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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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er ihren Arm.
»Neeve.« Es war eine Frage. Als sie sich nach Westen und dann
wieder nach Süden wandten und allmählich in ein rasches Spaziergängertempo fielen, erzählte sie ihm von Renata.
    Sie verließen den Park wieder bei der 79. Straße. Die letzten
Häuserblocks bis zum »Schwab House« gingen sie nebeneinander her und hielten sich an den Händen.
    Als Ruth am Samstag morgen um sieben Uhr das Radio einschaltete, hörte sie die Nachricht von Ethels Tod. Um Mitternacht hatte sie eine Schlaftablette genommen und war daraufhin
mehrere Stunden in einen schweren, betäubenden Schlaf gesunken, der erfüllt war von Alpträumen, an die sie sich nur dunkel
erinnerte. Seamus war verhaftet. Seamus stand vor Gericht. Diese Teufelin Ethel sagte gegen ihn aus. Vor mehreren Jahren hatte Ruth in einer Anwaltspraxis gearbeitet und wußte daher einigermaßen Bescheid, welche Art von Anklagen gegen Seamus
erhoben werden konnten. Doch als sie jetzt die Nachrichten hörte, stellte sie die Teetasse mit zitternden Fingern auf den Tisch.
Sie erkannte, daß noch ein Anklagepunkt hinzukam: Mord.
    Sie stieß den Stuhl vom Tisch zurück und rannte ins Schlafzimmer. Seamus war erst im Begriff zu erwachen. Er schüttelte
den Kopf und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, eine Geste,
die Ruth schon immer gereizt hatte.
    »Du hast sie umgebracht!« brüllte sie. »Wie soll ich dir helfen, wenn du mir nicht die Wahrheit sagst!«
»Von was redest du?«
Vehement stellte sie das Radio an. Der Nachrichtensprecher
berichtete gerade, wie und wo man Ethel gefunden hatte. »Jahrelang bist du mit den Kindern in den Morrison State Park zum
Picknicken gefahren«, schrie sie. »Du kennst die Gegend wie
deine Hosentasche. Sag mir endlich die Wahrheit! Hast du sie
erstochen?«
Eine Stunde später, wie gelähmt vor Entsetzen, machte Seamus sich auf zu seiner Bar. Man hatte Ethels Leiche gefunden.
Er wußte, daß die Polizei ihn abholen würde.
Am Vortag hatte Brian, der Barkeeper, die Tages- und
Abendschicht arbeiten müssen. Um seine Unzufriedenheit zu
zeigen, hatte er das Lokal schmutzig und unaufgeräumt zurückgelassen. Der junge Vietnamese, der sich um die Küche kümmerte, war schon da. Wenigstens einer, der bereit war zu arbeiten. »Meinen Sie wirklich, daß Sie schon herkommen sollten,
Mr. Lambston?« fragte er. »Sie sehen immer noch krank aus.«
Seamus suchte sich zu erinnern, was Ruth ihm eingeschärft
hatte. »Sag, daß du einen Anflug von Grippe hattest. Du bleibst
praktisch nie von der Arbeit weg. Sie müssen dir glauben, daß
du gestern wirklich krank warst, daß du auch am Wochenende
krank warst. Sie müssen unbedingt glauben, daß du am letzten
Wochenende deine Wohnung überhaupt nicht verlassen hast.
Hast du mit irgend jemand gesprochen? Hast du irgendwen gesehen? Die Nachbarin wird unweigerlich erzählen, daß du letzte
Woche ein paarmal dort gewesen bist.«
»Ich werde diesen scheußlichen Virus nicht los«, murmelte er.
»Gestern fühlte ich mich schlecht, aber am Wochenende war ich
richtig krank.«
Ruth rief um zehn Uhr an. Wie ein folgsames Kind hörte er zu
und wiederholte Wort für Wort, was sie ihm auftrug.
Um elf Uhr öffnete er das Lokal. Gegen zwölf erschienen
allmählich die wenigen verbliebenen Stammgäste. »Seamus«,
rief einer von ihnen mit Stentorstimme und verzog das Gesicht
zu einem jovialen Lächeln, »traurige Nachrichten, was die arme
Ethel betrifft, aber großartig für Sie, daß Sie die Alimente los
sind. Spendieren Sie eine Runde?«
Um zwei Uhr, kurz nachdem der nicht allzu lebhafte Mittagsbetrieb verebbt war, betraten zwei Männer die Bar. Der eine,
Anfang fünfzig, mit breiten Schultern und einem rotbackigen
Gesicht, sah schon von weitem wie ein Polizist aus. Sein Begleiter war ein schlanker Lateinamerikaner Ende zwanzig. Sie wiesen sich aus als die Inspektoren O’Brien und Gomez vom 20.
Polizeirevier.
»Mr. Lambston«, fragte O’Brien ganz ruhig, »wissen Sie, daß
Ihre frühere Frau, Ethel Lambston, im Morrison State Park gefunden wurde und daß sie das Opfer eines Mords ist?«
Seamus klammerte sich an den Rand der Bartheke. Seine
Handknöchel wurden weiß, er nickte nur und brachte kein Wort
heraus.
»Würden Sie bitte mit uns ins Revier kommen?« sagte Inspektor O’Brien und räusperte sich. »Wir möchten Ihnen gerne
ein paar Fragen stellen.«
    Sobald Seamus in sein Lokal gegangen war, hatte Ruth in Ethel
Lambstons Wohnung angerufen. Der Hörer wurde abgenommen,

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