Clancy, Tom
Kealty.
»Jawohl,
Sir.«
»Sonst
noch was?«
»Iran. Wir
arbeiten immer noch an einigen Quellen, aber es gibt doch schon starke Hinweise
darauf, dass Teheran sein Atomprogramm wieder anlaufen lässt.«
Ach du Scheiße, dachte McMullen. Ein weiteres von
Kealtys vielen Wahlversprechen war gewesen, mit dem Iran wieder direkte
diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Man müsse den Iran wieder in die große
Völkergemeinschaft zurückführen und sich auf gemeinsame Interessen
konzentrieren, hatte Kealty verkündet, denn das sei der beste Weg, Teheran von
seinen Atomplänen abzubringen. Und bis jetzt schien es zu funktionieren.
»Was heißt
>anlaufen lassen«
»Zentrifugen,
Wiederaufbereitungsanlagen und geheime Verhandlungen mit Moskau.«
»Diese
Schurken. Was zum Teufel haben sie vor?« Diese Frage richtete Kealty direkt an
Reynolds, seine Nationale Sicherheitsberaterin.
»Schwer zu
sagen, Mr. President«, kam prompt die kompetente Antwort.
Die
McMullen so übersetzte: Ich hob keinen
blassen Schimmer.
»Dann
machen Sie sich kundig«, fauchte Kealty. »Hängen Sie sich ans Telefon, und
holen Sie sich die Antwort vom Außenministerium.« Kealty stand auf; die
Besprechung war zu Ende. »Das wäre alles. Wes und Scott, bleibt noch einen
Moment hier.«
Als
Reynolds den Raum verlassen hatte, schlenderte Kealty zu seinem Schreibtisch
und setzte sich seufzend. »Was wissen wir über die Ryan-Sache?«
»Der
Geheimdienst arbeitet noch an dem Anschlag«, antwortete DCI Kilborn. »Aber so
wie es aussieht, gab es nur einen Schützen. Wir haben noch keine Identifizierung,
aber nach dem Zahnbefund war er wohl Jordanier. Die Pistole stammte aus einer
gestohlenen Ladung ägyptischer militärischer Waffen. Sie passte zu zwei
weiteren Waffen, die letzten Monat nach dem Bombenanschlag in Marseille
gefunden wurden.«
»Frischen
Sie mal mein Gedächtnis auf.«
»Anschlag
auf einen Bus. Vierzehn Tote, darunter auch die Attentäter.«
»Und
verdächtigt wurde der URC.«
»Jawohl,
Sir.«
McMullen
kannte seinen Boss gut genug, um in seinem Mienenspiel lesen zu können wie in
einem offenen Buch: Der URC hatte Jack Ryan zum Ziel gewählt. Damit hatte er
den Expräsidenten in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Schon brachte die
Hälfte der Nachrichtensender biografische Berichte über Ryan. Der wiederum
spielte bislang den Zwischenfall herunter. Er hatte nur eine kurze
Verlautbarung an die Medien gegeben und gab keine Interviews. Kealty selbst
war auf den Vorfall während einer Pressekonferenz eingegangen, die Fragen waren
natürlich vorher arrangiert worden: Er sei froh, dass Expräsident Ryan nicht
verletzt worden sei und so weiter. McMullen musste zugeben, dass Kealty
insgesamt ziemlich aufrichtig gewirkt hatte, obwohl er persönlich keine Zweifel
hatte, dass dem Präsidenten dabei praktisch die Stimmbänder eingefroren waren.
Kealty
fuhr fort: »Wes, die Sache mit Netters ...«
O nein, dachte McMullen. »Ja, Mr. President?«
»Ich
meine, wir nähern uns einem Punkt, an dem wir an Veränderungen denken müssen.«
»Ich
verstehe.«
»Sie
stimmen mir nicht zu?«
McMullen
wog seine Worte vorsichtig ab. »Ich möchte nur darauf hinweisen, Mr.
President, dass ein gewisses Maß an Widerspruch sehr produktiv sein kann.
Admiral Netters ist ein gradliniger Mann und drückt sich unverblümt aus,
manchmal vielleicht zu sehr, aber er wird von allen geachtet, nicht nur in den
Waffengattungen, sondern auch im Kongress.«
»Verdammt,
Wes, ich werde ihn nicht an Bord behalten, nur weil er beliebt ist!«
»Darauf will
ich nicht hinaus ...«
»Worauf
wollen Sie dann hinaus?«, knurrte Kealty.
»Er wird
geachtet, weil er sein Handwerk versteht. Mein Vater sagte immer: >Nimm
keine Befehle von Leuten entgegen, die nie dort gewesen sind, wo du hinmusst.
< Und Admiral Netters war schon dort, wo wir hingehen.«
Kealty zog
die Mundwinkel herab, doch plötzlich grinste er. »Das ist gut, wirklich gut.
Darf ich das zitieren? Okay, wir werden sehen, wohin das alles läuft. Aber ich
gebe diese Sache nicht auf, Wes. Wir werden uns aus diesem verdammten Land
zurückziehen, wie auch immer. Ist das klar?«
»Jawohl,
Sir.«
»Und Sie
machen ein Gesicht, als wäre gerade Ihr Hund verreckt, Scott. Sagen Sie's
schon.«
Kilborn
legte eine Aktenmappe auf Kealtys Tisch. »Letzte Woche wurde ein Sturm auf eine
Höhle im Hindukusch durchgeführt - ein Trupp von Rangern, die den Emir
jagten.«
»Großer
Gott, immer wieder dieser Bursche!«, stöhnte
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