Clancy, Tom
Wasser.
Arlie
blickte neben dem Heck hinunter und sah gerade noch einen orangefarbenen
Gegenstand, bevor er vom Nebel verschluckt wurde.
»Hast du
es genauer gesehen?«, fragte Arlie.
»Eigentlich
nicht. Bin total erschrocken! Sah aber aus wie eine Rettungsweste oder ein
Schwimmkörper.«
Arlie
überlegte kurz, ob er einfach weiterfahren solle, aber der Gegenstand war
orange gewesen, und zwar nicht einfach nur irgendein Orange, sondern internationales
Orange, das im Allgemeinen nur für Notfall- und Rettungsgeräte verwendet wurde.
Und für Rettungswesten.
»Setz dich
wieder hin, Junge. Ich will mal nachschauen.« Arlie drehte das Steuerrad und
brachte die Acadia auf Gegenkurs, wobei er gleichzeitig die Geschwindigkeit
verringerte. »Halte Ausschau.«
»Klar,
Dad, mach ich. Ist ja irre spannend!«
Eine halbe
Minute später rief ihm Chet eine Warnung zu und deutete über Steuerbord ins Wasser - ein orangefarbener Fleck, ungefähr so groß wie
ein Fußball, war im Nebel gerade noch zu erahnen.
»Ich sehe
es«, nickte Arlie und steuerte in die Richtung, bis er neben dem Gegenstand
längsseits gehen konnte. Chet beugte sich über den Dollbord und griff danach.
Es war
keine Rettungsjacke, sondern ein achteckiges Rettungsfloß. Daran war ein fast
ein Meter langes Seil befestigt, an dem wiederum ein schwarzer Metallkasten
hing. Der Kasten war etwa zwanzig Zentimeter lang, zehn Zentimeter breit und
ungefähr so hoch wie ein kräftiges Taschenbuch.
»Was ist
das?«, fragte Chet.
Arlie war
sich nicht völlig sicher, aber er hatte genug Filme und TV-Serien gesehen, um
es zu ahnen. »Eine Blackbox«, murmelte er.
»Was?«
»Ein
Flugschreiber.«
»Wow! Du meinst ... wie von einem Flugzeug?«
»Schon
möglich.«
»Cool!«
Die Sicherheitsvorkehrungen der Anlage waren recht gut, wie
Cassiano wusste, aber es gab drei Dinge, die hilfreich für ihn waren. Erstens
arbeitete er seit elf Jahren für Petrobras, lange bevor die Ölfelder von Tupi
entdeckt wurden. Zweitens herrschten in dieser
Branche ganz andere Bedingungen als in anderen Wirtschaftszweigen. Von außen
angeheuertes Sicherheitspersonal konnte daher nur bestimmte innere Bereiche
kompetent kontrollieren, für die kein Spezialwissen erforderlich war. Der Rest
musste von Arbeitern kontrolliert werden, die wussten, was sie anpackten und
wie es funktionierte. Diese Art von Doppeljob brachte nicht nur einen guten Lohn
ein, sondern sicherte auch den reibungslosen Ablauf in der Anlage. Außerdem
verschaffte ihm das auch Zutritt zu den Hochsicherheitsbereichen. Und drittens
war da noch die demografische Entwicklung Brasiliens.
Brasilien
hat Schätzungen zufolge etwa 170 Millionen Einwohner, davon waren weniger als
ein Prozent Muslime. Von diesen wiederum sind nur ein Prozent Konvertiten
brasilianischer Abstammung. Das in den Ländern der westlichen Hemisphäre so
gefürchtete Anschwellen der Zahl islamistischer Fundamentalisten ist in
Brasilien überhaupt kein Thema. Niemand kümmert es, in welche Moschee man geht
oder ob man den Irakkrieg ablehnt. Diese Themen werden kaum diskutiert und
haben jedenfalls keinerlei Auswirkungen darauf, ob man in einem Restaurant oder
eben bei Petrobras arbeiten darf.
Cassiano
behielt seine Gedanken für sich. Er betete nur im stillen Kämmerchen, erschien
nie zu spät zur Arbeit, meldete sich kaum jemals krank. Muslim oder nicht, er
war ein idealer Mitarbeiter, sowohl für Petrobras als auch für seine neuen
Arbeitgeber, die ohnehin sehr viel besser zahlten.
Die
Detailinformationen, die sie von ihm verlangten, ließen ihre Absichten recht
klar durchscheinen. Cassiano gefiel zwar der Gedanke nicht besonders, den
Industriespion zu spielen, aber andererseits beruhigten ihn ihre
Zusicherungen, dass seine Tätigkeit und die von ihm gelieferten Informationen
allenfalls finanzielle Folgen haben würden. Außerdem sagte er sich, dass im
Santos-Becken mit Riesenschritten immer neue Ölfelder erschlossen wurden; die
brasilianische Regierung und Hauptaktionärin von Petrobras würde auf Jahrzehnte
hinaus im Geld schwimmen.
Gab es
einen Grund, warum nicht wenigstens ein winziger Teil der Beute für ihn
abfallen sollte?
»CA RPENTER ist
angekommen«, tschilpte es aus dem Funkgerät neben Andrea.
»Soll ich
ihn einlassen, Boss?«, fragte sie.
»Nein,
mache ich selbst.« Ryan stand von seinem Computer auf und ging zur Tür. »Er
bleibt übrigens zum Abendessen.«
»In
Ordnung, Boss.«
Arnie van
Damm hatte nie zu den Menschen
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