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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verewigt zu werden!
    Ich will’s nur zugeben … ich habe noch eine, und zwar eine kolossale Dummheit begangen! Der verwünschte Seigneur Farusklar, den ich – durch meine Depesche – zum edlen Helden gestempelt habe! Was werden die getreuen Leser des »XX. Jahrhundert« dazu sagen! Wahrlich, ich verdiene unter die erstelässigen Pflastertreter der Hölle versetzt zu werden.
    Wir befinden uns, wie schon gesagt, zweihundert Schritte vom Tjuthale, einer tiefen Bodensenke, die die Errichtung eines dreihundertfünfzig bis vierhundert Fuß langen Viaducts nöthig gemacht hat. Das mit Felsstücken übersäete Thal ist wenigstens hundert Fuß tief. Stürzte der Zug in den Abgrund, so wäre keiner von uns mit dem Leben davon gekommen. Diese denkwürdige – vom Standpunkte des Reporters betrachtet, höchst interessante – Katastrophe hätte gut hundert Opfer gefordert. Dank der Kaltblütigkeit, der Entschlossenheit und dem Opfermuthe des jungen Rumänen sind wir von diesem entsetzlichen Unglücksfall verschont geblieben.
    Alle? … Ach nein! … Kinko hat ja die Rettung seiner Gefährten mit dem eignen Leben bezahlt
    Inmitten des furchtbarsten Durcheinander ist es nämlich meine erste Sorge gewesen, nach dem unversehrt gebliebenen Packwagen zu sehen. Hätte Kinko die Explosion überlebt, so wäre er nach diesem zurückgekehrt und in sein rollendes Gefängniß in der Erwartung geschlüpft, daß ich mich mit ihm schon in Verbindung setzen werde ….
    O weh! der Kasten ist leer – leer wie die Casse einer falliten Bankgesellschaft …. Kinko ist seiner Opferfreudigkeit erlegen.
    Es gab also doch einen Helden in unsrer Gesellschaft, doch nicht jenen Farnsklar, den gottlosen, unter der Haut eines Verwaltungsrathes verborgnen Räuber, dessen Namen ich ungeschickter Weise nach allen Ecken der Welt hinausgepredigt habe. Nein, dieser Rumäne war es, dieser bescheidene, kleine arme Verlobte, den seine Braut vergeblich erwarten, den sie niemals wiedersehen wird! – Doch, ihm soll sein Recht werden! … Ich erzähle, was er gethan hat … Jetzt wär’ es ein Verbrechen, sein Geheimniß noch weiter zu hüten …. Hat er die Groß-Transasiatische Eisenbahngesellschaft auch betrogen, so hat er gerade dadurch einen ganzen Personenzug retten können! … Wir wären verloren, wären zum schrecklichsten Tode verdammt gewesen, wenn Kinko nicht da war!
    Ich bin mit schwerem Herzen und thränenden Augen nach dem Gleise wieder hinunter gestiegen.
    Der Schandplan Farusklar’s – den sein Rivale Ki-Tsang nur vorzeitig kreuzte – war vortrefflich erdacht, indem jener sich dabei der sechs Kilometer langen, nach dem unvollendeten Viaducte führenden Zweiglinie bediente. Den Zug dorthin zu lenken, war ja ganz leicht, wenn ein Spießgeselle von ihm die jene beiden Linien verbindende Weiche umlegte. Sobald dann durch verabredete Zeichen gemeldet wurde, daß wir uns auf der Zweiglinie befanden, galt es blos, sich nach der Plattform der Locomotive zu begeben, deren Führer und Heizer umzubringen, und dann bei verminderter Geschwindigkeit des Zuges abzuspringen, während dieser nach vorheriger starker Beschickung des Maschinenrostes mit frischen Kohlen die volle Geschwindigkeit bald wieder erlangen mußte ….
    Und jetzt ist daran gar nicht zu zweifeln, daß diese Schurken, die der raffinirtesten Folterqualen der chinesischen Justiz würdig wären, nach dem Thale von Tju eilen. Hier, unter den Trümmern des Zuges hoffen sie die fünfzehn Millionen an Gold und Edelsteinen zu finden. Und diesen Schatz könnten sie, ohne die Befürchtung, überrascht zu werden, fortschleppen, da ihnen die Nacht zu Hilfe kommt, ihr Verbrechen zu vollenden.
     

    Inmitten der Finsterniß gewahrt man doch einen Wirrwarr von Gerüsten. (S. 246.)
     
    Nur zu … sie werden sich beraubt sehen, die Räuber, und ich hoffe, daß eine solche Schandthat ihnen – zum allerwenigsten! – den Kopf kosten wird. Ich allein weiß, was vorgegangen ist; aber ich werde es sagen, da der arme Kinko doch nicht mehr vorhanden ist.
    Ja, mein Entschluß steht fest, ich werde reden, sobald ich Zinca Klork gesehen habe. Das arme Mädchen muß vorsichtig von ihrem Unglück unterrichtet werden. Ich mag nicht, daß der Tod ihres Verlobten vorher zum Stadtgespräch wird und sie die Kunde davon wie ein Donnerschlag überrascht. Ja … morgen … sobald wir in Peking angelangt sind.
    Doch wenn ich auch vorläufig von Kinko nichts verlauten lassen darf, so will ich wenigstens Farusklar, Ghangir und

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