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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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aber niemand meldete sich. Schließlich sagte sie: »Ich
möchte bitte mit Ethel Lambstons Neffen, Douglas Brown,
sprechen. Hier ist Ruth Lambston.«
»Was wollen Sie?« Ruth erkannte die Stimme des Neffen.
»Ich muß Sie sehen. Ich bin gleich bei Ihnen.«
    Zehn Minuten später setzte ein Taxi sie vor Ethels Haus ab.
Während sie ausstieg und den Fahrer bezahlte, blickte sie nach
oben. Im dritten Stock bewegte sich ein Vorhang. Die lieben
Nachbarn, die nichts verpassen wollten!
    Douglas Brown hatte bereits Ausschau nach ihr gehalten. Er
öffnete die Tür und trat einen Schritt zurück, um sie hereinzulassen. Die Wohnung war noch immer ungewöhnlich gut aufgeräumt, obwohl Ruth eine feine Staubschicht auf dem Tisch bemerkte. In New York mußte man täglich Staub wischen.
    Erstaunt, daß sie in diesem Augenblick überhaupt an so etwas
denken konnte, stand sie jetzt Douglas gegenüber. Sie bemerkte
den teuren Morgenmantel und den seidenen Pyjama, der darunter hervorsah. Douglas’ Augen waren verschwollen, als ob er
getrunken hätte. Seine regelmäßigen Züge hätten schön sein
können, wenn sie markanter gewesen wären. So erinnerten sie
Ruth an Sandburgen, die Kinder am Strand bauen und die von
Wind und Wasser wieder eingeebnet werden.
»Was wollen Sie?« fragte er.
    »Ich will weder Ihre noch meine Zeit damit verschwenden zu
sagen, ich sei betrübt über Ethels Tod. Ich will den Brief holen,
den Seamus ihr geschrieben hat, und ich will, daß Sie dies an
seine Stelle tun.« Sie hielt ihm einen Umschlag hin. Er war nicht
zugeklebt. Douglas öffnete ihn. Er enthielt einen am 5. April
datierten Alimentenscheck.
    »Was versuchen Sie vorzutäuschen?«
»Ich täusche gar nichts vor. Ich mache einfach einen Tausch.
Geben Sie mir den Brief zurück, den Seamus an Ethel geschrieben hat. Und merken Sie sich folgendes: Der Grund von Seamus’
Kommen am letzten Mittwoch war, Ethel den Alimentenscheck
zu bringen. Ethel war nicht zu Hause. Am Donnerstag kam Seamus noch einmal, weil er befürchtete, den Umschlag nicht genügend tief in ihren Briefkasten gesteckt zu haben. Er wußte, daß sie
ihn verklagen würde, wenn der Scheck nicht da war.«
»Warum sollte ich darauf eingehen?«
»Weil Seamus Ethel letztes Jahr fragte, wem sie eigentlich ihr
ganzes Geld hinterlassen wolle. Darum. Sie antwortete ihm, daß
sie gar keine Wahl hätte, Sie seien ihr einziger Verwandter.
Aber letzte Woche erzählte Ethel Seamus, daß Sie sie bestehlen
und sie deshalb vorhabe, ihr Testament zu ändern.«
Ruth sah, wie Douglas kreidebleich wurde. »Sie lügen!«
»Meinen Sie?« fragte Ruth. »Ich gebe Ihnen eine Chance, und
Sie werden Seamus eine Chance geben. Wir halten den Mund
wegen Ihrer Diebstähle, und Sie halten den Mund wegen des
Briefes.«
Wider Willen empfand Douglas Bewunderung für die Frau,
die ihm so entschlossen entgegentrat. So wie sie dastand, die
Handtasche unter den Arm geklemmt, mit ihrem Allwettermantel, praktischen Halbschuhen, der randlosen Brille, die ihre
blaßblauen Augen vergrößerte, dem strengen, schmallippigen
Mund, wußte er, daß sie nicht bluffte.
Er richtete den Blick gegen die Zimmerdecke. »Sie scheinen
zu vergessen, daß das Klatschmaul da oben jedem, der es hören
will, erzählt, Seamus und Ethel hätten am Tag, bevor Ethel nicht
zu ihren Verabredungen erschien, einen Riesenkrach gehabt.«
»Ich habe mit der Frau gesprochen. Sie kann kein einziges
Wort wiedergeben. Behauptet nur, sie habe laute Stimmen gehört. Seamus spricht immer sehr laut. Und Ethel kreischte, sobald sie den Mund aufmachte.«
»Sie scheinen wirklich an alles gedacht zu haben«, bemerkte
Doug. »Ich hole den Brief.« Er ging ins Schlafzimmer.
Geräuschlos trat Ruth an den Schreibtisch. Neben einem Stapel von Briefen sah sie den Rand des Dolchs mit dem rotgoldenen Griff, den Seamus ihr beschrieben hatte. Im nächsten Augenblick befand er sich in ihrer Handtasche. War es nur Einbildung, daß er sich klebrig anfühlte?
Als Douglas Brown mit Seamus’ Brief wieder aus dem
Schlafzimmer kam, warf Ruth rasch einen Blick darauf und
steckte ihn tief in das Außenfach ihrer Handtasche. Ehe sie
wegging, gab sie Doug die Hand. »Es tut mir sehr leid, daß Ihre
Tante tot ist, Mr. Brown«, sagte sie. »Seamus hat mich gebeten,
Ihnen auch sein Beileid auszudrücken. Trotz aller Schwierigkeiten, die er und Ethel hatten, gab es doch eine Zeit, wo sie sich
liebten und glücklich miteinander waren. Diese Zeit wird er in

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