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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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sie mit einem Lächeln auf andere Gedanken zu bringen. »Zuerst einmal musst du wieder gesund werden, oder willst du ewig auf der faulen Haut liegen?«
    »Du weißt, dass ich lieber heute als morgen aufstehen würde.«
    »Klar weiß ich das. Und jetzt …«
    Die Tür ging auf, und Mrs Buchanan streckte den Kopf herein. »Das Dampfschiff kommt!«, rief sie aufgeregt. »Einige Fischer haben gesehen, wie die Bristol in den Kanal fuhr. Kommst du mit, Clarissa? Sie hat frisches Gemüse und Obst aus dem Okanagan Valley für mich an Bord.« Sie wandte sich an Dolly. »Du bist uns doch nicht böse, wenn wir mal kurz verschwinden?«
    »Nur, wenn ich nachher einen frischen Apfel bekomme.« Dolly wartete, bis die Wirtin auf dem Weg nach draußen war, und blickte Clarissa an. »Viel Glück! Ich wünsche dir, dass Alex an Bord ist. Ich drücke dir die Daumen.«

23
    Wie jedes Mal, wenn sich ein Dampfschiff der Stadt näherte, strömte fast die ganze Stadt zur Anlegestelle. Da es in Skaguay weder einen Telegrafen noch eine andere Verbindung zur Außenwelt gab, war man begierig darauf, von den Passagieren zu erfahren, was im Rest der Welt passierte, und endlich wieder Zeitungen und Magazine lesen zu können, in denen mehr stand als in den Skaguay News, die sowieso nur das berichteten, was Soapy Smith nützte.
    In der Menschenmenge verlor Clarissa die Wirtin schnell aus den Augen. Vielleicht half sie auch ein wenig nach, weil sie sofort die Straße überquerte und sich unter die Leute mischte. Sie wollte mit Alex allein sein, falls er mit der Bristol kam, und nicht einmal die freundliche Wirtin bei sich haben, wenn er nicht an Bord war. Angespannt wie selten blickte sie auf die Bucht hinaus, den vertrauten Geruch von Salz und Tang in der Nase und die leichte Brise, die von Süden über das Meer wehte, im Gesicht. Sie wusste nicht, was größer war: die Erwartung, ihren geliebten Alex bald in die Arme schließen zu können, oder die Angst, er könnte nicht mit dem Dampfschiff gekommen sein.
    Als die S.S. Bristol zwischen den vorgelagerten Inseln auftauchte, setzte begeisterter Jubel ein. Die Ankunft eines Dampfschiffes war ein Ereignis, das ausgiebig gefeiert wurde in Skaguay, auch bei Soapy Smith und seiner Bande, die in den meisten Passagieren willige Opfer fanden und nach ihrer Landung den größten Profit machten. Clarissa hatte bereits den Jungen ausgemacht, der sie nach der Landung angesprochen hatte, und nur ein höhnisches Grinsen geerntet, und auch Reverend Ike stand schon bereit, um ahnungslose Passagiere ins Skaguay Hotel zu locken und ihnen einen besonders preisgünstigen Ausrüster zu empfehlen. Die scharfen Worte, mit denen Dolly ihn vom Friedhof vertrieben hatte, schienen wenig Eindruck auf ihn gemacht zu haben.
    Wegen der Ebbe, die bereits am frühen Morgen eingesetzt hatte, ankerte die S.S. Bristol ungefähr eine Viertelmeile vor der Anlegestelle. Noch bevor der Kapitän mit einem dumpfen Signal seine Ankunft ankündigte, war eine Vielzahl von Booten unterwegs, um die Passagiere und die von vielen Geschäftsleuten heiß ersehnte Fracht an Land zu holen. Dunkler Rauch stieg aus den Schloten des Dampfschiffes und vermischte sich mit dem Dunst, der wie feiner Nebel über dem Wasser lag. Von der Sonne war nur noch ein weißer Schimmer hinter den Wolken zu sehen. Leichter Wind kräuselte das Meer.
    Nervös und mit wachsender Unruhe verfolgte Clarissa die Ankunft der Passagiere. Aus mehreren Booten gleichzeitig strömten sie an Land, schwere Koffer und Taschen in den Händen und nach der langen Fahrt begierig darauf, endlich die Goldfelder zu erreichen. Die wenigsten ahnten, welche Strapazen sie erwarteten, und wie schwierig es war, eine einigermaßen bezahlbare Unterkunft in Skaguay zu finden. Die Gier nach dem Gold machte sie blind für die Gefahren, und selbst viele von den Neuankömmlingen, die von Soapy Smith und seinen Machenschaften gehört hatten, fielen auf seine Leute herein. Clarissa beobachtete, wie der Junge sich an einen Mann mit einer schweren Reisetasche heranmachte, und sah den Reverend mit einigen gut gekleideten Männern über die Straße verschwinden. »Glauben Sie nicht alles, was der Junge sagt!«, rief sie dem Mann mit der Reisetasche zu, wohl wissend, dass er nicht auf sie hören würde. Der Mann hielt ihre Bemerkung für einen Witz und lachte. »Keine Angst, bei mir ist nichts zu holen.«
    Clarissa wusste es besser. Frank Reid hatte ihr erzählt, dass Soapy Smith und seine Männer nicht nur

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