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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Neuankömmlinge um ihr Geld betrogen, sondern auch Goldsuchern, die bereits ausgerüstet waren, ihre Geräte abnahmen und diese für teures Geld an andere Männer verkauften. Der dreisteste Coup des Verbrecherkönigs bestand allerdings darin, überhöhte Gebühren für ein Telegramm in die Heimat zu verlangen, obwohl es in Skaguay gar keine Telegrafenverbindung gab und die Leitung, die über der »Telegrafenstation« zu sehen war, bereits eine Viertelmeile weiter südlich im verfilzten Unterholz endete.
    Alex war nirgendwo zu sehen. Er war in keinem der Boote, die von der S.S. Bristol kamen, auch nicht in dem großen Fischerboot, das mit über zwanzig Passagieren im flachen Wasser vor der Küste hielt. Nirgendwo sah sie sein Lächeln, keiner der ausgestreckten Arme, mit denen einige Passagiere ihren Verwandten oder Bekannten zuwinkten, galt ihr. Noch waren einige Boote unterwegs, und Alex gehörte sicher nicht zu den Passagieren, die sich beim Aussteigen nach vorn drängten, aber ihre Hoffnung, ihn an diesem Morgen in die Arme schließen zu können, schwand zusehends, und ihre Augen waren schon jetzt mit Tränen gefüllt. Die Gischt, machte sie sich selbst etwas vor, das Meerwasser, das nach allen Seiten spritzte, wenn die Passagiere aus den Booten sprangen und durch das flache Wasser an Land drängten.
    Sie sprach einen der Männer an: »War ein gewisser Alex Carmack an Bord? Ein dunkelhaariger Mann, groß und mit breiten Schultern? Ein Fallensteller?« Der angesprochene Mann zuckte die Achseln. »Keine Ahnung, Ma’am, die Beschreibung passt auf viele Männer.« Sie wandte sich an den Nächsten: »Er trägt wahrscheinlich Wollhosen und einen Anorak aus Karibufell … und einen Schlapphut …« Ein Kopfschütteln war die einzige Antwort. »Er hat sicher sein Gewehr dabei … eine Lee-Enfield …« Der Angesprochene schüttelte den Kopf. »Ich hab keine Ahnung, wie eine Lee-Enfield ausieht.«
    Clarissa ließ enttäuscht die Schultern sinken. Wie versteinert, die Lippen fest aufeinandergepresst, um nicht laut loszuheulen, wartete sie, bis auch das letzte Boot zurückgekommen war. Schon aus der Ferne sah sie, dass Alex nicht dabei war. Sie trat ein paar Schritte zur Seite, um einige Hafenarbeiter mit schweren Kisten durchzulassen, und blickte neidisch auf ein junges Paar, das sich glücklich umarmte, nachdem es an Land gegangen war. »Gehen Sie zu Mrs Buchanan!«, rief sie ihnen zu, als sie den Jungen auf sie zugehen sah. »Der Junge will Ihnen nur ein teures Hotel aufschwatzen. Die Pension dort drüben!« Der Mann bedankte sich lächelnd und zog mit seiner Frau davon.
    Das Wissen, wenigstens ein glückliches Paar vor den Fängen des Verbrecherkönigs gerettet zu haben, machte sie ein wenig froh, aber es half ihr nicht über die Enttäuschung an diesem Morgen hinweg. Wie ein schwerer Stein lastete das Gefühl in ihrem Magen, Alex noch immer nicht in die Arme schließen zu können. Nur noch ein Boot war zur Küste unterwegs, ein Beiboot der S.S. Bristol, in dem der Kapitän und einige Leute seiner Mannschaft an Land fuhren. Das Schiff würde erst am frühen Nachmittag die Heimreise antreten.
    Clarissa fasste sich ein Herz und sprach den Kapitän an, als er an Land ging: »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie anspreche, Captain, aber ich suche meinen Mann.« Sie bezweifelte, dass Alex seinen richtigen Namen nennen würde, wenn er an Bord eines Schiffes ging, und nannte nur seinen Vornamen. »Er trägt einen Anorak aus Karibufell und hatte sicher ein Gewehr dabei, eine Lee-Enfield, falls Sie sich mit Gewehren auskennen.« Sie zauberte ein gewinnendes Lächeln auf ihr Gesicht. »Er ist Fallensteller.«
    »Natürlich kenne ich mich mit Gewehren aus«, antwortete der Kapitän mit britischem Akzent, »ich war schließlich mal in der Armee Ihrer Majestät und war auf eine Lee-Enfield angewiesen, aber das ist lange her.« Seine Lippen und sein weißer Schnauzbart verzogen sich zu einem Lächeln. »Nein, so einen Mann habe ich leider nicht an Bord gesehen.« Er blickte seine Untergebenen an, die ebenfalls den Kopf schüttelten. »Tut mir leid, Ma’am. Aber trösten Sie sich, seit hier alle wegen des Goldes verrückt spielen, schicken wir jede Woche ein Schiff nach Norden. Nächste Woche ist die California dran. Ich gehe jede Wette ein, dass Ihr Mann dann an Bord sein wird. Würde mich auch sehr wundern, wenn er eine so hübsche Frau im Stich lassen würde.«
    »Und er hat Ihnen auch keinen Brief mitgegeben?«
    »Da müssen Sie den

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