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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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war. »Ich erhielt einen Brief von einem Unbekannten – ich denke von Professor Grisini –, in dem ich aufgefordert wurde, mich mit zehntausend Pfund zum Friedhof in Kensal Green zu begeben. Das war das Lösegeld für meine Tochter.«
    Das Mädchen nickte. Er sah das Entsetzen in ihren Augen.
    »Um Mitternacht sollte ich zu der Mauer am Grand Junction Canal gehen und darauf warten, dass jemand auf der anderen Seite gegen die Ziegel schlägt. Auf dieses Signal hin sollte ich das Lösegeld über die Mauer werfen. Ich habe die ganze Nacht gewartet und auf das leiseste Geräusch gelauscht. Aber nichts. Niemand ist gekommen. Ich habe mich gefragt, ob dem Entführer womöglich jemand gefolgt ist, ob er die Nerven verloren hat. Aber ich habe mir gesagt: Er muss doch das Lösegeld wollen. « Dr. Wintermute ballte die Fäuste, während er das aussprach. Er hatte sich das unzählige Male vorgebetet. »Er muss das Lösegeld wollen. Warum hätte er sonst meine Tochter entführt? Er hat sie entführt, um ein Lösegeld zu erpressen, und sobald das bezahlt ist, muss er sie freilassen. Ich habe es nicht gewagt, der Polizei davon zu berichten. Der Entführer hatte immer noch Clara. Er würde vielleicht einen weiteren Brief schicken. Ich betete, dass er es tun würde, aber es ist kein Brief gekommen. Nach einer Woche bin ich zur Polizei und habe mich nach dem Stand der Ermittlungen im Fall meiner Tochter erkundigt. Der leitende Ermittler sagte, dass sie keine Fortschritte gemacht hätten. Ich habe nach Professor Grisini gefragt. Und er sagte, Grisini habe London verlassen, und sie würden noch immer versuchen, seinen Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Und jetzt sagst du mir …« Dr. Wintermute musste Luft holen, aber fürchtete, er würde in Tränen ausbrechen, wenn er zu tief einatmete. »… dass er einen Unfall, vielleicht tödliche Verletzungen hatte, und dass das in der Nacht des 14. passiert ist. Womöglich ist er verblutet. Und falls ja, dann ist Clara … meine Clara … unter Umständen noch immer irgendwo gefangen.« Wieder schloss er die Augen. Er sah ein Dutzend Claras vor sich, alle litten Qualen und schwebten in Lebensgefahr: Clara in einem düsteren Keller, kurz vor dem Verdursten; Clara, vor Angst und Kälte zitternd; Clara, wie sie reglos dalag, ihre Haut wächsern und leicht blau verfärbt. Ihm schnürte es die Kehle zu und er verzog das Gesicht.
    »Oh!«, rief das Mädchen. Er hörte das Rascheln ihrer Röcke, als sie näher an ihn herantrat. »Ach, bitte, Dr. Wintermute, denken … denken Sie nicht an das Schlimmste! Ich glaube – ich glaube ganz fest daran, dass Clara am Leben ist! Irgendwie wird man sie finden und dann kommt sie wieder nach Hause!«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein? Was weißt du?«
    »Ich weiß gar nichts. Aber ich bin überzeugt, dass es so kommen muss …« Sie weinte auch. Tränen rollten über ihre sommersprossigen Wangen. »Falls Grisini … falls er sie versteckt hat … dann an einem sicheren Ort und …« Ihre Worte ergaben keinen Sinn und vielleicht fiel es ihr selbst auf, denn sie brach ab. Stattdessen streckte sie ihre Hand über die Armlehne und streichelte seinen Mantelärmel. Die Geste traf ihn ins Herz. Er schluchzte laut auf und sie beruhigte ihn mit wortlosem Murmeln, als wäre sie die Mutter und er ihr Kind.
    Dr. Wintermute wusste nicht, wie lange er geweint hatte oder wie lange das Mädchen geduldig neben ihm gekniet und leise raunend seinen Ärmel gestreichelt hatte. Irgendwann fiel ihm auf, dass etwas an seinem Knie kratzte. Der Spaniel versuchte, auf seinen Schoß zu klettern. Das Gesicht des Hundes mit den großen Augen und der schmalen Nase ähnelte so auffallend dem des Mädchens, dass er hysterisch auflachte. Er stellte fest, dass er sich ein bisschen besser fühlte. Das Weinen hatte ihm Linderung verschafft. Wie sonderbar, dass er ausgerechnet hier Trost fand, in diesem armseligen, schmutzigen Loch in Gesellschaft einer Fremden. Er verspürte plötzlich das absurde Verlangen, sich im Stuhl zurückzulehnen und einzuschlafen. Er wusste, vor seinem Aschenputtel müsste er sich dafür nicht schämen. Sie würde an seiner Seite bleiben und seinen Mantelärmel streicheln.
    Dr. Wintermute räusperte sich. »Ich muss nach Hause. Meine Frau macht sich Sorgen, wenn ich zu spät komme. Verzeih mir, dass –«
    »Ach, bitte, Sir. Das müssen Sie nicht!«
    Er nahm ihre Liebenswürdigkeit an und verbeugte sich. Lizzie Rose stand auf, um ihn nach draußen zu

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