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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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das Konto einer Bande, die sich im nahen Kanada verschanzte.
    Von Sam Ralston war nichts zu sehen. Clarissa hatte lediglich gehört, dass er in Jeff Smith’s Parlor am Spieltisch saß und die Leute reihenweise beim Pokern ausnahm, was entweder daran lag, dass die Goldsucher zu unbedarft waren oder er sich inzwischen beim Falschspiel versuchte. Als Clarissa ihm eines Abends scheinbar zufällig in der Stadt begegnete, war er jedoch ausgesprochen höflich und lüftete seinen Zylinder. »Nehmen Sie sich vor Soapy Smith in Acht!«, flüsterte er. »Der Bursche führt etwas gegen Sie im Schilde!«
    Clarissa blickte ihn erstaunt an, doch bevor sie nachfragen konnte, war er verschwunden, und nur noch der Qualm seines Zigarillos erinnerte an ihn.

24
    Zwei Wochen später, als die S.S. California die Bucht von Skaguay verließ und Alex wieder nicht an Bord gewesen war, bekam Clarissa zu spüren, was der Spieler mit seiner Warnung gemeint hatte. Auf dem Rückweg zur Pension trat ihr ein Junge, den sie noch nie gesehen hatte, in den Weg und sagte: »Mrs Carmack? Ma’am? Mister Smith würde Sie gerne sprechen. Ich soll Ihnen sagen, dass er in seinem Büro auf Sie wartet. Sie sollen gleich kommen.«
    »Ach ja?«, erwiderte sie. Nach der neuen Enttäuschung, Alex wieder nicht getroffen zu haben, war sie gerade in der richtigen Stimmung. »Dann sag ihm doch, dass ich nicht die geringste Lust hätte, mit ihm zu sprechen.«
    »Es geht um Alex, sagt er.«
    »Alex?«
    »Keine Ahnung, wen er damit meint, aber er sagt, dass Sie auf jeden Fall kommen würden, wenn Sie den Namen hören. Er wartet in seinem Büro hinter dem Parlor. Wenn ich Sie wäre, würde ich hingehen, Ma’am. Mister Smith kann ziemlich böse werden, wenn man nicht tut, was er sagt. Meine Mom sagt, wenn ich ihm nicht gehorche, hätten wir bald nichts mehr zu essen.«
    »Schon gut, ich gehe hin.«
    »Ist auch besser, Ma’am. Viel besser.«
    Clarissa wartete, bis er gegangen war, und überquerte die Straße. Ihre Verwirrung war so groß, dass sie sich auf ihrem Gesicht abzeichnete, und einige Leute drehten sich erstaunt nach ihr um. Was wusste Soapy Smith über Alex? Und welche Gemeinheit hatte er im Sinn? Sie traute diesem Mann so ziemlich alles zu und war auf einiges gefasst, als sie Jeff Smith’s Parlor erreichte und an die Seitentür des schlichten Gebäudes klopfte.
    »Kommen Sie rein, Clarissa!«, erklang seine Stimme.
    Sie öffnete die Tür und betrat den kleinen Raum, eigentlich nur ein Hinterzimmer, das direkt an den Schankraum grenzen musste, so laut schallten die schrägen Töne des Walzenklaviers herüber. Dazwischen hörte man Gläserklirren, Männerstimmen und das Lachen der leichten Mädchen. In Skaguay war auch am späten Vormittag noch einiges los. Auf dem einfachen Holztisch, hinter dem Soapy Smith wie ein Fabrikbesitzer thronte, brannte eine Öllampe. In ihrem flackernden Schein erhob sich der Verbrecherkönig von seinem Stuhl, ganz der Gentleman, als der er sich in der Öffentlichkeit so gern präsentierte. »Schön, dass Sie kommen, Clarissa! Ich hatte schon befürchtet, Sie würden sich anders entscheiden. Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten? Ein Glas Wasser?« Er deutete auf den Besucherstuhl. »Setzen Sie sich doch, Clarissa. Ich habe auch Wein hier … Aus Kalifornien …«
    Clarissa ging auf keines seiner Angebote ein. »Was wollen Sie?«
    »Nun seien Sie doch nicht so ernst.« Soapy Smith blieb ebenfalls stehen, hinter sich an der Wand einen Stadtplan von Skaguay und Skizzen, die wohl neue Grundstücke darstellen sollte. Auch im Immobilienhandel hatte er seine Finger. »Ich kann ja verstehen, dass Sie traurig sind, weil Ihr Ehemann wieder nicht an Bord war, aber so sind sie nun mal, diese Fallensteller. Leben jahrelang in der Wildnis und haben nicht die geringste Ahnung, welche Gefühle eine weiße Frau bewegen. Hat sie das Jagdfieber einmal gepackt, ziehen sie in die Wälder, kommen einige Monate später zurück und tun so, als wäre nichts geschehen. Daran müssen Sie sich doch langsam gewöhnt haben.«
    »Wenn es das ist, was Sie mir über Alex sagen wollen, gehe ich wieder. Was Sie über Fallensteller denken, interessiert mich nicht, und es entspricht, nebenbei gesagt, auch nicht der Wahrheit. Alex ist anders, Mister Smith.«
    »Jeff … nennen Sie mich Jeff!«
    »Auf Wiedersehen, Mister Smith!«
    »Warten Sie«, hielt er sie zurück. »Ich wollte mich nicht über Ihren Mann lustig machen, ganz im Gegenteil. Sicher halten ihn äußerst

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