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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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Arsch voraus, entschuldige den Ausdruck.«
    Jack
dachte kurz darüber nach. »Was soll ich dazu sagen? Dass ich damit
Schwierigkeiten hatte? Eigentlich nicht. Sicher, ich war nervös, und kurz bevor
es geschah, schoss mir der Gedanke durch den Kopf: Was zum Teufel machst du da eigentlich? Aber das
war's auch schon, und dann waren nur noch er und ich da, und ich tat, was ich
tun musste. Um auf das zu antworten, was du wahrscheinlich meinst: Nein, es hat
mich keine Sekunde Schlaf gekostet. Oder meinst du, ich hätte mir deswegen den
Kopf zerbrechen sollen?«
    »Verdammt,
nein.« Brian schaute sich um, ob jemand in Hörweite war, dann beugte er sich
vor und legte beide Arme auf den Tisch. »Das Wort sollen gibt es nicht, Jack. Entweder zerbrichst du dir den
Kopf darüber oder nicht. Du tust das nicht, also ist das okay. Der Scheißkerl
hatte es verdient. Als ich zum ersten Mal einen Burschen umnietete, ging es um
alles oder nichts. Töten oder getötet werden. Ich schaltete ihn aus und wusste,
dass ich das Richtige getan hatte. Trotzdem hatte ich ein paar Albträume.
Richtig oder nicht, ob er es verdient hatte oder nicht, einen Menschen zu töten
ist kein Spaß. Wer so was denkt, tickt nicht ganz richtig. Bei dem ganzen
Getue um Höchstleistungen, Kampfbereitschaft und so geht es im Grunde gar nicht
ums Töten, sondern darum, den Job zu tun, für den man sich den Hintern abtrainiert
hat, um ihn gut tun zu können, es geht darum, die Jungs zu schützen, die neben
dir kämpfen, und am Ende mit allen Gliedern am Körper wieder herauszukommen.«
    »Außerdem«,
fügte Dominic hinzu, »wäre der Knabe in Italien nicht einfach von der
Bildfläche verschwunden. Er wäre auch nicht ausgestiegen. Er hätte noch eine
ganze Menge Leute umgebracht, bevor ihn jemand ausgeschaltet hätte. Für mich
ist das der Knackpunkt. Einem Schurken das zu geben, was er verdient, ist gut
und schön, aber was wir machen und worum es eigentlich hier geht, hat mit
Rache nichts zu tun. Wer es so sieht, liegt völlig daneben. Das ist, als würde
ich das Gatter schließen, nachdem die Pferde schon ausgebüxt sind. Ich ziehe es
vor, den Burschen auszuschalten, bevor er das Gatter aufmachen kann.«
    Brian
starrte seinen Zwillingsbruder ein paar Sekunden lang verblüfft an, dann
schüttelte er grinsend den Kopf: »Ich will verdammt sein. Mum hat immer behauptet,
du bist der Philosoph in der Familie. Hab ich ihr nie geglaubt — bis jetzt.«
    »Ja, ja
...«, murmelte Dominic. »Hat weniger mit Philosophie zu tun als mit
Mathematik. Tötest du einen, rettest du womöglich Hunderte oder Tausende.
Würden wir hier von anständigen, gesetzestreuen Bürgern reden, wäre so eine
Gleichung unmöglich, aber das sind sie eben nicht.«
    »Damit hat
er wohl recht, Jack«, meinte Brian. »Wir haben hier die Chance, etwas wirklich
Gutes zu tun. Aber wenn du einsteigen willst und glaubst, bei der Sache gehe es
um Rache oder den ganzen James-Bond-Scheiß ...«
    »Aber das
glaube ich doch gar nicht ...«
    »Prima,
denn darum geht es nicht, in keiner Weise. Es geht um den echten Abschaum,
Punkt. Rache wäre ein schlechtes Motiv. Sie macht dich nachlässig, und wer
nachlässig wird, ist tot.«
    »Weiß
ich.«
    »Und was
hast du jetzt vor?«
    »Ich werde
mal mit Gerry reden, denke ich, und mir anhören, was er meint.«
    »Dann
solltest du dir ein paar gute Argumente zurechtlegen«, meinte Dominic.
»Verdammt, Gerry ist doch ohnehin schon ein Risiko eingegangen, als er dich anheuerte.
Dein Vater würde einen Anfall bekommen, wenn er ...«
    »Lass Dad
nur meine Sorge sein, Dom.«
    »Okay,
aber wenn du glaubst, dass dir Gerry einfach eine Knarre in die Hand drückt und
sagt: >Gehe hinaus in alle Welt, und bringe den Völkern die Demokratie<,
dann solltest du noch mal darüber nachdenken. Du willst das Pferd kaufen, aber
den Preis bestimmt er.«
    »Weiß
ich.«
    »Gut.«
    »Aber«,
sagte Jack, »wenn ich mit ihm rede, steht ihr hinter mir?«
    »Klar
doch, wenn es dir was nützt.« Brian zuckte die Schultern. »Aber der Laden hier
ist keine Demokratie, Jack. Wenn er nicht sofort ablehnt, wird er sich ganz
bestimmt bei Sam rückversichern.« Sam Granger war der Abteilungsleiter
Operationen des Campus. »Und ich bezweifle, dass der uns fragen wird.«
    Jack
nickte. »Damit hast du wohl recht. Na gut, wie du gesagt hast, ich muss
zusehen, dass ich meine Sache überzeugend präsentiere.«
     
     
    Es war
Herbst geworden. Der Wind wurde stärker, und das Packeis war allmählich von

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