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Clara

Clara

Titel: Clara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Appeldorn zündete sich eine Zigarette an. »Soll ich auch den Transport in die Pathologie anleiern?«
    »Nein, Bonhoeffer will sich Wasserleichen immer erst mal an Ort und Stelle ansehen. Ich weiß nicht mehr, warum. Hat irgendwas mit Beschädigung beim Transport zu tun.«
    Arend Bonhoeffer, der Pathologe am Emmericher Krankenhaus, der für sie die gerichtsmedizinischen Untersuchungen machte, war Toppes Jugendfreund. Ihre Berufe hatten sie beide zufällig zur selben Zeit an den Niederrhein verschlagen.
    Van Appeldorn ging zum Auto zurück, um den Erkennungsdienst herzubestellen, und Toppe machte sich im Betrieb auf die Suche nach einem Telefon.
    Bonhoeffer war gleich selbst am Apparat, ausgeglichen und so guter Laune, daß es Toppe schon ärgerte.
    »Helmut, grüß dich. Na, wie läuft dein Harem?«
    »Jetzt fängst du auch noch an!«
    Bonhoeffer lachte. »Ich warte immer noch auf die Einladung zur Einweihungsparty.«
    »Die kommt schon noch«, gab Toppe lahm zurück.
    »Na gut«, Bonhoeffer wurde ernst. »Deinem Ton nach geht es um was Dienstliches. Und wenn ich mich nicht täusche, ist es nicht gerade erbaulich, oder?«
    »Stimmt. Wir haben eine Wasserleiche, männlich. Mehr kann ich dir nicht sagen, nicht mal das ungefähre Alter.«
    »Hm, ein Selbstmörder?«
    »Das hoffe ich doch sehr. Ich hoffe wirklich, daß da nur Schiffsschrauben und Aale am Werk waren.«
    »Wo liegt er?«
    »Ölwerke Spyck, gleich unter der Verladerampe.«
    »In Ordnung, ich komme raus, und die Sektion mache ich dann direkt im Anschluß. Kannst du dich schon mal um den Transport kümmern? Ach, noch was, Helmut, ich werde Hilfe brauchen, und von hier kann ich niemanden loseisen. Ist van Gemmern bei dir?«
    Toppe schmunzelte. »Wir haben den ED verständigt. Wer von denen kommt, weiß ich nicht, aber vielleicht hast du ja Glück.«
    »Hoffen wir’s. Also, in zwanzig Minuten dann.«
    Van Appeldorn saß im Auto und machte sich Notizen.
    »Norbert.« Toppe klopfte gegen die Scheibe. »Bonhoeffer kommt sofort und will danach auch gleich mit der Sektion anfangen. Sag mal, macht es dir was aus, wenn du das diesmal übernimmst? Ich würde dann schon mal zum Präsidium fahren. Die Presse wollte kommen wegen der Vergewaltigung.«
    Van Appeldorn klappte den Notizblock zu, stieg aus und hielt Toppe die Wagenschlüssel hin. »Regelst du das mit dem Transport?«
    Toppe nickte. »Ich rufe den Bestatter an.«
    »Brauchst du meine Beschreibung von dem Toten?« wedelte van Appeldorn mit seinem Block.
    Toppe verzog den Mund. »Wohl kaum. Sag dem ED, er soll Bonhoeffer zur Hand gehen.«

3
    »Warum, zum Teufel, habt ihr mich geholt? Hier gibt’s nichts für mich zu tun!«
    Klaus van Gemmern mußte ziemlich wütend sein, wenn er seine berüchtigte Schweigsamkeit vergaß.
    »Mach halblang, Klaus«, meinte van Appeldorn sanft. »Bonhoeffer muß jeden Moment hier sein, und der braucht jemanden, der ihm zur Hand geht, wie Helmut sich ausdrückte.«
    Van Gemmern murrte und schüttelte den nassen Sand von den Hosenbeinen.
    »Macht Berns mal wieder blau?« wollte van Appeldorn wissen.
    »Wenn der im letzten halben Jahr zwei Wochen am Stück gearbeitet hat, dann ist das viel.« Van Gemmern kramte den Tabak hervor und drehte sich eine Zigarette. »So langsam hab ich die Faxen dicke. Ich komme keinen Tag vor zehn aus dem Labor, von den Wochenenden ganz zu schweigen.«
    Paul Berns, der Leiter der Spurensicherung, war nie einer der fleißigsten gewesen, aber seit er die Pensionierung dicht vor Augen hatte, kam er nur noch selten zum Dienst. Mal war’s der kaputte Rücken, mal eine chronische Bronchitis.
    »Was hat er denn diesmal?« grinste van Appeldorn. »Haarwurzelentzündung?«
    Berns war inzwischen kahl wie eine Billardkugel, aber van Gemmern konnte über den Witz nicht lachen. Er lachte überhaupt so gut wie nie, jedenfalls nicht bei der Arbeit, und ob das privat anders war, wußte, bis auf Astrid, von den Kollegen niemand.
    »Virusgrippe«, schnaubte van Gemmern. »Könnte länger dauern. Ich habe um eine Krankheitsvertretung gebeten, aber die stellen sich stur.« Er hielt inne und horchte. »Ich glaube, da kommt Bonhoeffer.«
    Van Appeldorn lugte um die Ecke und sah den grauen Jaguar heranrollen.
    Arend Bonhoeffer stieg aus, warf einen kritischen Blick auf das Ufer und ging dann zum Kofferraum, um Stiefel anzuziehen und seine Tasche zu holen.
    Etwas anderes als ein Jaguar würde überhaupt nicht zu ihm passen, dachte van Appeldorn, und auch der graue Anzug, der

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