Clancy, Tom
freundlichen Bürokraten hatten sich die Hosen nass gemacht,
und diese gesichtslosen Gnome übten eben die echte politische Gewalt aus. Wie
überall in der zivilisierten Welt.
»In
Schweden ist es illegal, ein Kalb auf die effiziente Weise aufzuziehen. Es muss
immer Sozialkontakt mit den anderen Viechern haben. Als Nächstes darf man ihnen
erst die Eier abschneiden, wenn sie zuvor wenigstens einmal Geschlechtsverkehr
hatten«, grummelte Chavez.
»Scheint
mir vernünftig. Dann wissen sie später wenigstens, was ihnen fehlt«, gluckste
Clark. »Noch etwas, was die Cowboys nicht mehr erledigen müssen. Es ist für
einem Mann wahrscheinlich eh nicht besonders lustig, dies einem anderen
männlichen Wesen antun zu müssen.«
»Jesus
sagte einmal: >Selig sind die Sanftmütigen<, und damit habe ich auch kein
Problem. Trotzdem ist es immer gut, wenn ein Polizist in der Nähe ist.«
»Da bin
ich ganz deiner Meinung. Und jetzt klapp deinen Sitz zurück, trink ein Glas
Wein, und schlaf ein bisschen, Domingo.«
Und wenn irgendein Arschloch das Flugzeug entführen will, werden wir
schon mit ihm fertig, ergänzte Clark seinen Satz im
Stillen.
Man konnte
immer noch hoffen. Noch ein bisschen Action, bevor man aufs Altenteil musste.
»Was ist am Kochen?«, fragte Brian Caruso seinen Cousin.
»Anderer
Tag, gleicher Eintopf, nehme ich an«, antwortete Jack Ryan jr.
»Eintopf?«,
fragte Dominic, der andere Caruso. »Meinst du nicht Scheiße?«
»Versuche
nur, ein bisschen optimistisch zu sein.«
Alle drei
hatten sich mit dem ersten Becher Kaffee des Tages bewaffnet und gingen den
Korridor entlang auf Jacks Büro zu. Es war zehn nach acht, gerade die richtige
Zeit, um einen weiteren Arbeitstag im Campus zu beginnen.
»Irgendwelche
Neuigkeiten von unserem Freund, dem Emir?«, erkundigte sich Brian und trank
einen Schluck Kaffee.
»Nichts
aus erster Hand. Der Mann ist ja nicht dumm. Er lässt jetzt sogar seine E-Mails
erst durch eine ganze Serie anderer Adressen weiterleiten, manche auch durch
ISP-Accounts, die innerhalb von Stunden eröffnet und wieder geschlossen werden,
und selbst wenn wir an die Abrechnungsdaten herankommen, landen wir in Sackgassen.
Der Emir? Na, momentan wird allgemein vermutet, dass er sich in den öden,
unzugänglichen Stammesgebieten in Pakistan nahe der afghanischen Grenze
aufhält. Aber vielleicht sitzt er auch gleich im Haus nebenan? Oder wo immer
er sich ein sicheres Versteck kaufen kann. Verdammt, ich bin inzwischen so
weit, dass ich manchmal sogar in meinem eigenen Besenschrank nach ihm suche.«
Wirklich
frustrierend, dachte Jack. Dabei war sein erstes Abenteuer bei einer
Feldoperation ein Volltreffer gewesen. Oder vielleicht nur Anfängerglück? Oder
Schicksal. Jedenfalls war er mit Brian und Dominic nach Rom gereist, eigentlich
nur als Aufklärungshelfer, nichts weiter, und hatte rein zufällig MoHa im Hotel
entdeckt. Von da an hatten sich die Dinge rasend schnell entwickelt, viel zu
schnell, und plötzlich hatte er MoHa im Badezimmer gegenübergestanden ...
Nächstes
Mal würde er nicht mehr so viel Angst haben, sagte sich Jack mit übergroßer -
und falscher - Zuversicht. Und er erinnerte sich ebenso klar daran, wie er
MoHa getötet hatte, wie an den ersten Sex mit einem Mädchen. Am Lebhaftesten
war ihm der Blick des Mannes in Erinnerung geblieben, als das Succinylcholin
zu wirken begonnen hatte. Vielleicht hätte Jack beim Töten ein gewisses
Bedauern verspürt, wenn nicht so viel Adrenalin durch seine Adern gerauscht
wäre - und wenn sich Mohammed nicht selbst schuldig gemacht hätte. Der Mann war
schließlich ein kalter Killer gewesen, jemand, dem es nichts ausmachte,
unschuldigen Zivilisten das Leben zu nehmen, und er hatte Jack keine Sekunde
Schlaf gekostet.
Allerdings
hatte ihm auch geholfen, dass er Familienmitglieder bei sich gehabt hatte.
Jack, Brian und Dominic hatten einen gemeinsamen Großvater, Jack Muller, den
Vater von Jacks Mutter. Ihr Großvater väterlicherseits war jetzt 83, ein
Italiener der ersten Generation, der von Italien eingewandert war und sich in
Seattle niedergelassen hatte, wo er im familieneigenen Restaurant arbeitete
und dort auch wohnte.
Grandpa
Muller dagegen, ein ehemaliger Army-Veteran, war bis zum Vizepräsidenten von
Merrill Lynch aufgestiegen. Seine Beziehung zu Jacks Vater, Jack Ryan sr., war
gespannt, denn er hatte es für die reinste Idiotie gehalten, als sein
Schwiegersohn die Wall Street zugunsten einer Laufbahn im Dienst der
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