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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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kümmerte, falls er eine
Familie gehabt hatte. Bei Agenten geschah das nämlich nicht immer. Für
Sachbearbeiter im Innendienst zahlte die CIA im Todesfall jede Menge
Beihilfen, und Langley vergaß nie, für deren Familien zu sorgen, aber bei
Agenten war das alles ganz anders. Schon im Normalfall schätzte man sie nicht
besonders und vergaß sie sehr schnell, wenn sich etwas Besseres finden ließ.
    Anscheinend
machte sich der Emir immer noch Gedanken über die Leute, die er auf den
Straßen Europas verloren hatte - alle durch die Hände Brians und Dominics und
Jacks, obwohl der Emir das nicht wissen konnte. Drei Herzanfälle, spekulierte
der Emir, seien doch ungewöhnlich viel für durchtrainierte junge Leute. Er
hatte seinen Agenten befohlen, sich die Patientenakten genauer anzuschauen,
aber diese waren zuvor schon frisiert worden, sowohl öffentlich als auch
verdeckt. Öffentlich durch Rechtsanwälte, welche die Besitztümer der
Verstorbenen verwalteten, und verdeckt durch Bestechung kleiner Bürokraten, um
an die Originaldokumente zu kommen. Sie hatten auch nach Hinweisen auf
mögliche geheime Ergänzungen der Akten gesucht, die man eventuell separat
archiviert haben könnte, aber selbst das hatte nichts gebracht. Der Emir
schrieb auch an einen seiner Agenten, der offenbar in Wien lebte, und bat ihn,
einen älteren Fall genauer zu überprüfen. Dabei ging es um einen Mann, der angeblich
direkt vor eine Straßenbahn gestolpert war. Denn dem Emir zufolge sei der Mann
als Junge ausgesprochen professionell im Umgang mit Pferden gewesen -
keinesfalls ein Typ, der unter eine fahrende Straßenbahn geraten würde. Prompt
schrieb der Wiener Agent zurück, neun Personen hätten den Unfall beobachtet,
und allen Berichten zufolge sei er auf den Schienen vor der Straßenbahn
ausgerutscht, was jedem hätte passieren können, so beweglich er auch als
Elfjähriger gewesen sein mochte. Die österreichischen Ärzte seien sehr
gründlich gewesen, und die offizielle Autopsie habe eindeutig ergeben: Fa'ad
Rahmin Yasin sei durch eine Straßenbahn ziemlich schlampig in ein halbes
Dutzend Brocken zerlegt worden. Man habe sein Blut auf Alkohol untersucht, aber
nichts gefunden außer geringen Spuren, die, wie der Pathologe vermutete, vom
vorhergehenden Abend stammten — keinesfalls genug, um Bewusstsein oder Urteilskraft
einzutrüben. In den Blutproben, die man den Leichenteilen hatte entnehmen
können, fanden sich auch keine Spuren irgendwelcher Narkotika. Schlussfolgerung:
Er sei ausgerutscht, gestürzt und an der Einwirkung stumpfer Gewalt und
Exsanguination gestorben - komische Wortwahl, um auszudrücken, dass er
verblutet war.
    Einem netten Jungen wäre so was nicht passiert, dachte
Jack.
     
     
    Uriscoll
und seine Ranger hatten längst gelernt, dass Entfernungen auf einer Karte des
Hindukusch nur wenig mit der Realität im Gelände zu tun hatten. Sogar die
Kartografie des Digitalzeitalters konnte, wie man fairerweise zugeben musste,
natürlich nicht die räumliche Wirkung jeder Geländeunebenheit darstellen. Bei
der Planung dieser Mission hatten er und Captain Wilson alle ihre Schätzungen
sicherheitshalber verdoppelt, was erfahrungsgemäß ungefähr hinkam. Obwohl
Driscoll diese Korrektur eigentlich ständig im Kopf hatte, war er doch dem
Fluchen nahe, als er sich klarmachte, dass der Marsch bis zur LZ nicht drei,
sondern eher sechs Kilometer lang war. Er unterdrückte den Impuls - Fluchen
nützte nichts; es konnte sogar schaden, wenn er vor dem Team eine Schwäche
zeigte. Selbst wenn seine Ranger ihn nicht ununterbrochen beobachteten, war
seine Haltung doch wichtig für sie. Wie die Scheiße kam auch die Haltung von
oben.
    Tait, der
an der Spitze marschierte, hielt an und hob eine Faust als Haltesignal für die
Kolonne. Driscoll ging praktisch gleichzeitig mit dem Rest des Teams in die
Knie. Die Reihe entlang richtete jeder sein M4 auf den Sektor aus, den er
überwachte. Sie waren in einem schmalen Canyon — so schmal, dass Driscoll die
drei Meter breite Schlucht gar nicht mehr Canyon genannt hätte —, aber sie
hatten keine Wahl. Die Alternative wäre ein Umweg von zwei Kilometern mit dem
Risiko einer Abholung bei Tageslicht gewesen. Seit dem Hinterhalt hatten sie
nichts mehr gesehen oder gehört, aber das hieß nichts. Die Aufständischen
kannten dieses Gelände wie ihre Hosentaschen und wussten aus Erfahrung, wie lange
ein Soldat mit Marschgepäck brauchte, um es zu durchqueren. Schlimmer noch, sie
wussten auch, dass es nur

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