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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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gehört, die große Umstände machten oder auf
Rituale Wert legten. Am Baltimore-Washington International Airport hatte er
einen Wagen gemietet und war selbst hergefahren. Und er trug auch immer noch
seine L.L.-Bean-Hemden und Khakihosen, wie Jack feststellte, als Arnie aus dem
Hertz-Chevrolet ausstieg.
    »He,
Jack«, rief ihm sein früherer Stabschef zu.
    »Arnie,
lange nicht gesehen. Wie war der Flug?«
    »Hab ich
fast völlig verschlafen.« Sie gingen ins Haus. »Und wie läuft es mit dem Buch?«
    »Nicht
ganz leicht für das eigene Ego, über sich selbst zu schreiben, aber ich
versuche, bei der Wahrheit zu bleiben.«
    »Wow,
Junge, damit wirst du die Rezensenten bei der Times aber ganz schön verwirren.«
    »Na, was
soll's, die mochten mich sowieso nie besonders. Ich erwarte keineswegs, dass
sie sich im Nachhinein noch ändern.«
    »Verdammt,
Jack, du hast gerade einen Anschlag auf dein Leben abgewehrt ...«
    »Unsinn,
Arnie.«
    »Aber so
wird es wahrgenommen, Jack. Wenn die Öffentlichkeit von so einer Sache hört,
nehmen sie nur wahr, dass dich jemand töten wollte und dafür büßen musste.«
    »Und das
heißt was? Allmacht in Stellvertretung?«
    »Genau das
heißt es.«
    Inzwischen
waren sie in der Küche angekommen, und Jack goss Kaffee ein. Cathy würde
frühestens in einer Stunde nach Hause kommen, also war noch genug Zeit für ein
wenig verbotenes Nachmittagskoffein. »Lass mich den neuesten Tratsch hören.
Habe schon gehört, dass der Oberste Gerichtshof Kealty zum Wahnsinn treibt.«
    »Du
meinst, weil ihn die Richter hindern, Leute zu ernennen? Ja, stimmt, das treibt
ihn tatsächlich in den Wahnsinn. Im Wahlkampf hatte er Professor Mayflower
einen Stuhl an der Harvard Law School versprochen.«
    »Ausgerechnet
dem? Großer Gott, der würde doch am liebsten auch noch das Matthäus-Evangelium
umschreiben.«
    »Gott hat
eben keinen Harvard-Abschluss. Sonst wäre Er besser informiert gewesen«, meinte
van Damm.
    Ryan
musste lachen. »Also dann - warum besuchst du mich?«
    »Ich
denke, du weißt es, Jack. Außerdem glaube ich, dass du bereits selbst darüber
nachdenkst. Und jetzt sag mir, dass ich mich irre.«
    »Du irrst
dich.«
    »Was mir
an dir immer gefallen hat, Jack, ist, dass du ein lausiger Lügner bist.« Ryan
schnaubte.
    »Ein
lausiger Lügner zu sein ist keine schlechte Sache«, fuhr Arnie fort. »Kealty
ist drauf und dran, völlig zu entgleisen, Jack. Meine private Meinung, aber
...«
    »Er ist
ein Schwindler. Das weiß jeder, aber die Presse will das totschweigen.«
    »Er ist
ein Schwindler, aber er ist ihr Schwindler. Sie glauben, dass sie ihn
kontrollieren können. Sie verstehen ihn und wissen, wie er denkt.«
    »Wer
behauptet, dass er überhaupt denkt? Er denkt eben nicht! Er hat eine Vision,
wie die Welt sein soll. Und er ist bereit, alles zu tun, damit die Welt seiner
Vision entspricht — wenn man überhaupt von einer Vision sprechen kann.«
    »Und was
ist mit deinen Visionen, Jack?«
    »Ich würde
von meinen Prinzipien reden, und das ist ein Unterschied. Du verkaufst ein
Prinzip, so gut du kannst, und hoffst, dass die Öffentlichkeit es versteht.
Tust du mehr als das, wirst du zum Gebrauchtwagenhändler.«
    »Ein
berühmter Politiker sagte einmal, >Politik ist die Kunst des Möglichen<.«
    »Aber wenn
du dich auf das beschränkst, was möglich ist - also was bereits getan wird —,
wie soll es dann Fortschritt geben? Kealty will die Dreißigerjahre wieder
zurückholen, mit Franklin D. Roosevelt und allem, was dazugehört.«
    »Du
scheinst schon viel darüber nachgedacht zu haben, Jack?«, fragte Arnie mit
leisem Lächeln.
    »Das weißt
du doch genau. Die Gründerväter würden sich in ihren Gräbern umdrehen, wenn sie
mit ansehen müssten, was dieser Dummkopf anstellt.«
    »Also
musst du ihn ablösen.«
    »Und all
das noch einmal durchmachen? Wozu denn?«
    »Muss ich
wirklich Edmund Burke zitieren? >Das Böse triumphiert allein dadurch, dass
gute Menschen nichts unternehmen<«
    »Ich hätte
es kommen sehen müssen«, antwortete Jack. »Ich habe meinen Dienst erfüllt. Habe
zwei Kriege ausgefochten. Habe meine Nachfolge geregelt. Ich habe alles getan,
was ein Mann tun muss.«
    »Und du
hast es gut getan«, gab sein früherer Stabschef zu. »Jack, bringen wir die
Sache auf den Punkt: Das Land braucht dich.«
    »Nein,
Arnie. Das Land braucht mich nicht. Wir haben immer noch einen guten
Kongress.«
    »Ja, der
Kongress ist gut, aber einen echten Führer hat er noch nicht hervorgebracht.
Owens

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