Clara
nein, da hat sich nichts mehr geändert. Also, am Freitag um 18 Uhr geht es los, gemeinsames Abendbrot und anschließende Messe.« Sie las murmelnd weiter. »Na ja, Ende der Veranstaltung ist jedenfalls Sonntag nach dem Mittagessen gegen 14.30 Uhr. Da hast du wenigstens die Eckdaten. Tut mir echt leid, daß ich dir nicht mehr.«
»Geht schon klar, ist doch kein Problem, Mensch.« Christian nahm seinen Rucksack und bewegte sich langsam zur Tür. »Also, bis Freitag dann«, meinte er unschlüssig.
Magda folgte ihm schnell, hielt ihm die Tür auf.
»Hat Clara sich auch angemeldet?« fragte er mit lockerer Stimme.
»Oh ja!« Sie legte ihm beide Hände auf die Schultern.
Ihre blauen Augen waren fast durchsichtig. »Und weißt du was? Sie wird diesmal nicht nur unser Gast sein. Sie wird selbst eine unserer Gruppen zur inneren Einkehr übernehmen. Ist das nicht wundervoll? Kannst du dir vorstellen, wie wir uns alle darüber freuen?«
4
Die Leute von der Presse fuhren gerade ab, als Toppe am Präsidium ankam. Er fand Heinrichs allein im Büro.
»Hast du mit den Zeitungsfritzen gesprochen?«
Heinrichs nickte. »Ich weiß doch, wie sehr du dich darum reißt. Du siehst angeschlagen aus.«
Toppe hängte seinen Mantel auf und setzte sich. »Es war auch scheußlich. Hier, lies selbst.« Er schob Heinrichs van Appeldorns Beschreibung der Leiche rüber. »Und wie war’s bei euch mit dem Mädchen?«
»Genauso scheußlich. Die Kleine ist vollkommen fertig. Gott sei Dank hat sie es gleich ihren Eltern gesagt, und die sind sofort mit ihr zum Krankenhaus gefahren. Sie hat Verletzungen in der Scheide, Blutergüsse an den Armen, im Gesicht, auf der Brust und eine Platzwunde am Hinterkopf.«
Toppe seufzte und rieb sich die Stirn. »Und die haben eine Spermaprobe genommen?«
»Ja, sicher. Das Mädchen kennt den Mann. Er ist der Vater ihrer Freundin.«
»Mein Gott! Aber wenigstens ist damit die Sache klar.«
»Von wegen«, schnaubte Heinrichs. »Der Mann streitet alles ab. Astrid ist gerade mit ihm beim Ermittlungsrichter. Bis die DNA-Analyse vom BKA zurückkommt, das kann eine Weile dauern.« Das Telefon klingelte. »Ich hoffe, die buchten den solange ein.« Er nahm den Hörer ab und meldete sich. »Hier, für dich, Helmut«, gab er ihn weiter und schaltete gleichzeitig den Lautsprecher ein.
»Ja, hallo, Norbert hier. Ich wollte dich bloß vorwarnen. Unser Toter ist offenbar nicht ertrunken. Sein Schwanz ist zu lang.«
»Wie bitte?« Auch Heinrichs riß die Augen auf und tippte sich an die Stirn.
»Ist ja egal«, meinte van Appeldorn. »Erkläre ich dir alles später. Bonhoeffer geht jedenfalls davon aus, daß der Mann schon tot war, bevor er ins Wasser gekommen ist. Außerdem ist er offensichtlich mißhandelt worden. Was ist? Hast du schon mal geguckt, ob die Jungs unten eine Vermißtenmeldung haben?«
»Nein, ich bin noch nicht dazu gekommen«, gab Toppe zurück. »Fahrt ihr jetzt in die Pathologie?«
»Ja, ich melde mich dann nachher.«
Astrid war blitzwütend. »Männer!« fauchte sie. »Es ist nicht zu fassen.«
»Der Richter hat ihn auf freien Fuß gesetzt«, stellte Heinrichs fest.
»Richtig. Ein Quadratarsch, sag ich euch. Das wäre beim Knickrehm anders gelaufen.« Sie sah auf einmal ziemlich müde aus. »Die übliche Begründung: fester Wohnsitz, geregelte Verhältnisse, keine Verdunklungsgefahr. Dabei lügt der Typ, daß sich die Balken biegen. Der war es, und zwar mit hundertprozentiger Sicherheit. Er behauptet, er hätte das Mädchen zwar nachmittags kurz bei seiner Tochter gesehen, sei aber dann den ganzen Abend mit ein paar Kumpels auf Sauftour gewesen. Und dann hat dieses Schwein auch noch die Stirn zu sagen, die Kleine müßte sich nicht wundern, immer so kurze Röckchen, jedem Mann schöne Augen machen – das ganze Gewäsch. Und dieser Richter, dieser angebliche, der nickt auch noch verständnisinnig!«
»Hol mal Luft«, legte Toppe ihr die Hand auf den Arm.
»Ach!« Sie machte sich los und ging zum Fenster.
»Manchmal kann ich es einfach nicht mehr haben.«
Heinrichs und Toppe kannten das Gefühl, es gab nicht viel dazu zu sagen.
»Ich habe unseren Bericht schon fertig«, hielt Heinrichs ein paar Blätter hoch. »Ist das ein kleiner Trost?«
Sie versuchte zu lächeln. »Ja, gut.« Dann sah sie Toppe an. »Und was ist mit eurer Wasserleiche?«
»Vielleicht kann Walter es dir erzählen. Ich muß mal eben nach unten.«
Um diese Zeit war auf der Wache nie viel los. Die Kollegen aßen
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