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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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das Blut aus der Nase schoss,
rappelte er sich wieder auf die Knie hoch. Obwohl er weiterhin Sternchen sah,
schaute er sich um. Ein Meter neben dem erschossenen ersten Mann lag dessen
Kalaschnikow. Jack kroch hinüber, angelte mit der rechten Hand nach deren Gurt
und zog die AK 47 zu sich herüber. Dann stand er auf und stolperte auf den
Kasten zu.
    Dorthin
war jedoch auch der Emir unterwegs. Als er Jack kommen sah, hielt er kurz inne.
Seine Augen wanderten erst zur Box hinüber und dann zurück zu Jacks Gesicht.
    »Stopp!«,
bellte Jack. »Sie sind erledigt! Es ist vorbei.«
    Hinter
Jack waren aus Richtung Tunneleingang schnelle Fußschritte zu hören.
    »Nein, ist
es nicht«, sagte der Emir und kniete sich wieder vor die Kiste.
    Jack gab
einen Feuerstoß ab.
     
     
    Auch als Hendley und Granger
später Jack Ryan jr.
fragten, wollte er noch nicht damit herausrücken, ob er tatsächlich den Emir nur
verletzen wollte oder ob er
im Eifer des Gefechts einfach nicht gut genug gezielt hatte. In Wahrheit wusste Jack selbst es nicht so genau. Im
entscheidenden Moment hatten der Adrenalinfluss in seinen Adern und sein
schneller Herzschlag das Zeitge fühl in seinem
Hirn paradoxerweise gleichzeitig ausgedehnt und verkürzt. Widersprüchliche
Gedanken kämpften um die Kontrolle seiner feinmotorischen Fähigkeiten: Wollte
er den Emir töten, um ihn endgültig zu stoppen, oder wollte er ihn nur
verwunden, damit man ihn ausführlich befragen konnte, gleichzeitig aber dadurch
riskieren, dass er seinen Atomsprengkopf doch noch auslösen konnte?
    Als der
Emir Jack im Dämmerlicht des Stollens erblickte, hatte er nur ein paar
Sekunden gezögert, bevor er seine ganze Aufmerksamkeit wieder der Bombe zuwandte
und mit fiebrigen, weit aufgerissenen Augen den Mechanismus in Gang zu setzen
versuchte. Jack erkannte danach im Bruchteil einer Sekunde, dass es diesem
Mann gleichgültig war, ob er durch eine Gewehrkugel oder durch eine
Atomexplosion starb. Dieser Mann wollte nur noch seine heilige Aufgabe
vollenden.
    Jacks
Waffe bellte auf und tauchte den Stollen kurzzeitig in ein hellorangefarbenes
Licht. Als das Schussgeräusch abgeklungen und die Dunkelheit zurückgekehrt
war, sah er den Emir mit ausgebreiteten Armen auf dem Rücken liegen. Seine
eigene, zu Boden gefallene Taschenlampe beleuchtete auf seltsame Weise sein
Gesicht. Jack konnte sehen, dass das 7,62-mm-Geschoss der Kalaschnikow in
einem schrägen Winkel in den rechten Oberschenkel des Emirs eingedrungen und
dann ein Stück nach oben gewandert war, um schließlich aus dessen Hinterteil
wieder auszutreten. Jack machte mit der AK 47 im Anschlag zwei schnelle
Schritte nach vorn, jederzeit bereit zu schießen, als er direkt hinter sich
Schritte hörte. Dann waren Clark, Chavez und Dominic bei ihm und zogen ihn weg
...
     
    Als sie
mit ihrem gefesselten und geknebelten Gefangenen im Schlepptau aus dem
Eingangsportal des Haupttunnels ins Freie traten, empfing sie zu ihrer Überraschung
nicht das Geräusch von zahlreichen Rotoren und Sirenen, sondern Totenstille.
Den Grund hierfür sollten sie jedoch erst am Tag darauf durch eine abgefangene
Meldung des Heimatschutzministeriums erfahren. Wie Clark vermutet hatte, war
der Flug ihres Hubschraubers entlang der US 95 und ihr anschließendes
Eindringen in den Luftraum über Yucca Mountain dem Radarschirm nicht verborgen
geblieben, der die Nellis Air Force Range und das Nevada-Atomwaffentestgelände
überwachte. Normalerweise wären jetzt die Hubschrauber und Sicherheitstruppen
der 3. Special Operations Squadron der Creech-Luftwaffenbasis ausgerückt, um
die Eindringlinge abzufangen. Dieser Alarm wurde jedoch nicht ausgelöst, weil
man sie fälschlicherweise für die Lufteskorte des Testtransports des
Energieministeriums vom Callaway-Atomkraftwerk nach Yucca gehalten hatte.
Irgendwo in dem unvermeidlichen und oft so unergründlichen bürokratischen
Prozess hatte das Energieministerium der Air Force mitzuteilen vergessen, dass
sie bei dieser reinen Übungslieferung auf eine Hubschraubereskorte verzichtet
hatten. In Creech hatte man die von Clark und seinen Männern gestohlene EC-130
also für den Luftgeleitschutz des Testtransports gehalten.
    Ob nun aus
Angst oder aus der Überzeugung heraus, dass seine Passagiere tatsächlich die
guten Jungs waren, hatte Marty sich Clarks Aufforderung, in der Gegend zu
bleiben und »zu warten, bis wir zurückkommen«, zu Herzen genommen und saß immer
noch in seinem Hubschrauber, als Clark und die anderen

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