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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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ich sticke und spiele Klavier, aber das ist zu nichts nütze. Mama mag keine Musik, weil sie davon Kopfschmerzen bekommt, und Kissen haben wir schon genug.«
    Sie bedachte die Einrichtung des Raums mit einem nahezu verächtlichen Blick.
    Das erinnerte Parsefall wieder an sein ursprüngliches Vorhaben, nämlich einen der vielen Schmuckgegenstände des Salons mitgehen zu lassen.
    »Willst du mir helfen, die restlichen fantoccini aus den Beuteln zu nehmen?«, fragte Lizzie Rose und Clara strahlte.
    »Oh ja, bitte! Darf ich?«
    Parsefall hängte den Teufel zurück an den Galgen und wandte ihnen den Rücken zu. Die beiden Mädchen unterhielten sich weiter. Ihrem zwitschernden und säuselnden Tonfall nach waren sie dabei, Freundinnen zu werden. Parsefall kümmerte sich nicht weiter um ihr Geplapper. Er suchte nach geeignetem Diebesgut.
    Aber was? Der Raum war voll teurer Dinge, viele davon klein genug, um sie einzustecken. Parsefall wusste genau, was er suchte: einen Gegenstand, der seine Hosentasche nicht verräterisch ausbeulte, der wertvoll war, doch nicht so kostbar, dass sein Verschwinden gleich bemerkt würde. Sein Blick wanderte über einen Tisch mit Nippes: eine Mosaikdose, ein Kranz aus Wachsblumen unter Glas, drei Porzellanputten mit goldenen Flügeln und eine Sammlung Fotografien in Silberrahmen. Auf einem weiteren Tisch entdeckte er eine Porzellanschale mit getrockneten Rosenblättern, ein Gebetbuch mit Perlmutteinband und noch mehr Fotos.
    Eine der kleineren Fotografien hatte einen runden Rahmen, der mit winzigen Perlen gesäumt war. Parsefall betrachtete ihn prüfend. Für Perlen wurde gutes Geld gezahlt und das Silber war wahrscheinlich echt. Und auf dem Tisch stand noch ein halbes Dutzend weiterer Fotos. Das war ideal: So würde es eine Zeit lang nicht auffallen, dass eines fehlte. Er schaute rasch zu Clara und Lizzie Rose hinüber, stellte fest, dass sie mit den Puppen beschäftigt waren, und schon schnellte seine Hand vor. Einen Augenblick später steckte das Bild in seiner Hosentasche.

4. Kapitel

     
    Die fantoccini
     
    U m halb vier Uhr nachmittags führte Clara ihre offiziellen Gäste in den Salon und bat sie, vor der Bühne Platz zu nehmen. Die kleinsten Kinder saßen mit Clara auf dem Boden. Die Älteren nahmen auf Schemeln Platz und ihre Mütter auf Stühlen, die man aus dem ganzen Haus herbeigeholt hatte. Claras Gouvernante, Miss Cameron, setzte sich neben Mrs Wintermute auf das Sofa. Die Dienstboten schauten im Stehen vom hinteren Ende des Salons aus zu.
    Agnes dämpfte das Licht. Ein Großteil des Salons lag nun im Halbdunkel und nur die kleine Bühne war in Licht getaucht. Einer der Diener hustete. Die Tür ging auf und Dr. Wintermute stahl sich ins Zimmer. Clara war glücklich. Sie hatte befürchtet, ihr Vater wäre zu beschäftigt, um sich die Vorstellung anzusehen.
    Das Rasseln von Parsefalls Tamburin ertönte und Lizzie Rose spielte eine sonderbare kleine Melodie auf der Flöte. Dann öffneten sich die Vorhänge und gaben den Blick frei auf einen gemalten Wald und einen Wolf in einem Gehrock aus grünem Satin. Der Wolf legte den Kopf schief und begann, zu sprechen. Während er mit einer Hand gestikulierte, erklärte er dem Publikum, wie hungrig er sei und wie sehr er danach lechze, ein kleines Kind zu fressen. Er klagte so jämmerlich, dass Clara aufrichtig Mitleid mit ihm hatte. Als Nächstes erschien Rotkäppchen auf der Bühne. Die kleine Puppe in ihrem roten Umhang wirkte zart und unschuldig. Es erschien grausam, dass sie dem Wolf zum Opfer fallen sollte. Clara schlang hin und her gerissen die Finger ineinander. Auch das übrige Publikum starrte gebannt auf die Bühne. Die Kinder in der ersten Reihe nahmen die Fäden der Puppen nicht mehr wahr. Die Miniatur-Schauspieler schienen größer zu werden, ihre aufgemalten Gesichtszüge zu lächeln oder sich finster zu verziehen.
    Das Rotkäppchen wurde überlistet, aufgefressen und am Ende durch die Axt des Försters befreit. Der Vorhang fiel, Lizzie Rose spielte auf der Taschengeige und Parsefall wechselte das Bühnenbild. Der Vorhang hob sich wieder und diesmal war eine Ansicht von Venedig zu sehen mit geschwungenen Brücken und vorüberziehenden Gondeln. Ein hübscher junger Puppenmann beklagte seine Armut. Ein Fremder mit Federhut, der das hörte, bot ihm eine magische Flasche mit einem Geist darin zum Kauf an. Der Flaschengeist, so erklärte der Fremde, würde ihm alles Gold der Welt verschaffen. Vor seinem Tod müsse er die Flasche

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