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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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worden sein muss. Sie konnte nicht identifiziert werden, aber die Tochter von Cleopatra glaubt, es könne sich um ihre verschwundene Mutter handeln. Die Sache ist kompliziert, aber Cleopatra war mit Clara befreundet und ich habe eine Weile die Vermutung gehabt, die Frau unter dem Tennisplatz könne Clara sein.«
    Metz lächelte bitter. »Diese Möglichkeit können Sie ausschließen. Clara ist hier ertrunken.«
    »Ja.«
    Er schwieg einen Augenblick, um seine Gedanken zu ordnen. »Ich habe Clara auf Malta kennen gelernt, im Sommer 1980. Ich war Dozent für Chemie an der Universität Münster, aber ich wollte aussteigen. Ich hatte eine hässliche Scheidung hinter mir, hatte mein Haus verloren, aber ungefähr fünfzigtausend Mark waren mir geblieben.« Er lächelte Marga an. »Manchmal wollen Menschen alles verändern, Grenzen überschreiten, einen ganz neuen Anfang machen.«
    »Ich kenne das Phänomen«, sagte ich.
    »Malta faszinierte mich. Ich hatte vor, etwas an der Küste zu kaufen und herzurichten, vielleicht ein paar Zimmer an Touristen zu vermieten. Ich machte mich mit Maklern auf den Weg und fuhr selbst herum. Dann traf ich Clara.«
    »War sie allein?«
    Sein Gesicht wirkte müde. »Nein. Sie war in Gesellschaft einer Freundin, so stellte sich die Frau zumindest vor, aber sie verhielt sich eher wie eine Art Leibwache. Clara konnte keinen Schritt tun, ohne dass sie ihr folgte.«
    »Können Sie sich noch an ihren Namen erinnern?«
    »Betty, sonst nichts. Sie war nicht sehr aufgeschlossen. Clara verabscheute sie und dieses Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit. Sie stritten sich andauernd.«
    »Wie haben Sie sich denn dann kennen gelernt?«, fragte ich.
    »Clara und ich fühlten uns sofort zueinander hingezogen. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick, aber mir war schon klar, dass bei ihr auch noch die Tatsache eine Rolle spielte, dass sie jemanden brauchte. Aber das war nur am Anfang so, da bin ich mir ganz sicher.«
    Er machte eine Pause, ein wenig herausfordernd, als sei er bereit, auf jeden loszugehen, der es wagte, seine Erinnerung zu beflecken.
    »Sie wohnten im selben Hotel wie ich, drüben in Victoria. Sobald ich mit Clara allein war, war es …« Er suchte vergeblich nach Worten. »Sie wollte mich gern auf meiner Immobiliensuche begleiten. Diese Betty kam auch zweimal mit. Dann reiste sie plötzlich ab, ohne nähere Erklärung, jedenfalls mir gegenüber. Clara sagte nur, sie hätten sich gestritten. Das war in derselben Nacht, als wir das erste Mal miteinander schliefen. Clara war erleichtert, wie befreit und sie wollte weg von Malta. Darum gingen wir nach Gozo.«
    »Wussten Sie, dass sie schwanger war?«
    »Ja, natürlich. Sie war im vierten Monat. Aber das war mir egal. Ich war glücklich mit ihr und mit unserem Sohn und das blieb so, die ganzen zehn Jahre. Clara hat nie an Abtreibung gedacht und ich war froh darüber. Sie hat Xlendi ausgesucht und dieses Apartmenthaus war auch ihre Idee. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah, als sie mit mir zu einer Bank in Valletta ging, um ihr Guthaben auf ein gemeinsames Konto hier auf Gozo zu überweisen. Es war hauptsächlich ihr Geld, womit wir das alles hier aufgebaut haben.«
    »Wissen Sie, wo das Geld herkam?«
    »Aus der Schweiz. Credit Suisse in Zürich. Kein Name, ich glaube, es war eins von diesen Nummernkonten. Fast vierhunderttausend Schweizer Franken. Ich nehme an, es stammte von Hans’ Vater. Vielleicht war es als Beitrag für den Unterhalt des Kindes gedacht.«
    »Was hat sie über seinen Vater erzählt?«
    Metz schüttelte den Kopf. »Es war ein Irrtum. Ein verheirateter Mann, jemand Hochrangiges offenbar, aber sie wollte ihn vergessen, spurlos verschwinden und genau wie ich neu anfangen. Sie wollte völlig unauffindbar bleiben und deshalb konnten wir auch nicht offiziell heiraten, da wir dafür bestimmte amtliche Dokumente benötigt hätten.«
    »Vielleicht war diese Unauffindbarkeit auch eine Bedingung«, bemerkte ich.
    »Eine Bedingung?«, fragte er, als habe er nicht ganz genau verstanden, was ich meinte.
    »Für das Geld?«
    Er gab einen verächtlichen Laut von sich. »Sie werden denken, dass ich einfach den Kopf in den Sand gesteckt habe. Aber es war Claras Vergangenheit. Ich hatte auch eine. Sie sprach nie darüber und ich habe sie nie dazu gedrängt, weil unsere Vergangenheit für sie und für mich keine Rolle spielte. Wirklich nicht. Ich war glücklich mit Clara. Ich wollte nie wissen, ob die Leibwächterin sie hierher gebracht hatte,

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