Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
den Major Noltitz, Herrn und Frau Caterna und durch glücklichen Zufall auch den jungen Pan-Chao wieder, letzteren diesmal ohne den Doctor Tio-King. Pan-Chao erbietet sich bereitwilligst, uns bei den chinesischen Behörden als Dolmetscher zu dienen.
    Nun unterrichte ich im Beisein der weinenden Zinca meine Reisegefährten über Alles, was deren Verlobten betrifft, unter welchen Verhältnissen Kinko hierher gekommen war und wie ich ihn unterwegs kennen gelernt hatte. Ich sage ruhig, daß er sich gegenüber der Transasiatischen Bahngesellschaft eines Betruges schuldig gemacht, doch nur auf diese Weise im Stande gewesen war, den Zug nach Uzun-Ada und weiter zu benutzen. Wenn das aber nicht geschehen wäre, so lägen wir jetzt jedenfalls zerschmettert in den Schluchten des Tjuthales …
    Ich führe Alles an, was ich bisher nur allein weiß: ich selbst habe zwar den Banditen Farnsklar überrascht, als er sein Verbrechen eben ausführen wollte, Kinko aber ist es gewesen, der auf die Gefahr seines Lebens hin, mit einem Muthe und einer Kaltblütigkeit ohne Gleichen, den Brennrost der Locomotive mit Heizmaterial überfüllte, sich dann an die Hebelarme der Sicherheitsventile hängte und den Zug dadurch zum Stehen brachte, daß er das Platzen des Kessels verursachte.
    Da gab es, nach Beendigung meines Berichtes, laute Ohs und Ahs in Menge, und in überfließender Dankbarkeit rief unser Komödiant begeistert:
    »Hurrah für Kinko … Einen Orden muß er haben!«
    In Erwartung, daß der Sohn des Himmels unserm Helden den Orden des grünen Drachen irgendwelcher Classe aufnöthige, ergreift Frau Caterna die Hände der Zinca Klork, zieht sie ans Herz, umarmt sie – ohne ihre Soubretten-, im Nothfalle erste Liebhaberinthränen zurückhalten zu können. Man vergegenwärtige sich nur, ein Liebesroman, der im letzten Capitel unterbrochen wird ….
    Nun aber ans Werk, und – wie Herr Caterna commandirt: »Alle auf die Bühne zum fünften!« – zum fünften Acte nämlich, in dem die Dramen ihre Lösung zu finden pflegen.
    »Wir können den braven jungen Mann nicht verurtheilen lassen! sagt der Major Noltitz. Wir müssen uns sofort zum Director der Groß-Transasiatischen Bahn begeben, und wenn er Alles erfahren hat, wird er der Erste sein, jede weitere Verfolgung einstellen zu lassen.
    – Gewiß, bemerk’ ich dazu, denn es ist nicht zu leugnen, daß Kinko den ganzen Zug sammt den Passagieren gerettet hat …
    – Ohne von dem kaiserlichen Schatze zu reden, fügt Frau Caterna ein, von den Millionen Seiner Majestät!
    – Ganz richtig, bestätigt Pan-Chao. Leider ist Kinko der Polizei in die Hände gefallen; man hat ihn ins Gefängniß geschleppt, und aus einem chinesischen Gefängniß kommt man nicht so leicht wieder heraus.
    – Beeilen wir uns also, antworte ich, zum Director der Gesellschaft zu kommen!
    – Halt, ruft da Frau Caterna, könnten wir nicht zusammenschießen, um das Fahrgeld für ihn zu erlegen?
    – Dieser Vorschlag macht Dir Ehre, Caroline! ruft der Komödiant, der schon mit der Hand nach dem Geldtäschchen fährt.
    – Meine Herren, meine Herren, fleht Zinca Klork, deren hübsche Augen in Thränen gebadet sind, retten Sie meinen Verlobten, eh’ er verurtheilt wird …
    – Natürlich, mein Schätzchen, tröstet sie Frau Caterna, natürlich, mein Herz, wird er gerettet, Ihr Bräutigam, und müßten wir eine Benefizvorstellung für ihn geben …
    – Bravo, Caroline, bravo!« jubelt Herr Caterna, der ihr mit der Kraft eines Unteranführers der Claque seinen Beifall spendet.
    Wir überlassen die junge Rumänin den ebenso übertriebenen wie aufrichtigen Zärtlichkeiten der vortrefflichen Soubrette. Frau Caterna will sie nicht verlassen, erklärt, daß sie sie als Tochter betrachte und mit der Opferfreudigkeit einer Mutter vertheidigen werde. So begeben wir, Pan-Chao, der Major Noltitz, Herr Caterna und ich, uns nach dem Bahnhof zurück, wo sich die Amtsräume des Directors der Groß-Transasiatischen Eisenbahn befinden.
     

    Und hervor springt Kinko, wie ein Teufel aus dem Zauberapparat. (S. 268.)
     
    Der Director ist in seinem Bureau, und auf Verlangen Pan-Chao’s werden wir bei ihm eingelassen.
    Er ist ein waschechter Chinese und mit allen stockchinesischen Verwaltungskniffen vertraut, ein Beamter, der seines Amtes aus dem ff waltet und der seinen Collegen im alten Europa manche Nuß zu knacken geben könnte.
    Pan-Chao erzählt ihm den Verlauf der Sache, die uns zu ihm führte, und da der Director russisch recht

Weitere Kostenlose Bücher