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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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würden bei ihm womöglich sämtliche Sicherungen
im Hirn durchbrennen. Und wie seine Mutter reagieren würde, wagte er sich gar
nicht erst auszumalen. Schon der bloße Gedanke daran irritierte ihn. Er war
eigentlich kein Muttersöhnchen, das war klar, aber konnte man überhaupt jemals
damit aufhören, seine Eltern beeindrucken oder ihre Anerkennung erringen zu
wollen? Wie lautet doch das Sprichwort? Ein Mann wird erst zum Mann, wenn er
seinen Vater tötet - metaphorisch gesprochen natürlich. Er war erwachsen,
selbstständig und mit irgendwelchem erstklassigem Scheiß hier im Campus
beschäftigt. Höchste Zeit, aus Dads Schatten zu
treten, mahnte sich Jack zum x-ten Mal. Auch wenn es ein verdammt
langer Schatten war.
    »Ich
wette, er hat bald genug und ...«, begann Brian.
    »Läuft
davon?«
    »Was
würdest du tun?«
    »Ich habe
im Weißen Haus gewohnt — schon vergessen? Ich hab genug davon. Da ziehe ich
lieber in dieses armselige Kabuff hier und jage Bösewichte.«
    Allerdings bisher vor allem am Computer, dachte er,
aber vielleicht auch bald im Feld, wenn er seine Karten richtig ausspielte.
Bereits jetzt legte er sich seine Argumente für das Gespräch mit dem Boss des
Campus, Gerry Hendley, zurecht. Die MoHa-Sache musste doch bestimmt zählen,
oder nicht? Seine Cousins waren clevere Schützen. Passte die Bezeichnung auch
auf ihn?, fragte sich Jack. Könnte sie auf
ihn passen? Im Vergleich zu anderen hatte er ein sehr behütetes Leben
verbracht, der ständig beschützte Sohn von Präsident John Patrick Ryan, aber
das hatte sich doch auch vorteilhaft ausgewirkt, nicht wahr? Die Sicherheitsagenten
hatten ihm das Schießen beigebracht, er hatte Schach gegen den Außenminister
gespielt, hatte in den inneren Welten der Geheimdienste und militärischen
Abschirmdienste gelebt und ihre Luft geatmet, wenn auch nur indirekt. Hatte er,
vielleicht durch eine Art Osmose, einige der Wesenszüge übernommen, die Brian
und Dominic so mühsam hatten einüben müssen? Vielleicht. Oder vielleicht war
das alles einfach nur Wunschdenken. Egal, wie, er musste jedenfalls erst einmal
an Hendley vorbeikommen.
    »Aber du
bist nicht dein Dad«, erinnerte ihn Dominic.
    »Das
stimmt.« Jack drehte sich in seinem Stuhl um und fuhr den PC hoch, um die
Nachrichtendosis des heutigen Vormittags aufzurufen, sowohl die öffentlichen
als auch die geheimen. Allzu oft hatten die geheimen nur einen Vorsprung von
drei Tagen. Jack rief zuerst die Zusammenfassung der Transkriptionen
abgefangener Nachrichten auf. Die Datei kam von der NSA und trug das Kürzel
EITS (Executive Intercept Transcript Summary) oder auch XITS - wofür ihr prompt
der nicht sehr einfallsreiche Spitzname »Zitz« verliehen worden war. Sie ging
nur an hochrangige Beamte der NSA und der CIA sowie an den Nationalen
Sicherheitsrat im Weißen Haus.
    Wenn man
vom Teufel spricht ... Da war er auch schon, der Emir höchstpersönlich, der in
der XITS-Datei auftauchte. Sie hatten eine Mail von ihm abgefangen. Die
Mitteilung war rein organisatorischer Art. Der Emir wollte wissen, was jemand -
nur ein anonymer Codename - eigentlich tat und ob er den Kontakt zu irgendeinem
unbekannten Ausländer zu irgendeinem unbekannten Zweck hergestellt habe. Das
war so etwas wie der Standard bei den meisten dieser abgefangenen Nachrichten
- eine Menge Unbekanntes, eine Art Lückentext, und im Grunde war es ja genau
das, worum es bei der Nachrichtenanalyse ging. Das größte und komplizierteste
Puzzle der Welt. Dieses Schriftstück jedenfalls hatte ein Brainstorming in der
CIA ausgelöst.
    Die
vorgeschlagene Vorgehensweise bildete den Gegenstand eines vollen Berichts mit
einzeiligem Zeilenabstand (fast alles spekulativ), den irgendein mittelhoher
Analyst verfasst hatte. Der Mann wollte wahrscheinlich ein schöneres Büro haben
und spuckte deshalb seine Spekulationen heraus, in der Hoffnung, dass irgendwas
davon an der Wand kleben blieb und ihn auf die nächste Gehaltsstufe heben
würde. Und vielleicht würde er das eines Tages wirklich erreichen, aber das
machte ihn nicht smarter, außer in den Augen eines Vorgesetzten, der sich in
ähnlicher Weise nach oben gebuckelt hatte und es nun seinerseits genoss, wenn
ihm jemand die Füße leckte.
    Etwas
drängte sich immer wieder in Jacks Gedanken, das mit dieser besonderen Anfrage
zu tun hatte ... Er rollte den Mauszeiger über den XITS-Ordner auf seiner
Festplatte, doppelklickte darauf und rief die Zusammenfassung auf, die er von
XITS verfasst hatte. Und da war es

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