Claudius Bombarnac
ist für einen guten Fußgänger eine Sache von anderthalb Stunden. Vor drei Uhr kann die von Taï-Yuan entsendete Locomotive schon bei dem verunglückten Zuge angelangt sein. Ich bin bereit aufzubrechen ….
– Ich auch, erklärt Popof, und ich glaube, wir thun gut, mehrere zusammen zu gehen. Wer weiß, ob wir nicht unterwegs dem Farusklar mit seinen Mongolen begegnen.
– Sie haben Recht, Popof, erwidert der Major, sorgen wir also dafür, gut bewaffnet zu sein.«
Das ist nur weise zu nennen, denn die Räuber, die sich doch jedenfalls nach dem Viaducte von Tju begeben, können ja nicht fern sein. Sobald sie freilich das Mißglücken ihres Sckurkenstreiches erkennen, werden sie wohl Fersengeld geben. Wie sollten sie – ihrer sechs – es wagen, gegen hundert Passagiere anzugreifen, ohne die chinesischen Soldaten zu zählen, die zum Schutze des kaiserlichen Schatzes bei der Hand sind!
Ein Dutzend von uns, darunter Herr Caterna, Pan-Chao und ich, erbietet sich, den Major Noltitz zu begleiten. Auf allgemeines Verlangen soll Popof dagegen bei dem Zuge zurückbleiben, während wir es übernehmen, in Fuen-Choo alles Nöthige zu veranlassen.
Mit Dolchen und Revolvern ausgerüstet – es ist jetzt halb zwei Uhr Nachts – folgen wir also der Bahnstrecke, die nach der Gabelung beider Linien hinführt, und gehen so schnell, wie es die Finsterniß der Nacht nur gestattet.
Vor Verlauf von zwei Stunden treffen wir bei der Station Faen-Choo ein, ohne übrigens unterwegs ein Hinderniß gefunden zu haben. Offenbar wird Farusklar jetzt entflohen sein. Es fiele also der chinesischen Polizei zu, sich des Räubers und seiner Spießgesellen zu bemächtigen. Ob ihr das gelingen wird? … Ich wünsche es doch ohne große Hoffnung.
In der Station läßt Pan-Chao den Bahnhofsvorstand wecken, und dieser giebt die telegraphische Anweisung nach Taï-Yuan, sofort eine Locomotive nach der Nankinger Seitenlinie abgehen zu lassen.
»Wo ist denn der Seigneur Faruskiar?« (S. 252.)
Es ist wenig über drei Uhr, der Tag beginnt zu grauen, und wir begeben uns nach der Bahngabelung, um die Locomotive zu erwarten. Dreiviertel Stunden später meldet sich diese durch langgezogenes Pfeifen und hält an der Theilungsstelle beider Linien an.
Sobald wir im Tender alle untergebracht sind, fährt die Locomotive nach der Seitenlinie hinüber, und eine halbe Stande später sind wir wieder bei unserm Zuge.
Mit Dolchen und Revolvern ausgerüstet, folgen wir also der Bahnstrecke. (S. 255.)
Schon glüht das Morgenroth über dem Horizonte, so daß man einen größern Umkreis zu übersehen vermag. Ohne Jemand davon zu sprechen, mach’ ich mich auf, den Körper des armen Kinko zu suchen, kann davon aber nicht einmal einzelne Stücke finden.
Da sich die Locomotive an den Kopf des Zuges nicht setzen kann, weil sich an dieser Stelle weder ein zweites Gleis, noch eine Drehscheibe befindet, so bleibt nichts andres übrig, als daß sie rückwärts läuft und uns bis zur Bahntheilung nachschleppt, während wir unsere ganz zerstörte Locomotive nebst Tender einfach liegen lassen. Es folgt hieraus, daß der Packwagen, in dem sich der – jetzt leider leere! – Kasten befindet, an das Ende des Zuges zu stehen kommt.
Wir fahren ab und erreichen nach einer halben Stunde die Weiche an der Hauptlinie nach Peking.
Zum Glück brauchten wir nicht erst nach Taï-Yuan zurückzukehren, was uns eine Verzögerung von anderthalb Stunden ersparte. Vor Ueberschreitung der Weiche fährt die Locomotive in der Richtung nach Fuen-Choo voraus; nachher werden die Wagen einzeln bis über die Theilungsstelle geschoben und der Zug damit wieder wie vorher geordnet. Von fünf Uhr ab rollen wir dann mit der vorschriftsmäßigen Geschwindigkeit durch die Provinz Petchili hin.
Ich habe nichts besondres mehr mitzutheilen über diesen letzten Reisetag, während dessen unser chinesischer Maschinenführer – das muß ich ihm ehrlich nachrühmen – sich in keiner Weise bemühte, die verlorene Zeit wieder einzuholen.
Wenn indes einige Stunden mehr oder weniger uns ziemlich gleichgiltig sind, so trifft das doch nicht bezüglich des Barons Weißschnitzerdörser zu, der ja in Tien-Tsin das Dampfschiff nach Yokohama besteigen will.
Und wirklich, als wir gegen Mittag dort ankommen, ist der Dampfer seit dreiviertel Stunden bereits abgefahren, und als der deutsche Weltumsegler, der Rival eines Bly und eines Bisland, sich auf den Perron des Bahnhofs stürzte, erfuhr er nur, daß
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