Clancy, Tom
in der Dunkelheit verschwand. Der Zugang zur Gasse lag rechts, ungefähr
zwanzig Meter entfernt.
Hadi stand
vor der Ziegelsteinmauer neben einer Ansammlung von Mülltonnen. Dominic hatte
zwar die Pistole gezogen, hielt sie jedoch hinter dem Oberschenkel verborgen.
Chavez stieß Lancia vorwärts, der neben Hadi gegen die Wand taumelte.
»Wer seid
ihr?«, wollte Hadi wissen.
»Halt die
Klappe«, knurrte Dominic.
Chavez
sah, dass sich Doms Finger am Griff der Waffe unruhig bewegten. »Langsam, Dom«,
mahnte er, hob eine zerknüllte Zeitung vom Boden auf und warf sie Lancia zu.
»Wisch dir das Blut von der Nase.«
»Leck
mich.«
Neben
ihnen flog die Tür auf. Im fahlen Licht des Billardraums tauchte ein Mann auf,
der aber abrupt stehen blieb. Sein Arm kam hoch, in Chavez' Richtung ausgestreckt.
Chavez gab ihm zwei Kugeln in die Brust; der Mann fiel rückwärts durch die Tür
hinter ihm, und Chavez kickte die Tür ins Schloss.
»Geh,
Dom!« Chavez richtete die Waffe auf Hadi und Lancia. »Mach schnell!«
Doch im
selben Augenblick bog eine Gestalt in die Gasse ein und rannte auf sie zu.
Orangefarbenes Mündungsfeuer blitzte auf, dann noch einmal. Chavez warf sich
hinter die Mülltonnen in Deckung und feuerte zweimal. Die Gestalt hechtete zur
Seite.
»Treppe!«,
befahl Chavez knapp.
Dom stieß
Hadi und Lancia brutal zur Treppe. Chavez folgte ihnen rückwärts, bis er mit
dem Rücken an die Mauer stieß, dann wirbelte er herum und stürmte hinter
Dominic die Treppe hinauf.
Oben angekommen, blickte sich Chavez um. Die Treppe mündete in
eine in beiden Richtungen
offene Gasse; dicht über ihnen hingen Balkone. Rechts hinter ihnen befand sich
ein weiterer rechteckiger Treppenschacht in der Mauer. Chavez deutete darauf.
Dominic nickte und trieb Lancia und Hadi die Treppe hinauf. Hinter sich hörte
Chavez ein leises Scharren wie von einem Schuh und spähte kurz die Treppe
hinunter. Der Verfolger stand noch am Fuß der Treppe und spähte vorsichtig um
eine Ecke. Chavez zog sich zurück und blieb vollkommen still stehen. Nach zehn
Sekunden Stille hörte er wieder das Scharren, und aus dem engen Treppenaufgang
war sogar ein leises Echo zu hören.
Er schob
die Waffe in den Gürtel, trat zwei Schritte nach rechts und packte über sich
die untere Querstange eines Balkongeländers. Ein Klimmzug brachte ihn auf die
richtige Höhe, von der aus er den Handlauf des Geländers packen und sich auf
den Balkon schwingen konnte. Er ließ sich flach auf den Balkon fallen.
Die
Schritte näherten sich vorsichtig: Schritt ... Pause. Schritt... Pause. Aus
der Ferne näherten sich Polizeisirenen. Sollten sich die Polizisten wegen ein
paar Schüssen in die Rocinha wagen?, fragte sich Ding. Er schloss die Augen
und horchte, wartete darauf, dass sich die Geräusche veränderten.
Schritt...
Pause. Abermals scharrte ein Schuh. Dieses Mal hörte Chavez keinen Widerhall
mehr. Der Mann schlich unter dem Balkon hindurch, offenbar noch unentschlossen.
Die Gasse oder die nächste Treppe? Er entschied sich für die Treppe. Chavez
ging geräuschlos auf die Knie, stützte die Waffe auf das Geländer und schoss
dem Mann eine Kugel in den Hinterkopf.
Er sprang
vom Balkon herunter, durchsuchte kurz die Leiche und jagte dann die Treppe
hinauf. Dominic wartete oben; er kauerte mit Hadi und Lancia hinter einem
Müllcontainer. Hundert Meter weiter mündete die Gasse in einen von
Straßenlaternen schwach beleuchteten Parkplatz. Von irgendwo in der Nähe kamen
die Geräusche eines aufschlagenden Balls und das Geschrei von spielenden
Kindern.
»Nur noch
die zwei hier übrig«, sagte Chavez knapp.
»Ich bin
zufrieden mit unserer Beute«, erwiderte Dominic kalt.
Chavez
warf alles, was er dem Toten abgenommen hatte, auf den Boden: Pass, eine
Handvoll Münzen, Autoschlüssel.
Er hob die
Schlüssel wieder auf und ließ sie vor Hadi und Lancia baumeln. »Welcher Wagen -
der Fiat oder der Corcel?«
Die beiden
gaben keine Antwort.
Dominic
packte Hadi am Haar, riss ihm den Kopf zurück und versuchte, ihm den Lauf der
Waffe in den Mund zu rammen. Hadi wehrte sich und biss die Zähne zusammen. Mit
der anderen Hand schlug Dominic ihm hart gegen die Luftröhre. Hadi schnappte
nach Luft, sodass Dominic ihm nun den Lauf in den Mund schieben konnte.
»Fünf
Sekunden, dann spritzt dein Hirn durch die Gasse.« Hadi antwortete nicht.
Dominic schob die Waffe noch tiefer hinein, und Hadi begann zu würgen. »Vier.
Drei.«
Chavez
beobachtete seinen Partner aufmerksam,
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