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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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Operation intelligent durchplant, funktioniert sie
auch. Wir sind Augen und Hände für den Emir, er hat uns ausgewählt, also sollte
er uns auch mehr vertrauen.«
    »Ja, aber
er sieht auch Dinge, die wir nicht sehen. Vergiss das nie«, wies Ibrahim seinen
Gast zurecht. »Deshalb trifft er bei allen Operationen die Entscheidungen.«
    »Ja, er
ist sehr weise«, gab Fa'ad zu, und obwohl er nicht völlig davon überzeugt war,
musste er so reden. Schließlich hatte er dem Emir Gefolgschaft geschworen, und
das war der entscheidende Punkt, obwohl der Schwur nun schon fünf Jahre
zurücklag und er noch ein begeisterter Teenager gewesen war, als er ihn
geleistet hatte. Als Jugendlicher glaubte man vieles und schwor allzu leicht
Treue. Und danach dauerte es Jahre, bis der Schwur irgendwie seine bindende Kraft
verlor. Wenn das überhaupt jemals der Fall war.
    Aber das
bedeutete nicht, dass man nicht seine Zweifel hatte. Er war dem Emir zwar nur
ein einziges Mal begegnet, während Ibrahim von sich behaupten konnte, ihn zu
kennen. Das gehörte eben zu ihrer Arbeit. Weder er noch Ibrahim wussten, wo der
Emir lebte. Überhaupt kannten sie nur ein Ende einer langen elektronischen
Nachrichtenkette. Das war eine vernünftige Sicherheitsmaßnahme: Die
amerikanischen Polizisten waren vermutlich so effizient wie die europäischen,
und vor den europäischen Polizisten musste man sich wirklich in Acht nehmen.
Trotzdem hatte der Emir viel von einem alten Weib an sich. Er vertraute nicht
einmal den Leuten, die geschworen hatten, für ihn zu sterben. Wem vertraute er
dann überhaupt noch? Und warum diesen und nicht ... ihm?, fragte sich Fa'ad. Im
Grunde war Fa'ad zu klug, um sich mit einem »weil ich es sage« zufriedenzugeben,
mit dem wohl jede Mutter auf der Welt ihren fünfjährigen Sohn abfertigt. Und
was ihn noch mehr frustrierte: Er konnte nicht einmal Fragen stellen, weil das
von gewissen anderen Leuten als Illoyalität angesehen würde. Und wer in der
Organisation in den Verdacht der Untreue geriet, konnte sich genauso gut
gleich aufhängen. Aber Fa'ad war klar, dass diese Regeln sinnvoll waren, nicht
nur aus der Sicht des Emirs, sondern auch im Interesse der ganzen Organisation.
    Es war
nicht leicht, Allahs Werk zu verrichten, aber das war Fa'ad nicht neu. Oder er
hatte es sich eingeredet. Aber gut - hier in Paris konnte man wenigstens
vorbeigehenden Frauen nachschauen, obwohl die meisten wie Huren gekleidet
waren, ihre Körper vorführten wie Reklametafeln für ihr Gewerbe. Es war gut,
dachte Fa'ad, dass Ibrahim Paris als Wohnsitz gewählt hatte. Wenigstens war das
hier eine hübsche Gegend.
    »Die ist
hübsch«, nickte Ibrahim, während beide Araber unwillkürlich hinter derselben
Frau herschauten. »Mit einem Arzt verheiratet, leider bestimmt nicht zum
Ehebruch bereit, nach meiner Erfahrung.«
    »Hast du
ihre Gedanken gelesen?«, lachte Fa'ad. »Kann man Französinnen überhaupt
anmachen?«
    »Manche
schon. Das Schwierigste ist dabei, ihre Gedanken zu erraten. Das können die
wenigsten Männer, nicht mal die Franzosen.« Er lachte laut auf. »In dieser
Beziehung sind die Französinnen auch nicht anders als unsere Frauen. Manche
Dinge sind eben auf der ganzen Welt gleich.«
    Fa'ad
trank einen Schluck Wein und beugte sich näher über den Tisch. »Wird es
funktionieren?«, fragte er leise, womit er die geplante Operation meinte.
    »Ich sehe
keinen Grund, warum nicht. Die Wirkung wird beachtlich sein. Der einzige
Nachteil ist, dass wir danach noch mehr Feinde haben werden, aber werden wir
den Unterschied überhaupt bemerken? Unter den Ungläubigen haben wir ohnehin
keine Freunde. Für uns heißt das nur, dass wir unsere Instrumente einsatzbereit
haben müssen, wenn der Schlag ausgeführt wird.«
    »Inschallah«, antwortete Fa'ad.
    Und sie
stießen mit den Gläsern an, wie Franzosen nach einem Geschäftsabschluss.
     
    Nichts geht über den Heimvorteil, dachte Expräsident Ryan. Hier, an der Universität von Georgetown, hatte er seinen Doktor in Geschichte gemacht, deshalb kannte er den Campus fast so gut wie sein eigenes Haus.
Insgesamt fand er auch die gesamte Vortragsreihe überraschend angenehm. Keine
schwere Aufgabe, ein unverschämtes Honorar dafür zu bekommen, dass er über ein
Thema redete, von dem er wirklich etwas verstand: seine Zeit im Weißen Haus.
Bisher hatte es immer nur die üblichen Verrückten im Publikum gegeben, zu
achtzig Prozent Anhänger irgendwelcher beknackter Verschwörungstheorien, die
von den übrigen

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