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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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und schob es ihm über den Schreibtisch zu. »Sie hat sich 1972 in der Schweiz das Bein gebrochen. Sie war mit einem Freund dort und ist sechs Wochen geblieben, so lange, bis der Gips wieder abgenommen werden konnte. Deswegen hat niemand etwas von dem Beinbruch gewusst, auch Cleveringa nicht. Schon damals war die Kommunikation zwischen den Eheleuten gestört. Cleveringa hatte sie ausschließlich wegen ihres Geldes geheiratet.«
    Meulendijk nahm das Foto und hielt es mit beiden Händen vor das Licht der Stehlampe.
    »Das Original befindet sich in der Schweiz«, bemerkte ich.
    Er schaute mich mit gekränktem Blick an, als würde ich tatsächlich glauben, er sei dazu fähig, Beweismaterial zu vernichten.
    »Cleveringa hatte eine Geliebte, eine junge Belgierin, die von ihm schwanger wurde. Er kaufte sich von ihr mit Cleopatras Geld frei und schickte sie nach Malta. Das war 1980. Cleo kam dahinter und wurde so böse, dass sie mit ihrem Freund durchbrannte, demselben wie damals in der Schweiz. Ihr Flug nach Teneriffa war ein Ablenkungsmanöver; sie wollte für eine Weile untertauchen und die Scheidung beantragen. Der Flugzeugabsturz bot ihr die Chance, ganz zu verschwinden und eine viel grandiosere Rache zu planen. Sie hasste ihren Mann und wollte ihn vernichten. Dass er eine Geliebte mit einem unehelichen Kind hatte, war natürlich noch nicht ausreichend, und aus der Tatsache, dass er eine illegale Doppelehe einging, als er 1982 Helene van Staveren heiratete, hätte er sich herausreden können, indem er sich dumm stellte. Aber Cleveringa wusste, dass seine Frau noch lebte, weil sie ihn am Abend vor seiner Hochzeit anrief.«
    »Ist das wahr?«, fragte Meulendijk entsetzt.
    »Hundertprozentig. Ich habe eine Zeugin, die alles genau mitverfolgt hat. Cleo wollte aber nicht nur seinen Ruf ruinieren, sondern ihn auch ins Gefängnis bringen. Zusammen mit seinem Freund Scholte hatte Cleveringa seit seiner Studentenzeit eine GmbH mit dem etwas dämlichen Namen ›Belegtes Brötchen‹. Er benutzte Cleos Geld für Investitionen, die jedoch schief gingen. Danach kamen sie auf die Idee, mit Devisenschwindel Geld zu machen, wofür sie sich die Kontakte zu Nutze machten, die Cleveringa im Ausland aufgebaut hatte.«
    »Spekulation ist nicht strafbar«, bemerkte Meulendijk.
    Ich lachte leise. »Ich glaube nicht, dass er auch nur die geringste Chance gehabt hätte, Minister zu werden, wenn bekannt geworden wäre, auf welche Weise er ein Vermögen verdiente. Er besaß ein Netzwerk von Tippgebern in acht oder zehn Ländern, Leute in Zentralbanken und Wirtschaftsministerien, die hohe Belohnungen für Hinweise auf die Entwicklung ihrer Währung kassierten. Wenn dir das System nicht klar ist, kann Nel es dir erklären.«
    Meulendijk machte ein ernstes Gesicht und schaute Nel an. »Ich glaube, ich verstehe es schon.« Er lehnte sich nach vorn und stützte sein Kinn auf beide Daumen. Er beherrschte sich vorbildlich. Das überraschte mich. Ich war mir ganz sicher, dass er sich an den Brief von Cleopatra erinnern konnte.
    »Cleo wollte ihn in aller Öffentlichkeit demontieren und wählte zu diesem Zweck den Zeitpunkt seiner Ernennung zum Minister. Die gesamte Politik befand sich auf einem Fest auf Buchenstein, inklusive Ministerpräsident und Fernsehteam. Wir haben das Hotel ausfindig gemacht, von dem aus sie an jenem Morgen aufbrach, und wir haben einen Zeugen, der Cleopatra auf Buchenstein hat ankommen sehen. Sie besaß keine Einladung und wurde von Scholte am Tor abgeholt. Scholte hat sie ermordet, bevor sie die Haustür erreichten. Nachts haben sie sie dann unter dem Tennisplatz vergraben.«
    »Kannst du das beweisen?«
    »Alle Begleitumstände, ja. Der Mord ist eine logische Schlussfolgerung.«
    Meulendijk schwieg eine Weile. Es war so still, dass ich meinte, die Laufgeräusche des Kassettenrekorders in Nels Tasche zu hören.
    »Du warst nicht untätig«, sagte Meulendijk dann.
    Es klopfte leise an der Tür und Frau Meulendijk erschien in ihrer fast naiven Freundlichkeit in der Türöffnung. »Bernard, wird das …« »Emma, lass uns allein«, sagte Meulendijk mit unerwarteter Schärfe.
    »Oh, pardon.« Die Tür wurde eilig wieder geschlossen.
    Ich wechselte einen Blick mit Nel und sagte: »Bevor Cleopatra zu diesem Fest fuhr, hat sie in ihrem Hotel einen Umschlag in Verwahrung gegeben, mit der Bitte, ihn per Einschreiben an Staatsanwalt Meulendijk in Amsterdam zu senden, falls sie nicht innerhalb einer gewissen Zeit wieder zurückkäme. Sie

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