aufzuspüren.«
»Wir haben
eben nur das, was wir haben«, wandte Bell ein.
»Ja,
sicher.«
»Es gibt
noch eine andere Möglichkeit«, warf Jack ein. »Vielleicht war Las Vegas das
Ziel? Was wäre dann?«
»Beim bloßen
Gedanken friert es mich«, antwortete Granger. »Das würde nämlich bedeuten, dass
wir eine operative
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