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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dead or Alive
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auf die religiöse Zugehörigkeit zu gründen. Der Plan wurde aber rasch
wieder fallen gelassen, als den Analysten klar wurde, dass die Vereinigten
Staaten damit nur noch mehr gut bewaffnete Gangs schaffen würden, die schon
jetzt ständig aufflammende Stammeskriege vom Zaun brachen. Die Frage lautete
deshalb, ob die Clan- oder Sektenmitglieder überhaupt in der Lage waren, im
Kampf für das Wohl des ganzen Landes zusammenzuarbeiten.
    Nur die
Zeit würde die Antwort auf diese Frage finden, dachte McMullen.
    Aus der
Tatsache, dass Kilborn den Präsidenten und nicht den Vorsitzenden der
Vereinigten Stabschefs, Admiral Stephen Netters, über die Rückzugsplanung unterrichtete,
folgerte McMullen, dass Kealty bereits einen Entschluss zum Rückzug gefasst hatte.
Bei einer Besprechung am vergangenen Donnerstag hatte Netters gegen die allzu
ehrgeizige Eile des Rückzugs argumentiert, wobei er als Begründung die
durchweg trostlosen Berichte der Brigadekommandeure über den Zustand der ISF anführte.
Die ISF war derzeit auf keinen Fall einsatzbereit und würde auch in drei
Monaten nicht einsatzbereit sein, wenn die ersten US-Truppen abziehen sollten.
    McMullen
war natürlich klar, dass Kealty diese Sache durchziehen musste, schließlich
hatte er einen wesentlichen Teil seines Wahlkampfs auf die Truppenreduzierung
fokussiert. Ob Netters nun recht hatte oder nicht, spielte für Kealty keine
Rolle. Und so hatte er seinem Chef der Vereinigten Stabschefs befohlen, den
Plan umzusetzen und dafür zu sorgen, dass er funktionierte.
    »Zwischen
den Brigade- und Divisionskommandeuren gibt es Streit, ob man die ISF bereits
als einsatzbereit einstufen könne, aber die vorliegenden Daten scheinen eher
für unseren Plan zu sprechen. Vier Monate sind nicht viel Zeit, aber der Zeitplan
für den ersten Rückzugsabschnitt zieht sich über drei Monate hin, sodass also
volle sieben Monate zur Verfügung stehen, bis die ISF den ersten Druck zu
spüren bekommen wird.« Quatsch, dachte
McMullen.
    »Gut,
gut«, sagte Kealty. »Ann, Sie nehmen Scotts Entwurf und schicken ihn an den
NSC. Wenn die darin kein Problem entdecken, setzen wir ihn um. Nächster Punkt,
Scott.«
    »Brasilien.
Wir haben Hinweise darauf, dass ihre Pläne für den Ausbau ihrer Infrastruktur
an Raffinerien viel ehrgeiziger sind, als wir erwartet hatten.«
    »Und das
heißt was?«, erkundigte sich Kealty.
    »Das
heißt«, antwortete Reynolds, »dass die Reserven ihrer Tupi-Ölfelder größer
sind, als sie gedacht hatten — oder als sie zugeben wollen.«
    Zumindest
bei oberflächlicher Betrachtung hatten sich sowohl Brasilien selbst als auch
die Vereinigten Staaten höchst erstaunt gezeigt, als allmählich deutlich wurde,
welch gewaltige Ausmaße die Ölreserven im Santos-Becken hatten. Zuvor war
darüber nicht einmal spekuliert worden, bis Petrobras eine Pressemitteilung
herausgegeben hatte, obwohl eine solche Nachricht doch normalerweise nicht zu
der Sorte gehörte, die man lange geheim halten konnte.
    »Diese
Hurensöhne«, knurrte Kealty. Kurz nachdem er die Wahl gewonnen hatte, und sogar
noch vor seiner Vereidigung, hatte Kealty seinem designierten Außenminister
befohlen, auf die brasilianische Regierung zuzugehen. Denn neben der
Ankündigung, die Truppen aus dem Irak zurückzuholen, hatte auch die Senkung des
Benzinpreises einen Schwerpunkt in Kealtys Wahlv ersprechungen dargestellt. Ein Ölimportvertrag mit Brasilien, der Ende des Monats
in Kraft treten sollte, würde wesentlich zur Erfüllung dieses Versprechens
beitragen. Die Kehrseite der Medaille war jedoch, dass die brasilianische
Regierung, obschon freundlich gestimmt, nun einen Hebel von beträchtlicher
Wirkung in den Händen hielt. Niemand wollte momentan eine Prognose abgeben, ob sich Brasilia auch in Zukunft
wohlwollend verhalten oder ob es den Weg Saudi-Arabiens einschlagen würde: die eine Hand freundschaftlich ausgestreckt, in der anderen
Hand den Dolch.
    »Wir
wissen weder im positiven noch im negativen Sinn, ob Absicht dahintersteckt,
Mr. President«, warf McMullen ein. Das war ein Versuch, Kealty von einem
gefährlichen Denkansatz abzubringen. »Es ist immer noch umstritten, wann sich
ihre Expansionspläne änderten und in welchem Maße.« McMullen blickte Kilborn
streng an und hoffte, dass dieser die stillschweigende Botschaft verstanden
hatte.
    »Das
stimmt, Mr. President«, nickte der DCI.
    »Wes, wenn
wir hier fertig sind, arrangieren Sie für mich ein Gespräch mit Botschafter
Dewitt«, befahl

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