Clancy, Tom
Kealty und blätterte in der Akte.
»Wir verschwenden immer noch unsere Ressourcen für die Suche nach ihm?«
»Ja, Mr. President.
Nun, der Kommandeur des Trupps wurde verwundet, deshalb übernahm sein erster
Sergeant das Kommando - Driscoll, Sam Driscoll. Die Ranger fanden die Höhle,
töteten ein paar Wächter, aber als sie dann weiter ins Innere vordrangen,
fanden sie nichts.«
»Das ist
ja wohl keine große Überraschung.«
»Nein,
Sir, aber wenn Sie bitte einen Blick auf Seite vier werfen würden ...«
Kealty
blätterte zu Seite vier und begann zu lesen. Seine Augen wurden schmal.
Kilborn
fuhr fort: »Soweit wir wissen, war in diesem Moment keiner von ihnen
unmittelbar bewaffnet. Und es steht fest, dass alle schliefen.«
»Und er
schoss sie alle in den Kopf«, brummte Kealty und schob die Akte von sich. »Das
ist widerlich.«
McMullen
mischte sich ein: »Mr. President, ich bin nicht ganz auf dem Laufenden. Worum
geht es eigentlich?«
»Mord,
Wes, schlicht und einfach. Dieser Sergeant, dieser Driscoll, ermordete neun
unbewaffnete Männer. Punkt.«
»Sir, ich
glaube nicht ...«
»Hören Sie
mal, mein Vorgänger hat dem Militär völlig freien Lauf gelassen. Erst hat er
sie richtig aufgemöbelt, dann hat er sie von der Leine gelassen. Höchste Zeit,
dass wir ihnen wieder Halsband und Kette anlegen. Wir können nicht dulden,
dass amerikanische Soldaten in der Gegend herumlaufen und schlafenden Männern
Kugeln in die Köpfe schießen. Scott, können wir das machen?«
»Es gibt
für alles Präzedenzfälle, Sir, aber ich denke, mit einem solchen Fall können
wir die Sache festklopfen. Wir müssen den Ball im Pentagon ins Rollen bringen,
von dort wird er zum Justizministerium gespielt, dann ziehen wir auch die
Strafverfolgungsbehörde der Army heran.«
Kealty
nickte. »Tun Sie das. Höchste Zeit, dass diese Landsknechte endlich kapieren,
wer hier das Sagen hat.«
Verdammt, was für ein Tag zum Angeln!, dachte
Arlie Fry. Okay, eigentlich war fast jeder Tag ein idealer Tag zum Angeln,
zumindest hier. Anders als in Alaska, wo sie diese Dokuserie Der gefährlichste Job Alaskas gedreht hatten. Angeln dort oben
musste die Hölle auf Erden sein.
Zwar
herrschte noch dichter Nebel, aber schließlich war das hier ein
nordkalifornischer Morgen, ein bisschen dicke Suppe war zu erwarten gewesen.
Arlie war sich sicher, dass er sich in den nächsten paar Stunden lichten würde.
Sein Boot
war eine sieben Meter lange Atlas Acadia 20E mit einem
Ray-Electric-Außenborder, gerade mal drei Monate alt, das Geschenk von seiner
Frau Eunice zur Pensionierung. Sie hatte das Salzwassermodell für küstennahen
Einsatz gekauft - bestimmt hatte sie gehofft, ihn damit tatsächlich in
Ufernähe halten zu können. Sogar dafür gab Arlie dem verdammten Flimmerkasten
die Schuld, genauer: dem Katastrophenfilm Der Sturm mit George Clooney. In jüngeren Jahren hatte Arlie
mal davon geträumt, den Atlantik allein zu überqueren, aber natürlich war ihm
klar, dass so eine Sache Eunice glatt ins Grab bringen würde. Deshalb
beschränkte er sich auf seine Angelausflüge alle zwei Wochen und blieb dabei
recht nahe an der Küste. Meist fuhr er allein, aber heute hatte er seinen Sohn
Chet überredet, ihn zu begleiten. Chet war jetzt fünfzehn und interessierte
sich weniger für Anemonenfische und Lengdorsche als vielmehr für Mädchen und
seinen iPod und die Frage, wann er endlich den Führerschein auf Probe bekommen
würde. Immerhin hatte er die Ohren gespitzt, als Arlie beiläufig erwähnt
hatte, dass er beim letzten Angelausflug einen Hai gesehen habe. Das stimmte
zwar, aber der Hai war grade mal einen halben Meter lang gewesen.
Jetzt
hockte Chet am Bug, Stöpsel in beiden Ohren, beugte sich über den Dollbord und
ließ die Hand durch das Wasser gleiten.
Das Meer
war meist glatt, nur gelegentlich kräuselte eine leichte Brise die Oberfläche.
Die Sonne war schon als verschwommener, blasser Kreis zu sehen und würde sich
bald durch den Nebel brennen. In einer Stunde wird es hell und heiß sein,
dachte er. Eunice hatte ihnen jede Menge Softdrinks, ein halbes Dutzend
Bologna-Sandwiches und einen großen Plastikbeutel prall gefüllt mit Fig Newtons
mitgegeben.
Plötzlich
stieß etwas dumpf gegen den Rumpf der Acadia. Chet riss die Hand aus dem Wasser
und sprang auf, sodass das Boot heftig zu schaukeln begann. »Was war das?«,
rief er.
»Was
denn?«, fragte Arlie.
»Etwas ist
gegen das Boot gestoßen ... Da! Siehst du es?« Chet deutete ins
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