Clean Team
unter der Kühlerhaube hervor und sehe zwei von ihnen diagonal über das schachbrettartige Straßennetz fliegen. Ich lege den Kerzenschlüssel auf der Stoßstange ab, schlendere die Auffahrt hinunter und beschirme die Augen.
Einer der LAPD-Helikopter hängt bewegungslos am Himmel. Der andere neigt sich leicht in den Wind und knattert dann in Richtung Westen davon. Auf dem Highland Drive ertönen Sirenen. Als ich die Straße hinunterspähe, jagen einige Blocks entfernt zwei Streifenwagen mit Blaulicht vorbei. Ich ziehe mein neues Handy aus der Tasche und überprüfe, ob es eingeschaltet ist. Noch mehr Sirenen auf dem Sunset. Ich blicke hinauf zum ersten Helikopter. Er ist nicht allzu weit entfernt, vielleicht ein oder zwei Kilometer. Ich überlege, ob ich hinlaufen soll, ziehe meinen Geldbeutel heraus, habe aber die Kreditkarten nicht einstecken. Mist. Ich marschiere die Auffahrt wieder hoch. Wenn es was Wichtiges ist, werde ich ohnehin verständigt. Deputy Mercer ruft mich an und empfiehlt uns an die Betroffenen weiter. Im Moment ist die Zündanlage wichtiger, als neue Kunden an Land zu ziehen.
Ich stecke den Kopf wieder unter die Kühlerhaube, schraube die letzte Zündkerze heraus und reibe sie sauber. Dann gehe ich in die Hocke, angle mir die Kerzenlehre aus Chevs Werkzeugkasten und schiebe den Fühler zwischen die Elektroden. Der Abstand ist zu groß. Wie bei den vorigen
auch. Ich drücke die Kerzenspitze gegen den Asphalt, verringere so den Abstand und messe erneut nach. Die Fühllehre lässt sich jetzt nur noch mit leichtem Kraftaufwand zwischen die Elektroden schieben. Ich stehe auf und schraube die Zündkerze wieder an ihren Platz.
Das Rotorgeräusch des Hubschraubers verändert sich, und ich verfolge durch ein paar Ficuszweige, wie er abdreht in Richtung K-town oder Rampart oder Boil Hights oder Skid Row. Sicher erwarten ihn dort dringendere Aufgaben, als am helllichten Tag über einem Tatort in Hollywood zu kreisen.
Ich verfolge seine Flugbahn zurück zu der Stelle, an der er ursprünglich schwebte.
In der Gegend liegt ein Neunundneunzig-Cent-Laden. Lohnt sich vielleicht doch, dort mal vorbeizuschaun. Außerdem könnte ich gleich den Kram für heute Abend besorgen.
Ich bücke mich, sammle die Werkzeuge ein und stelle dabei im Kopf die Einkaufsliste zusammen.
Scotch-Brite-Pads.
Drahtbürsten.
Farbschaber.
Große Schwämme.
Und diese kleinen Nylonschrubbschwämmchen.
Die sind wirklich prima, kleine Bäusche aus Plastikgeflecht, perfekt für Spalten und Ecken und um kleine Bröckchen Schädel und Hirn zu erwischen. Ideal bei Schussverletzungen.
Am nächsten Tag mache ich mit meinem Datsun einen Ausflug über die Hollywood Hills.
Es ist meine erste Spritztour, und er fährt sich noch etwas bockig, wie eben ein 510er mit sechsunddreißig Jahren auf
dem Buckel. Aber ich steige in keinen verdammten Bus mehr. Wieder ein normaler, einigermaßen gesunder Mensch zu werden, ist eine Sache. Aber es gibt eindeutig Grenzen. Ich habe mich der Herausforderung gestellt. Weil es mir einfach zum Hals raushing, ständig auf eine Mitfahrgelegenheit angewiesen zu sein. Aber es war die Hölle. Schweißausbrüche. Schwindel. Einmal bin ich sogar umgekippt. Das war lustig. Du musst nur in einem öffentlichen Verkehrsmittel das Bewusstsein verlieren, und schon hängt dir das LAPD am Arsch und nimmt dich komplett auseinander.
Immerhin habe ich beim Busfahren einiges begriffen.
Etwa die Tatsache, dass ich nie wieder ganz gesund werde. Und dass ich diese Geschichte niemals vollständig überwinde. Es gibt einfach Dinge, über die man nie gänzlich hinwegkommt. Und warum sollte man das überhaupt wollen? Ich will es jedenfalls nicht. Wenn ich lang genug Bus fahre, stumpft mich das vielleicht ab, aber es macht mich nicht gesund.
Und ich will nicht abstumpfen.
Ich kurve den Canyon hinauf, lasse jedoch die Abzweigung zu L.L.s Haus links liegen. Es reicht, alle paar Wochen dort aufzukreuzen. Die Wohnung ist inzwischen einigermaßen aufgeräumt. Nicht gerade blitzsauber, aber zumindest sind sämtliche Todesfallen beseitigt. Als ob L.L. das kümmert.
Kein Problem, Web, egal, welcher Form von Therapie du dich gerade unterziehst, fühl dich ganz frei. Klar doch, natürlich, spazier einfach in das Haus deines Vaters und beseitige sämtliche Spuren von Individualität. Tu, was immer du für nötig hältst, um seine Persönlichkeit auszuradieren und eine neue Realität zu schaffen, in der dieser Mensch nicht mehr
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